Ebbe & Flut und Qualitätsjournalismus

Das ich aus Norddeutschland stamme hört ihr ja schon an meinem Dialekt. Und gerade als Norddeutscher bekomme ich ich pickligen Ausschlag, wenn ich ausgerechnet in der Tagesschau lesen muss:

Die Behörden hätten aus den Erfahrungen beim Oder-Hochwasser 1997 und bei der Elbe-Jahrhundertflut 2002 nichts gelernt.

Wisst ihr, wie die Flut zustande kommt? Durch die Anziehungskraft des Mondes, welche sich auf die Wassermassen auswirkt (Ok, auch die Sonne spielt da mit rein, aber das wird sonst zu kompliziert). Quasi wie ein Magnet zieht der Mond das Wasser mal hin und mal her.

Das aber der Mond das Wasser die knapp 500km aus der Nordsee bis nach Dresden hinter sich her zieht, halte ich für sehr-sehr unwahrscheinlich.

Wikipedia kann uns da helfen:

Bereits in den ersten Augusttagen im Jahr 2002 lösten starke Regenfälle in den Alpen (siehe Donauhochwasser 2002) sowie im Erzgebirge und Riesengebirge schwere Überschwemmungen und verheerende Schlammlawinen in Deutschland,Österreich, Polen, Tschechien und Italien aus.

Liebe Qualitätsjournalisten der Tagesschau: 2002 war vielleicht ein Jahrhunderthochwasser, aber ganz sicher keine Jahrhundertflut.

Ausgerechnet von der Tagesschau (die ja auch im Norden beheimatet ist) hätte ich ein wenig mehr Sachkenntnis erwartet.

Man müsste Politiker öffentlich Arschloch nennen dürfen

Und damit meine ich nicht die beiden Klappskallis Daniel Bahr und Norbert Röttgen (ja, unseren Umweltverschmutzerminister), die mir gestern bei Plasberg durch ihre Aussagen so massiv auf die Nerven gingen. Ich frage mich, ob die beiden so dumm sind oder uns – wider besseren Wissens – schlicht belügen. Egal, so oder so machen mir beide pickligen Ausschlag.

Die Rede soll heute aber von Roland „Ich bin hier nur der“ Koch sein. DER Mann, den die Hessen als Ministerpräsidenten ertragen müssen. Dieser Koch, der unter den Buddhisten sehr angesehen ist und dem man nachsagt – trotz CDU und römisch-katholischer Glaubenszugehörigkeit – sich auch zum Buddhismus zu bekennen.

Was also hat dieser Koch nun schon wieder verbrochen? Sagen wir mal so: Wenn man Lehrer ist und sieht wie ein paar Halbstarke einen schwachen Schüler verprügeln und dabei wird ein teures Auto beschädigt, wer hat dann den Schaden an dem Auto zu bezahlen? Ist ganz einfach – denkt man. Und findet Koch auch. Roland Koch, diese Sternstunde der christlichen Politik schnappt sich den pickeligen Jüngling und verpflichtet ihn den für den Schaden aufzukommen. Warum? Na ist doch ganz einfach, weil sich Koch (der selbst ein absoluter Schwächling zu sein scheint) nicht an die Halbstarken ran traut.

Als ich diesen Spiegel-Artikel las kam mir fast das Vatertagsfrühstück (das mir meine Prinzessin liebenswerter Weise zubereitet hat) wieder hoch:

Um die massiven Schulden zurückzuzahlen und die Haushaltslöcher zu stopfen, die durch Lehman- und Euro-Krise entstanden sind, sollen Bildung und Forschung bluten. Den Ausbau der Krippenplätze für Kleinkinder stellt der hessische Ministerpräsident in Frage, höhere Investitionen in Hochschulen und Forschung will er auf die lange Bank schieben.

Das Verursacherprinzip wird ad absurdum geführt. Diejenigen, die in Zukunft am heftigsten unter der Schuldenlast zu ächzen haben, werden jetzt schon mal vorab geknechtet. Nicht die Banken und Investoren, nein die Schwachen – von einigen Menschen als unsere Zukunft bezeichnet – sollen noch weiter bluten. Dem Koch selbst wird es egal sein. Seine beiden Söhne werden keinen Krippenplatz beanspruchen müssen. Seine Söhne Dirk (der sein Geld als Fotograf verdient) und Peter werden sicherlich auch von den Einschränkungen im Bereich Studium nicht so arg gebeutelt werden. Im Zweifelsfall besorgt Papi halt ein Stipendium. Die Kosten für den Auslandsaufenthalt – Bildungskosten – kann Papi Koch bestimmt auch von der Steuer absetzen.

Aber wie sieht dass mit den Menschen aus, die nicht das Gehalt eines Ministerpräsidenten erhalten? Kann sich ein vollzeitbeschäftigter Hartz-IV Aufstocker einen Krippenplatz aus eigener Tasche finanzieren? Wird dieser die Studiengebühren seiner Kinder bezahlen können?

Alles nur, damit feige und schwache Menschen wie dieser Koch sich nicht mit den Halbstarker anlegen müssen. Weil aber diese feigen Politiker die Halbstarken in Schutz nehmen und ihnen auch gern mal ein Eis ausgeben und neue Lederjacken spendieren, stehen diese Politiker unter dem Schutz der Halbstarken.

Oder wie der Spiegel schreibt:

Wer so etwas fordert, qualifiziert sich vielleicht als Präsident des Bankenverbands, aber nicht dafür, Staatsverantwortung zu tragen.

Nicht nur wegen der Hartz-IV Betrachtungen mag ich das Verfassungsgericht

Das Bundesverfassungsgericht ist leider zu oft die letzte Bastion der Menschenrechte und auch der Menschenwürde in diesem Land. Wahrscheinlich bekommen unsere Regierenden pickligen, eitrigen Ausschlag, wenn sie an das letzte Korrektiv in unserem Staat denken, der ihnen allzu oft in ihre lobbygesteuerten Bemühungen fährt, die in der Bundesrepublik lebenden Menschen zu unterdrücken und zu kontrollieren.

So sind die derzeitig laufenden Untersuchungsergebnisse und Bewertungen der Karlsruher Richter nur ein weiteres Detail der Perversion unseres „Rechtsstaates“.

Wusstet ihr, wie der Hartz-IV Regelsatz ermittelt wird?

Das Statistische Bundesamt befragt, wie es zu seinen Aufgaben gehört, die Verbraucher über ihre Ausgaben für die lebensnotwendigen Dinge – und erstellt daraus die Verbrauchsstatistik. Der Hartz-IV-Gesetzgeber nahm nun daraus die Verbrauchsdaten der unteren zwanzig Prozent der Einkommensbezieher, und strich einzelne Positionen daraus ganz heraus oder machte kräftige Abschläge – weil angeblich Dinge enthalten sind, die der Hartz-IV-Mensch nicht braucht. Näher geprüft hat das der Gesetzgeber aber nicht.(Hervorhebung von mir)

klärt die Süddeutsche auf. Das hervorgehoben, kleine, unscheinbare Detail birgt allerdings Potential, denn erst mit folgendem:

Umstritten war in Karlsruhe aber auch grundsätzlich, ob die Vergleichsgruppe, die kein Hartz IV bezieht, überhaupt ein geeigneter Maßstab für die Definition des Existenzminimums ist. So fragte Verfassungsrichter Johannes Masing, ob ein niedriges Einkommen heute das Existenzminimum decken könne, solange es keine Mindestlöhne gebe. (Quelle TAZ)

kann man das Ausmass der Statistikperversion begreifen. Denn als Einkommensbezieher gelten AUCH diejenigen Arbeitnehmer, die mit einem so niedrigen Gehalt auskommen müssen, dass sie selbst Anspruch auf Hartz-IV hätten. Im worst-case wird also der Hartz-IV Regelsatz wie folgt errechnet:

  • Man nehme eine Menge X an Hartz-IV Beziehern
  • Man kürze deren zur Verfügung stehende Einkommen um y%
  • Man erhält den zukünftigen Regelbetrag der Hartz-IV Bezieher.

Wer an dieser Stelle noch nicht kotzen muss, hat wahrscheinlich einen Magen der auch in der Lage ist Granit zu verdauen.