Sozialverträglicher Umgang mit Telefonmarketing-Fuzzis

Ich gebe zu, dass ich meist sehr unfreundlich und ungehalten auf den Personenkreis reagiere, der versucht meine Privatsphäre durch seine Geschäftsinteressen zu stören. Ob das Jugendliche sind, die (gefühlt) mitten in der Nacht klingeln um dann „WERBUNG“ in die Sprechanlage zu rufen, oder Dinge wie Payback, ja auch Streetview oder eben die Telefonmarketingbastarde.

Gestern war es wieder soweit: Telefon klingelt, Display zeigt an „anynom“. Das deutet mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit auf verbotenes Treiben hin. Ich nahm ab und meldete mich lapidar mit „Ja bitte?“. Mein Gegenüber fragte mich ob ich denn heute schon in den Briefkasten geschaut hätte, schliesslich wäre ich ja ein Gewinner.

An dieser Stelle wird eine Weiche im Kopf gestellt. Typischerweise erkläre ich hier etwas von „Verbotenes Treiben“, „Wann habe ich Ihnen erlaubt mich zu kontakten“ oder ähnliches. Gestern war es anders. Ich war müde und ich wollte Spass.

Ich ging auf die nette Dame ein. Ich erklärte ihr, dass ich mich aber sehr freute, dass ich gewonnen habe, dass mir so etwas eher gar nicht passiert. Sie ging wunderbar auf mich ein. Erklärte mir auf welche Art sie versucht mich zu verarschen: Kostet nur 59€ im Monat und wenn ich mal einen Monat keine Warenprobe (im Warenwert von 50cent?)  bekomme, wird der Betrag natürlich nicht abgebucht!

Ich liess mir alles episch erklären, fragte nochmal hier und dort nach und habe dann aber leider (ihr ahnt es schon?) die alles entscheidende Frage „Nehmen Sie dieses Angebot nun an – wir brauchen das nochmal für unser System“ mit „nein“ beantwortet.

Erst später ging mir auf, dass ich mich sozial verhalten habe. Denn jede Sekunde, die die meine Anruferin in meiner Leitung hing, konnte sie keine ahnungs- und wehrlosen Menschen um ihr Geld bringen.

Also, sollte mal wieder jemand versuchen euch am Telefon unnötzen Mist aufzuschwatzen: Haltet ihn schön lange in der Leitung!

Wird aus Zensurula nun Arbeitslosula oder Lügenula?

Es gibt Politiker, die Projekte und Ziele auschliesslich danach bewerten, wie sie an Stammtischen und Headlines der bezahlten Holzpresse ankommen. Ursula von der Leyen ist ein prima Beispiel für diese Art der Emporkömmlinge.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen will für Langzeitarbeitslose ohne Jobperspektive rund 34.000 Plätze zur gemeinnützigen Bürgerarbeit schaffen. Hartz-IV-Bezieher sollen für bis zu drei Jahre einen festen, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz erhalten und für eine 30-Stunden-Woche 900 Euro im Monat bekommen.

schreibt die Tagesschau. Was man sich unter dem Stichwort Bürgerarbeit vorstellen kann und muss, kann man in einem älteren  Tagesschau-Artikel nachlesen:

Ende 2006 bekam sie eine Beschäftigung im Altenpflegeheim des Augustinuswerkes am Rande von Bad Schmiedeberg, gleich neben der Kleingartenanlage „Frohes Schaffen“. Plätzchen backen, basteln, vorlesen, spazieren gehen, zur Musiktherapie begleiten – als Bürgerarbeiterin darf Bennwitz keine Pflegearbeiten übernehmen. Reguläre Jobs in der freien Wirtschaft dürfen durch Bürgerarbeit nicht verdrängt werden.

Ahja, es wird also rausgepellt, was typischerweise bislang als „unterstützende Tätigkeiten“ mit im Rahmen der Pflege- und Betreuungstätigkeit zum Berufsbild des Altenpflegers gehörte. Als Folge werden die Altenpfleger ausschliesslich die „Hardcore-Pflegetätigkeiten“ durchführen und wenn dann kein Bürgerarbeiter verfügbar ist, fällt dieser Bereich der Betreuung eben weg. Es ist der gleiche Betrug, wie mit Zivildienstleistenden: Billige Arbeitskräfte werden auf biegen und brechen ins System integriert, Hauptsache der Träger spart Geld. Am Ende wird dann doch weniger Pflegepersonal benötigt.

Der Verdienst:

Monatlich 825 Euro brutto bekommt die Bürgerarbeiterin, davon bleiben ihr etwa 650 Euro. „

Wenn das deutlich mehr als Hartz-IV sein soll, hakt mein Logikmodul gerade. 650€ NETTO für einen 30 Stunden-Job. Das ist eine Frechheit und Statistikverfälschung, aber kein gerechter ARBEITSlohn. Wir rechnen mal zurück: 650€ MINUS 325€Hartz-IV = 325€. Das heisst in obigem Beispiel wäre ein Hartz-IV Empfänger mit 325€ Miete  gleichwertig bedient. Würde er noch einen 1Euro-Job haben, würde er sich finanziell um ca. 30% besser stehen als die Bürgerarbeiterin. Aber man kann es ja mal versuchen.

Und wie mit diesen Hilfsjobs Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, dass muss mir mal jemand erklären. Das hat bei ABM nicht geklappt, das klappt mit 1-Euro Jobs nicht und das wird auch mit Bürgerarbeit nicht klappen. Es ist egal, wie man zu diesem Blödsinn sagt – er bleibt Blödsinn.

Die TAZ-Beiträge sind laut Flattr 25x soviel wert wie die Inhalte des Reizzentrums

Die TAZ hat letzten Monat (naja, in 12 Tagen) 143,55 Euro „erwirtschaftet“, meine Beiträge waren euch – den Leserinnen und Lesern 5,62Euro wert. Leben könnte man davon sicherlich nicht, ist ja auch nicht mein Anspruch. Denn wie versprochen werde ich den Betrag unter den – in meinen Augen – „verdienten Befüllern des Netzes“  verteilen.

Ich habe soeben – aufgrund der 5,56€ „Ertrag“ für den Monat Juni meinen zu verteilenden Etat auf 5,00€ gesetzt.

Ich freue mich über jeden Klick von euch auf den FLATTR-Button am Ende meiner „Pamphlete“ – auch wenn ich den Ertrag nicht für mich selbst nutze, so werte ich die eingehenden Beträge doch als Anerkennung meines Schaffens. Um wieviel ist die TAZ wertvoller als das Reizzentrum?  Ihr bestimmt es. 🙂  Aber denkt auch an all die anderen kleinen oder grösseren Blogger, die ihre Freizeit (jaja, gerade bei mir ist es NUR Hobby) opfern, damit euch wundern, ärgern oder was weiss ich was   könnt.

Danke für die Aufmerksamkeit 🙂 BTW: Ich habe noch zwei Flattr-Einladungen zu vergeben? Any need?