Kratz mich, beiss mich, gib mir Tiernamen

Manchmal könnte ich die Vertreter der Presse einfach nur wegen abgrundtiefer Dummheit windelweich schlagen.  Hat die Presse eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft? Oder sollte man besser fragen „hatte“ – denn dann wäre die Antwort „ja“. Aber dieser Verantwortung stellen sich die Vertreter des Qualitätsjournalismus schon lange nicht mehr. Es geht nur noch um Quote und die Verantwortung liegt nicht gegenüber der Gesellschaft sondern der Griffigkeit der Schlagzeile.

Der Spiegel – das ehemalige Nachrichtenmagazin – überschreibt einen Artikel mit

„20-Cent-Killer“ soll Freundin schwer verletzt haben

HALLO! „20-Cent-Killer„, das macht doch was her. Da ist man nicht mehr der Unbekannte 17-Jährige, sondern man hat sich einen Namen gemacht. Endlich hebt man sich von der Masse der Jugendlichen und Heranwachsenden ab.

Wenn also auch Du aus der Anonymität herauswachsen möchtest und Du es nicht geschafft hast bei Bohlen Demütigungsshow einen Auftritt zu bekommen: Werde zum Mörder! Die Medien machen den Rest – Du wirst zum „Star“.

Wenn Du dann aber vor dem Richter stehst – und das wirst Du, dann bist Du wieder nur ein kleiner Mörder oder Totschläger und wirst danach beURTEILT. Da gibt es keinen Bonus für besonders tolle Namen. Und im Knast sind Menschen die Frauen schlagen auch nicht gerade besonders hoch angesehen – da nutzt der tolle „Medienname“ auch nichts.

Aber so ist das halt bei den Medien. der Verfasser des Spiegelartikels mit dem Kürzel „ala“ darf sich ab sofort mit acht Flaggen schmücken. Wenn er damit fertig ist, kann er sich bei Frau Dyfa informieren, welche Schlagzeilen wir ebenfalls nie wieder sehen wollen.

Ich weiss nicht was ich tun soll. Oder: Mir ist langweilig

„Mir ist langweilig“, „Ich weiss nicht was ich tun soll“, diese Sätze durfte ich früher des öfteren von meiner jüngeren Tochter hören. Dies hieß soviel wie: Hey Vatertier, bespaße und unterhalte mich. Ein Zeichen dafür, dass der Nachwuchs keine eigenen Ideen hatte, was „man“ tun könne.

Diese beiden Sätze scheinen das Lebensmotto von vielen Jugendlichen und Heranwachsenden zu sein (meine Ableger haben sich da geändert *schweiss abwisch*). Viele junge Menschen können nichts mit sich anfangen – dieses kann man feststellen und zur Tagesordnung übergehen. Oder man kann sich fragen: Warum ist dem so? Denn das Problem scheint sich wie ein roter Faden vom Kindergarten bis zur Arbeitslosigkeit mit Studium durch das Leben von vielen Menschen zu ziehen.

Um „mit mir“ etwas anzufangen, muss ich mir darüber klar werden, was ich eigentlich will und/oder wo meine  Stärken, Neigungen aber auch meine Schwächen liegen. Diese Fragestellung gilt vollumfanglich sowohl im Bereich Freizeit, als auch im Berufsleben. Es nutzt nix mich beim Volleyballverein einzuschreiben, wenn ich ein Bewegungslegastheniker bin. Ohne jegliches Interesse an Musik, bringt mich auch der Erwerb einer Stradivari nicht nach vorn (es sei denn als Geldanlage). Ohne eine Fahrerlaubnis nutzt mir die Feststellung nichts, dass ich unbedingt selbst Geld verdienen will und mich als Kraftfahrer bewerbe. Ohne jegliches Interesse an Computertechnik sollte man einen weiten Bogen um ein EDV-Studium machen.

Liebe Jugendliche, Heranwachsende und Andere die es betreffen mag: Bevor ihr euer Leben plant, versucht euch selbst zu verstehen. Findet heraus, was ihr besonders gut könnt, was eure Neigungen sind um dann zu versuchen in diesem Bereich eure berufliche Perspektive zu finden. Macht aber auch nicht den Fehler zu erklären: Nun habe ich XYZ gelernt nun will ich auch unbedingt DIESEN Beruf ausüben. Manchmal dauert es eine Zeit bis das Jobangebot und ihr zusammen trefft. Nutzt die Zeit dazwischen!

(Fast) JEDE Tätigkeit ist irgendwie sinnvoll. Ich habe vor langer Zeit neun Monate im Lager eine Ledergroßhändlers gearbeitet. War ein Hiwi-Job. Aber ich konnte meine Miete bezahlen und habe sehr viel über Leder, Lederpflege, Lederherstellung sowie Orthopädie gelernt. In den 6 Monaten als Getränkeausfahrer (Bierkutscher) habe ich mehr über Menschen gelernt als so mancher Psychologiestudent in 5 Semestern, und auf der Hamburger Reeperbahn als Bierkutscher zu arbeiten ist ECHT bunt :).

Wenn ihr ein Hobby habt, dass euch Freude macht: Versucht es zu perfektionieren. Vielleicht wird daraus ein Beruf? Versucht euch informell so breit wie möglich aufzustellen. Ich habe mich lange Jahre hochspezialisiert – nachdem ich arbeitslos wurde stellte ich fest: FEHLER. Denn diese dedizierten Spezialisten finden nur sehr schwer einen Job. Baut euch eine breite Basis auf von der aus ihr dann agieren könnt.

Ihr wisst doch: Eine solide Basis ist die Grundlage eines jeden Fundaments!  Spass beiseite: Wer gern als Englisch-Deutsch Übersetzer arbeiten möchte, sollte auch Spanisch und Französisch lernen. Was nutzt die Perfektion in Englisch/Deutsch, wenn der potentielle Arbeitgeber auch Bedarf an anderen Sprachen hat?

Obiges schwirrte mir schon längere Zeit durch den Kopf und musste einfach mal raus.

Berlin/München – Gewalt von allen Seiten, aber warum?

Während wir – die Onlinezunft – uns eher über die prügelnden Polizisten in Berlin echaufieren, beschäftigt ein ganz anderer Fall von Gewalteskalation die historischen Medien noch mehr: Der Angriff von jugendlichen Gewalttätern auf einen Mann, der im Rahmen der Nothilfe eben diese Jugendlichen davon abhalten wollte einen anderen Menschen zu verprügeln.

Ein gestandener Mann, mit Arsch in der Hose, der nicht wie Frau von der Leyen wegschaut, sondern aktiv gegen Unrecht tätig wird, bezahlt seine Zivilcourage mit seinem Leben. Eine erschütterende Bilanz, die uns aber nicht abhalten sollte weiterhin couragiert gegen Unrecht vorzugehen.

Schon brüllen die ewigen Scharfmacher aus der Politik (allen voran die CSU) nach mehr Polizei und mehr Überwachung. Natürlich tun sie das – geradezu wie ein Hund anfängt zu sabbern, wenn er das Essen im Napf sieht. Aber allein vom sabbern wird man nicht satt. Denn Gesetze gibt es genug – sie müssen nur konsequent angewandt werden. Jugendstrafrecht für Heranwachsende ist gerecht – für Heranwachsende die „übern Strang schlagen“. Die Nutzung der Heranwachsendenregel muss ein Sonderfall sein – und nicht die Regel. Der Ruf nach mehr Kameraüberwachung kommt aus der gleichen Ecke. Aber wo liegt der Geschwindigkeitsvorteil zwischen einem telefonischen Notruf (wie in das Opfer in München tätigte) und einer Videoüberwachung? Wenn Polizisten bei einem dedizierten Notruf langsamer reagieren als bei einer Massenüberwachung, dann stimmt etwas grundsätzliches nicht. Und der Ruf nach „mehr Polizei“ kommt aus den gleichen stumpfen Köpfen, die vor geraumer Zeit die Einsparungen des Polizeitetats forderten.

Auch ich war „jugendlich“ und ja ich hatte nicht nur „Mist im Kopf“ sondern ich habe auch „Scheisse“ gebaut (wurde aber nie erwischt hrhrhr). Die Art des „Mist bauens“ hatte aber eine andere Qualität. Es waren keine Gewaltverbrechen, sondern eher „grober Unfug“ bis hin zu Sachbeschädigungen – allerdings kleinsten Ausmasses und letztendlich vom Taschengeld oder Ausbildungsgehalt finanzierbar.

Heutzutage sind die Grenzen aber zu weit gesteckt. Kriminalität und Gewalt sind  salonfähig geworden und genau DAS ist unser gesellschaftliches Problem.

Auch wenn es auf dem ersten Blick nicht so aussieht, aber so sehe ich doch auch mehrere Verbindungen zwischen den Vorfällen in München und Berlin. Auf beiden Seiten wird Gewalt ausgeübt, weil sich die Täter keine Gedanken über etwaige Folgen machen (müssen?). Viel schlimmer: Die Polizei geht mit schlechtem Beispiel voran. Auch die stete Wirtschaftskriminalität im Bereich Steuerhinterzeihung, Betrug und der Dinge mehr ist nicht das, was man als „gutes Beispiel“ für den Nachwuchs bezeichnen kann. Wenn der Herr Zumwinkel vor Gericht das Blaue vom Himmel lügt und für uneidliche Falschaussage vor Gericht nicht belangt wird, wie soll man da einem 16jährigen erklären, dass er die Wahrheit sagen muss? Wie transportiert man dies? Wenn Polizisten – wie in der Vergangenheit oft genug vorgekommen – unangemessene Gewalt anwenden, warum sollte dies der 19jährige nicht auch tun dürfen?

Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass wir ein gesellschaftliches Problem haben, dass man mit Gesetzen nicht lösen kann. Es geht um die Vorbildfunktion der Gesellschaft – es geht um das Verhalten von Managern, Polizisten und uns allen. Wir können nicht immer alle Probleme auf andere schieben. Wir müssen uns der Tatsache bewusst sein, dass wir keine Symptome, sondern Ursachen bekämpfen müssen.