Soviel zu: Sicherheit durch Kameraüberwachung

Die Legitimation, dass der Staat uns mittels Kameras überwachen darf, wurde argumentativ ja stets mit dem „Es dient ihrer Sicherheit“ bekommen. Die Hamburger Innenbehörde hat eine Studie erstellen lassen, deren Veröffentlichung der Staatsmacht sehr-sehr weh tun muss:

Die Hamburger Innenbehörde hat eine Wirksamkeitsanalyse zur Kameraüberwachung auf der Reeperbahn erstellt. Das Ergebnis: Gewalttaten sind seit der Einführung um ein Drittel gestiegen.

schreibt die TAZ. Jal liebe Politiker hingucken (Überwachung) oder weggucken (Stoppschilder) bringt uns nicht nach vorn. Man muss AKTIV etwas tun. Baut ihr die Kameras jetzt wieder ab und investiert in mehr Beamte?  Kameras schützen nämlich nicht. Weder auf der Reeperbahn, noch in U- und S-Bahnen. Der einzige Unterschied ist, dass ihr eventuell bessere Bilder AUCH von den Tätern habt.

Erste Anzeichen für Unrechtsbewusstsein der Reichen

Westernworld beschrieb es in einem Twitter-Tweet:““prima da weiß man endlich wo klingeln wenn die revolution kommt“. Gemeint sind die sogenannten „Gated Communitys“. Abgeschottete Wohnbereiche, in denen sich die „Reichen“ vom Mob & Pöbel der Strasse abgrenzen. Mittels Zäunen, Kameraüberwachung und Pförtner werden Stadtteile zu High-Security Wohngebieten, in denen nur lebt ….. Ja wer eigentlich?

Derzeit lese ich das Buch „Die Ketzer von Narbonne“, welche im frühen 14. Jahrhundert spielt. Die Zeit in der diejenigen, welche das Volk knechtete sich hinter dicken Mauern verbargen: Kirche und Fürsten. Es setzt schon ein gewisses Unrechtsbewusstsein bezüglich des eigenen Handelns vorraus, sich in Wohngebiete zurück zu ziehen, in denen:

Zutritt bekommt nur, wen die Bewohner der Luxusapartments beim Pförtner anmelden. (Quelle Spiegel)

Das erinnert doch ein wenig an modernen Strafvollzug. Mauer, Bewegungsmelder und stete Überwachung. Wie gross muss die Angst sein, wenn man sich als Individuum so stark abschottet anstelle etwas gegen die Ursache der eigenen Angst zu tun? Wer zahlt 5500€ pro Quadratmeter, wenn er dies nicht muss? Sicher wird ein gewisser Prozentsatz der Anwohner solcher „Neureichen-Slums“ dort aus den gleichen Gründen wohnen, mit denen man gelangweilt seine Wochenenden in St Tropez verbringt: Um zu zeigen, dass man es kann – dass man „dazu“ gehört. In meinen Augen: Armseelig.

Aber ein Rest bleibt, der sich seines Leben in der freien Welt unsicher fühlt. Aber warum? Weil die Kids aus Gründen der Perspektivenlosigkeit und dem daraus erwachsenen Frust eine Gefahr sind? Oder ist es die Angst vor dem Mob der irgendwann – wie einst vor der Bastille – vor der Tür stehen könnte?

Warum macht man sich keine Gedanken wie man Probleme löst? Warum versucht man vor ihnen zu fliehen, die hinter schwarzen Mauern zu verstecken? Ist es nicht kindisch:“Sehe ich dich nicht, siehst Du mich auch nicht“? Die stabilsten Mauern entsehen in den Köpfen …

Berlin/München – Gewalt von allen Seiten, aber warum?

Während wir – die Onlinezunft – uns eher über die prügelnden Polizisten in Berlin echaufieren, beschäftigt ein ganz anderer Fall von Gewalteskalation die historischen Medien noch mehr: Der Angriff von jugendlichen Gewalttätern auf einen Mann, der im Rahmen der Nothilfe eben diese Jugendlichen davon abhalten wollte einen anderen Menschen zu verprügeln.

Ein gestandener Mann, mit Arsch in der Hose, der nicht wie Frau von der Leyen wegschaut, sondern aktiv gegen Unrecht tätig wird, bezahlt seine Zivilcourage mit seinem Leben. Eine erschütterende Bilanz, die uns aber nicht abhalten sollte weiterhin couragiert gegen Unrecht vorzugehen.

Schon brüllen die ewigen Scharfmacher aus der Politik (allen voran die CSU) nach mehr Polizei und mehr Überwachung. Natürlich tun sie das – geradezu wie ein Hund anfängt zu sabbern, wenn er das Essen im Napf sieht. Aber allein vom sabbern wird man nicht satt. Denn Gesetze gibt es genug – sie müssen nur konsequent angewandt werden. Jugendstrafrecht für Heranwachsende ist gerecht – für Heranwachsende die „übern Strang schlagen“. Die Nutzung der Heranwachsendenregel muss ein Sonderfall sein – und nicht die Regel. Der Ruf nach mehr Kameraüberwachung kommt aus der gleichen Ecke. Aber wo liegt der Geschwindigkeitsvorteil zwischen einem telefonischen Notruf (wie in das Opfer in München tätigte) und einer Videoüberwachung? Wenn Polizisten bei einem dedizierten Notruf langsamer reagieren als bei einer Massenüberwachung, dann stimmt etwas grundsätzliches nicht. Und der Ruf nach „mehr Polizei“ kommt aus den gleichen stumpfen Köpfen, die vor geraumer Zeit die Einsparungen des Polizeitetats forderten.

Auch ich war „jugendlich“ und ja ich hatte nicht nur „Mist im Kopf“ sondern ich habe auch „Scheisse“ gebaut (wurde aber nie erwischt hrhrhr). Die Art des „Mist bauens“ hatte aber eine andere Qualität. Es waren keine Gewaltverbrechen, sondern eher „grober Unfug“ bis hin zu Sachbeschädigungen – allerdings kleinsten Ausmasses und letztendlich vom Taschengeld oder Ausbildungsgehalt finanzierbar.

Heutzutage sind die Grenzen aber zu weit gesteckt. Kriminalität und Gewalt sind  salonfähig geworden und genau DAS ist unser gesellschaftliches Problem.

Auch wenn es auf dem ersten Blick nicht so aussieht, aber so sehe ich doch auch mehrere Verbindungen zwischen den Vorfällen in München und Berlin. Auf beiden Seiten wird Gewalt ausgeübt, weil sich die Täter keine Gedanken über etwaige Folgen machen (müssen?). Viel schlimmer: Die Polizei geht mit schlechtem Beispiel voran. Auch die stete Wirtschaftskriminalität im Bereich Steuerhinterzeihung, Betrug und der Dinge mehr ist nicht das, was man als „gutes Beispiel“ für den Nachwuchs bezeichnen kann. Wenn der Herr Zumwinkel vor Gericht das Blaue vom Himmel lügt und für uneidliche Falschaussage vor Gericht nicht belangt wird, wie soll man da einem 16jährigen erklären, dass er die Wahrheit sagen muss? Wie transportiert man dies? Wenn Polizisten – wie in der Vergangenheit oft genug vorgekommen – unangemessene Gewalt anwenden, warum sollte dies der 19jährige nicht auch tun dürfen?

Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass wir ein gesellschaftliches Problem haben, dass man mit Gesetzen nicht lösen kann. Es geht um die Vorbildfunktion der Gesellschaft – es geht um das Verhalten von Managern, Polizisten und uns allen. Wir können nicht immer alle Probleme auf andere schieben. Wir müssen uns der Tatsache bewusst sein, dass wir keine Symptome, sondern Ursachen bekämpfen müssen.