Für die FDP ist Sozialpolitik linkspopulistisch

Immer offener zeigen unsere Fast-Drei-Prozent Partei ihre asoziale Fratze. Die Welt schreibt:

Der CDU-Haushaltsexperte will eine Steuerreform mit höheren Steuern für Gutverdienende finanzieren.

Höhere Steuern für „Gutverdienende“ bedeutet zuerst einmal, dass der Höchststeuersatz wieder in Richtung des Wertes geht, auf dem er bereist war (1990 von 56% auf 53% gesenkt). Denn in den letzten Jahren wurden die Steuern für die einkommensstärkeren Gehaltsempfänger stets gesenkt. Aber natürlich wird diese Forderung sofort kritisiert. Die Art und Weise mittels der dieses geschieht ist allerdings bemerkenswert und ist an Deutlichkeit kaum zu überbieten. Volker Wissing, Vizechef und finanzpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion sagt dazu zum Beispiel:

 Eine solche Erhöhung würde auch kleine Personenunternehmen treffen.

Man muss sich vor Augen halten, dass die Einkommenssteuer stets eine Entnahme des Betriebes ist. Einkommenssteuer greift – im Gegensatz zu Gehältern – keineswegs das Betriebskapital an. Sie entfällt einzig auf das von an Angestellte gezahlte Gehalt oder die Gewinnentnahmen der Eigentümer. Nicht die Steuer, sondern höchstens zu hohe Gewinnentnahmen belasten einen Betrieb. Bei dem Höchststeuersatz greift dies erst bei einem Monatseinkommen von knapp 4.500€ Monatsgehalt – NACHDEM etwaige steuermindernde Faktoren (Freibeträge, Fahrtkosten, etc. pp.)  wirksam wurden!

Aber die schönste Aussage des FDPler Volker Wissing ist folgende:

 „Die Union hat hier einen leistungsfeindlichen Vorschlag gemacht, der bisher nur von linkspopulistischer Seite erhoben wurde.“

Sprich: Jeder, der eine soziale Politik macht (die starken Schultern stützen die Schwächeren) ist ein „Linkspopulist“. Oder: Wer Schwächeren hilft ist ein Feind der FDP. Kein Wunder, dass wir für die Banken so viel Geld über haben, während auf diesem Planeten Kinder verhungern. In den Augen der FDP scheinen hungernde Menschen schlicht Leistungsverweigerer zu sein.

Ich habe mich in meinem persönlichen Umfeld mit ein paar „Besserverdiendern“ unterhalten, die allesamt zu den angesprochenen „Besserverdienern“ gehören: Keiner streubt sich gegen eine Steuererhöhung, wenn diese Mehreinnahmen sozial genutzt werden. Einzig die gierigen Schmarotzer scheinen ein Problem mit sozialer Politik zu haben.

Auch ich – und ich unterliege nicht dem Höchststeuersatz und habe zwei getrennt lebende Kinder zu unterstützen – hätte kein Problem damit, wenn ich mehr Steuern zu zahlen hätte. Ehrlich nicht. Wenn die Mehreinnahmen nicht z.B. den Banken, sondern den Menschen zu Gute kommen würde. Aber ich bin wohl auch nur ein blöder Linkspopulist.

Scheiss-Einkommenssteuer – oder: Wieviel Geld braucht man eigentlich?

Gestern durfte sich die FDP-Blondine (Die hat in Volkswirtschaft studiert! VOLKSWIRTSCHAFT! Ob da Demenz im Spiel ist?)  Silvana Koch-Mehrin bei Hart aber Fair blamieren. Das stete  Gebet der FDP „Die Steuern müssen runter“ geht mittlerweile tatsächlich der Mehrheit der Bundesdeutschen auf den Keks. Aber auch hier im Blog gibt es Leser, die der Meinung sind, dass Steuern Diebstahl sind und am besten weit runter müssen. Nun habe ich mir mal den Spass gemacht und mit Hilfe eines Einkommensteuerrechners ein paar Beispielrechnungen gemacht, in welcher Gehaltsklasse sich eine 5%ige Senkung der Einkommenssteuer wie stark bemerkbar macht.

Gegeben sei:

  • Geburtsjahr des  Steuerzahlers: 1965
  • Kirchensteuer: Nein
  • Die restlichen Parameter machen kaum etwas aus, darum erwähne ich sie hier nicht.

Was also zahlt unser Steuerzahler denn so an Einkommenssteuer, bei welchem Jahreseinkommen und wie wirkt sich eine Steuerentlastung von fünf Prozent aus:

  • Bei 12.000€ Jahreseinkommen: 168€ Einkommensteuer pro Jahr! 5% Ersparnis wären: 0,70€ Pro Monat. Da ist nicht viel Wirtschaftswachstum zu erwarten
  • Bei 24.000€ Jahreseinkommen: 2709€ Einkommensteuer pro Jahr! 5% Ersparnis wären: 11,29€ Pro Monat. Auch nicht der Renner
  • Bei 36.000€ Jahreseinkommen: 5791€ Einkommensteuer pro Jahr! 5% Ersparnis wären: 24€  Pro Monat. Hmm, wer soll denn davon die Wirtschaft ankurbeln.

Wir müssen da mal grössere Zahlen einwerfen.

  • Bei 120.000€ Jahreseinkommen: 39.102€ Einkommensteuer pro Jahr! 5% Ersparnis wären: 162€ Pro Monat. Naja…. bemerkenswert.
  • Bei 240.000€ Jahreseinkommen: 89502€ Einkommensteuer pro Jahr! 5% Ersparnis wären: 372€ Pro Monat. DA geht was.
  • Bei 500.000€ Jahreseinkommen: 205.957€ Einkommensteuer pro Jahr! 5% Ersparnis wären: 858€ Pro Monat. Hossa. Fast 900€ DAS wird die Wirtschaft gewiss retten,

oder wird jemand der ein Einkommen ab 10.000€ monatlich hat seinen Mehrverdienst gar nicht in den lokalen Wirtschaftkreislauf einfließen lassen? Befriedigt man sich als Alleinstehender mit ca. 10.000€ Brutto im Monat nicht ohnehin jedwedes Konsumbedürfnis direkt – auch ohne steuerliche Entlastung?Was wird derjenige mehr ausgeben, wenn er 162€ im Monat mehr zur Verfügung hat? Ich spekuliere mal, dass er dieses Geld anlegen wird. Ein Sparkonto, eine Aktienfond – irgendwas in der Art. Wo aber sind da die Mehreinnahmen für den Staat? Bekommt der Staat diese 168€ doppelt und dreifach wieder rein? Auf der anderen Seite werden die Steuerzahler mit niedrigerem Einkommen kaum helfen die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Ja, wenn derjenigen mit kleinen Einkommen die Entlastung bekommen würden, die bei den besser verdienenden hängen bleibt, DANN würde die Wirtschaft anfangen zu rennen. Aber so?

Wieviel Gehalt benötigt man denn überhaupt als Alleinstehender? Kommt man mit monatlich  3000€ Brutto aus? Reichen 5000€ – oder müssen es 10.000€ sein – oder gar Hunderttausende, wie sie einige Manager bekommen (von Verdienst mag ich hier nicht sprechen..)?

Ich denke dass auch ein Manager mit einem Gehalt von mehr als 50.000€ im Monat irgendwie ein bisschen deutlich überbezahlt ist. Inbesondere wenn ich das in Relation zu dem Gehalt von Krankenschwestern, Feuerwehrleuten und (ja, auch die) Polizisten setze.

        Verarmung mit System

        Das Abrutschen breiter Bevölkerungsteile in den Bereich „Einkommensschwach“ habe ich hier bereits mehrfach thematisiert. Aus diesem Grunde möchte ich – der Vollständigkeit halber – auf einen Spiegel-Artikel hinweisen, der sich mit dem Thema beschäftigt und das perfide System beschreibt mit dem immer mehr Menschen planmäßig ihres Einkommens beraubt werden

        Sie gründen Tochterfirmen, leihen sich Zeitarbeiter oder setzen auf Werkverträge: Immer mehr Unternehmen nutzen legale Winkelzüge, um Tarifvereinbarungen zu umgehen und Löhne zu drücken. Sogar Konzerne in Staatshand bedienen sich der Tricks

        Es geht um die Post, die Mitarbeiter aus dem Staatsunternehmen ausgliedert um ihnen dann nicht den Tarif- sondern nur noch den Mindestlohn zahlen zu müssen. Auch die Bahn bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm. Schlecker, der NICHT-Vorzeigekonzern, schließt Filialen um so allen Mitarbeitern zu kündigen und eben diese über eine Leiharbeitsfirma die nur noch 50% des ehemaligen Lohnes zahlt. Geführt wird diese Leiharbeitsfirma von einem ehemaligen Schlecker-Personalchef. Ein Schelm, wer da einen Plan vermutet.

        Tja, und dank Hartz-IV können die Unternehmen eben so agieren:

        Auch damit wäre Schlecker leider kein Einzelfall: Claudia Weinkopf von der Universität Duisburg-Essen glaubt, dass viele Unternehmen die zusätzliche Leistung als willkommenen Anlass sehen, niedrige Löhne zu zahlen. „Ein Drittel der Aufstocker im Westen und noch mehr im Osten verdienen weniger als fünf Euro pro Stunde“, sagt die Arbeitsrechtsexpertin. Von einem Tariflohn können diese Arbeitnehmer nur träumen. Bei derart niedrigen Stundenlöhnen liege es nahe, dass manche Unternehmen die Grundsicherung missbrauchten, um die Arbeitskosten zu drücken.

        Wenn zu viele Menschen aber ihr Einkommen mittels Hartz-IV aufstocken müssen, wer zahlt dann noch in die Kassen ein? Es MÜSSEN die Vielverdiener, die sich durch die Dumpinglöhne bereichern deutlich massiver zur Kasse gebeten werden. Ich bin für eine deutlichere Progression der Einkommenssteuer sowie die deutliche Anhebung des Höchststeuersatzes. Wir müssen zurück zu einem sozialen System. Die Zeit der Ausbeutung muss ein Ende gesetzt werden.