Erst mit Dreck am Stecken kommt man bei der FDP nach oben

Otto Graf Lambsdorff machte es vor: Erst nachdem er 1987 rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde, kam er 1993 in den Genuss FDP-Ehrenvorsitzender zu werden.

Nun wandelt Sylvana Koch-Mehrin auf seinen Spuren und wird – nachdem ihre Doktorarbeit als Plagiat für ungültig erklärt wurde – Vollmitglied im Forschungsausschuss des Europaparlaments.

Ich lese das so: Nachdem es amtlich ist, dass die Arbeitsweise von Frau Sylvana Koch-Mehrin wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügt, kommt sie in den Genuss das Thema Wissenschaft auf EU-Ebene mitbestimmen zu dürfen. Früher gab es den sogenannten „Befähigungsnachweis“, braucht es heute den Unfähigkeitsnachweis, um eine Anstellung zu bekommen? Ich muss an die Zeit meiner Arbeitslosigkeit denken, als ich mir diverse Male sagen lassen musste, dass ich „überqualifiziert“ wäre. Vielleicht muss man unqualifiziert sein, um heute etwas zu erreichen.

Eine grosse Hilfe für Frau Koch-Mehrin ist nebenbei der Neffe von Otto Graf Lambsdorff: Alexander Graf Lambsdorff

Und die FDP-Delegation will offenbar auch nicht den Druck auf Koch-Mehrin erhöhen, ihr Mandat freiwillig zurückzugeben. Am gestrigen Dienstag haben die FDP-Europaabgeordneten über den Fall Koch-Mehrin gesprochen.

Für Alexander Graf Lambsdorff, den Vorsitzenden der Delegation, geht der Streit um die Doktorarbeit nur die Universität Heidelberg und Koch-Mehrin etwas an. Es sei „keine originäre Aufgabe der FDP-Delegation zur Frage Mandatsverzicht auf die eine oder andere Weise Stellung zu nehmen“, sagte Lambsdorff.

Quelle: Süddeutsche. Unrechtbewusstsein scheint nicht gerade das herausragende Merkmal eines FDP-Mitglieds zu sein.

 

Guttenberg, Held der Transparenz und Vorbild der Leistungsgesellschaft

Wer jetzt noch dem Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg als Fanboy hionterher läuft sollte spätestens jetzt auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen:

Seit ein paar Tagen sickert die Nachricht aus der Uni Bayreuth, aber erst seit Freitag ist es offiziell: Der wegen seiner Plagiatsaffäre zurückgetretene frühere Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will die Ergebnisse zur Untersuchung seiner Doktorarbeit unterdrücken – gegen den erklärten Willen der Universität. Präsident Rüdiger Bormann verschickte am Freitagnachmittag eine Mitteilung: „Dass Rechtsanwälte Herrn zu Guttenbergs gegen eine solche öffentliche Klarstellung in einem früheren Schreiben zunächst Vorbehalte geäußert hatten, hat man an der Universität Bayreuth zur Kenntnis genommen“, heißt es da. Doch am Freitag nun habe man Guttenberg per Brief gebeten, „eine umfassende Information zu unterstützen“.

Quelle Tagesspiegel. Guttenberg, der zuletzt noch erklärte er werde dazu beitragen die Vorfälle aufzuklären, zeigt jetzt sein wahres Gesicht: Er ist ein Blender und Leugner. Warum Guttenberg das Untersuchungsergebnis unter Verschluss halten will kann man der Süddeutschen entnehmen:

In der Plagiatsaffäre hat Karl-Theodor zu Guttenberg zwar Fehler eingeräumt und sich entschuldigt. Er hat aber stets bestritten, absichtlich abgeschrieben und die Hochschule mit seiner Doktorarbeit getäuscht zu haben. Die Kommission der Universität Bayreuth, die den Fall geprüft hat, sieht es anders. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung kommt sie zu dem Urteil, dass Guttenberg mit Absicht gehandelt haben muss. Ausmaß und Art der Plagiate in Guttenbergs Doktorarbeit ließen keinen anderen Schluss zu.

Herr Guttenberg wird sich die nächsten Jahre hoffentlich wieder als „Hausmeister“ um das Gut kümmern, dass seine Vorfahren mit den aus den Untertanen herausgepressten Abgaben erbaute haben. Der Adel hat in der Vergangenheit genügend Schaden angerichtet und Guttenberg ist der Beweis dafür, dass gewisse Kreise nichts gelernt haben.

Ich hoffe nie wieder über diesen Menschen und seine Frau schreiben zu müssen. Ich bitte inständig, dass sie den Kopf unten halten und gut.

Telekom vs. USENET: Erst unbenutzbar machen, dann abschalten

Die deutsche Telekom hat – vor vielen Jahren – Hand in Hand mit AOL für die Unbenutzbarkeit des USENETs gesorgt.

Usenet war das mit dem Gesprächsgruppen, Realnamenpflicht und ganz vielen Trollen. Wobei die Büchse mit den Trolle erst richtig aufgemacht wurde, als Telekom und AOL „IP-basierende Dienste“ als Geschäftsmodell erahnten. Vorher, als das Usenet von Universitäten und Freaks gepflegt und gehegt wurde, kamen Trolle eher gar nicht vor. Im Usenet kannte man sich typischerweise – und wenn man sich nicht direkt kannte, so kannte man meist jemanden, der einen kannte. Sie wissen schon.

Durch diese Art der „Verbundenheit“ behandelte man sich mit Respekt, half sich und ging typischerweise sehr „erwachsen“ miteinander um. OK, es gab natürlich auch Vollhonks, wie den Guenther Merknix (Name leicht angepasst) von der Uni Frankfurt, mit dem auch ich mich trefflich trefflich fetzen konnte. Aber das waren bedauernswerte Einzelfälle.

AOL und Telekom sorgten dafür, dass all die Frontallobotomierten die eben nicht unter dem Titel „Akademiker und User mit Niveau“ zu finden waren über das Netz her fielen. Nur wenige wissen noch, was der Spruch „Es muss Donnerstag sein“ hiess. Donnerstag war der Neuling-Tag. Der Tag an dem man lesen musste „Wie geht das“ und an dem das Niveau unter den Gefrierpunkt sank. Aus dieser Zeit stammen noch Einträge in Nameservern wie „palmwarez.koepke.net“, wenn mal wieder gefragt wurde, wo es denn gute Warez gäbe.

Aber nun, nachdem nur noch Hartgesottene sich an die Newsgruppen erinnern, lese ich bei Heise:

Wie auf den eigenen FAQ-Seiten angekündigt, hat die Deutsche Telekom ihren eigenen NNTP-Server zum 1. April abgeschaltet. Begründet wird dies mit dem Bedeutungsverlust der Usenet-News, die dieser Server verteilte. Nach dem Aus für die Usenet-Keimzelle an der Duke University und der lückenhaften Speicherung alter Usenet-Nachrichten ist dieser Schritt ein weiteres Indiz dafür, dass sich das frühe Internet ins digitale Nirwana absetzt.

Fiese Anmerkung meinerseits: Die Netnews wurden an dem Tag bedeutungslos, an dem die Telekom anfing mit dem Internet Geld zu verdienen. Aber ich will mich nicht beschweren. Das Usenet lebt es immer noch und bei Cord gibt es eine Liste der Anbieter. Schon bemerkenswert, wenn man da noch von den alten Helden findet…