Schlimmer als Qualitätsjournalisten: Hauptstadtpresse

Wer bislang die Nase rümpften wenn ich mich über „Qualitätsjournalisten“ lustig machte, dem lege ich den Blogeintrag bei Wiegold ans Herz:“Wenn der Regierungssprecher twittert…“

In aller Kürze geht es darum, dass unsere Hauptstadtjournalisten offensichtlich ein Problem damit haben, dass der Regierungssprecher Steffen Seibert auch(!) Twitter als Medium nutzt. Das ist den Berliner Parlamentsjournalisten dann doch zu modern.

Lest euch das Protokoll durch – in Ruhe. Aber achtet darauf, dass keine „Unwissenden“ in der Nähe sind. Ich stelle mir vor, dass euer irres Gekicher ob der Absurdität des gelesenen zu einer Zwangseinweisung führen kann, solltet ihr den Text z.B. im Bus lesen. Wollte man es verfilmen, kann es nur einen geben: Loriot als Journalistensprecher und Evelyn Hamann als Christoph Steegmans (Seiberts Stellvertreter). Göttlich!

Der Hintergrund, warum die Journaille mit z.B. Twitter ein Problem hat ist natürlich klar: Exklusivität ist für Journalisten so etwas wie der heilige Gral. Sollte nun – just in time – jeder Bundesbürger direkt von der Bundesregierung informiert werden, wäre die billigste Form der Broterwerbs gestorben: Schlicht eine Inhaltsangabe abliefern und für die Zeilenzahl bezahlt werden. Der Journalist müsste eigene Wertigkeit erarbeiten, müsste Informationen interpretieren, bewerten und in Verbindung bringen. Schlicht: Er müsste arbeiten. Das scheint vielen Hauptstadtjournalisten Probleme zu bereiten, scheinen sie doch eher Häppchen-affin.

Aber bestimmt ist dieses Protokoll der Regierungspressekonferenz vom 25. März eh gefälscht – so wie damals beim BDI. Die haben sich da so wundervoll blamiert 🙂

Sind wir Papst? Wollen wir es wirklich sein? Ich distanziere mich!

„Wir sind Papst“ – so lautete die Schlagzeile der BILD am 20.04.2005. Schon damals schüttelte ich nur mit dem Kopf, denn ich war (und bin) weder katholisch noch gehöre ich irgendeiner Konfession an.

Sollte allerdings heute jemand „Wir sind Papst“ beschlagzeilen, so würde es bestimmt Verleumdungsklagen hageln. Haftet dem derzeitigen Inhaber des Päbstlichen Stuhles – Gottes Stellvertreter auf Erden – doch der Verdacht der Mitwisserschaft wenn nicht gar Mitschuld an Kindesmissbrauch an. Joseph Ratzinger, nun unter seinem Künstlernamen Papst Benedikt XVI. bekannt, soll sich nicht frei von Schuld sprechen können. Die Süddeutsche beschreibt wie Kardinal Joseph Ratzinger anscheinend damals  den Schaden an Kindern billigend in Kauf nahm um bloss den Schaden von der Kirsche abzuwenden.

Ich spucke vor der Kirche aus die solche Menschen an ihre Spitze wählt und sich von denen leiten lässt – vergesse aber nicht, mich vor all denen Kirchenvertretern (jeglicher Konfession!) zu verbeugen, die den Armen und Kranken auf dieser Welt helfen.

Das Weltbild des Guido W.

Unser Vizekanzler (ja, der ist nicht nur Aussenminister sonder auch Stellvertreter unserer Kanzlerin – nie vergessen!) hat eine eigene Sicht der Situation in Deutschland:

Es scheine in Deutschland „nur noch Bezieher von Steuergeld zu geben, aber niemanden, der das alles erarbeitet“, schreibt Westerwelle. Er sei zutiefst besorgt über die „Leichtfertigkeit im Umgang mit dem Leistungsgedanken“, so der Außenminister. „Die Missachtung der Mitte hat System, und sie ist brandgefährlich.“ (Spiegel)

Ja, und da hat er recht. Das sieht so aus. Zumal das Besitzstandsdenken der potentiellen Wähler der Mövenpick-Partei dies gern so sieht. Denn niemand will heute noch Steuern bezahlen und das Sozialsystem finanzieren. Sinkende Steuern bei genau DEM Teil der Bevölkerung, der das geld verdient und höhere Kosten bei der Allgemeinheit können ein Wirtschaftssystem aber nicht langfristig am laufen halten. Diesem Umstand verschliesst sich unser Vizekanzler aber nur zu gern. Vor allem frage ich mich, was Westerwelle mit der „Missachtung der Mitte“ meint? Sind das die FDP Wähler, die zwischen 1.000.000€ und 10.000.000€ Jahreseinkommen erwirtschaften? Die „Mitte“, die auch Mittelstand genannt wurde (und dazu zählten vor 40 Jahren sehr wohl auch Handwerker und Angestellte) , scheint weitestgehend abgeschafft. Abgeschafft von denjenigen, die eben jene Parteien wählen die sowohl für Verarmung von vielen wie auch ungezügeltem Ausleben der wirtschaftlichen Gier von wenigen  verantwortlich sind. Und die Weichen dafür wurden lange vor Schröder gestellt – dafür zeichnet in diesem Land nämlich massgeblich die Ära Kohl verantwortlich. Aber die FDP fährt exakt diesen Kurz – voll auf den Untergang eines sozialen Friedens zu.