„Tatort Internet“-Produzent wirbt in der FAZ

Es ist eine Weile her, dass ich mich genötigt sah einen längeren Text (komplett) zu kommentieren. Meist reicht es mir die Feinheiten von Frechheit oder Dummheit aus Meldungen herauszuarbeiten, hier allerdings braucht es mehr. Die FAZ gibt Daniel Harrich eine kostenfreie Werbe- oder besser Rechtfertigungsfläche für all den Unfug, den die diwafilm GmbH herstellt und RTL-2 seinem Restzuschauerpotential Zuschauern zumutet. Ich kann und will weite Teile seines Textes nicht so um Raum stehen lassen, zu billig sind Argumentation und Motivation Harrichs.

Es beginnt schon damit, dass Harris in der FAZ „nur“ als Produzent des Formates „Tatort Internet“ vorgestellt wird. Sicher mag er dieses sein, aber er ist auch vertretungsberechtigter Geschäftsführer der Diwafilm GmbH. Seine wirtschaftlichen Interessen liegen somit ungleich tiefer verankert, als die eines „normalen“ Produzenten.

Aber wenden wir uns dem eigentlichen Text zu:

Schützt die Opfer, nicht die Täter!

Guter Anfang. Denn Opfer zu schützen ist gut. Schon Zensursula machte vor, dass man mit diesem Unfug Gegner seines Projektes verunglimpfen kann: Wer nicht für mein (in diesem Falle sogar kommerzielles) Projekt ist, schützt die Täter. Völliger Bullshit, rhetorisch aber gut.

Kindesmissbrauch beginnt bei der Anmache im Netz: Der Produzent der umstrittenen Fernsehserie „Tatort Internet“ fordert Gesetze, die die Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen nicht länger straffrei sein lassen.

Herr Harris sollte weiterhin Filme produzieren und Werbung für seine Formate machen, keineswegs sollte er sich aber zu rechtlichen Themen äussern, denn entweder lügt er oder er hat keine Ahnung:

Denn §176 StGB besagt in 4.3:

Mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren wird bestraft, wer auf ein Kind durch Schriften (§  Abs. 3) einwirkt, um es zu sexuellen Handlungen zu bringen, die es an oder vor dem Täter oder einem Dritten vornehmen oder von dem Täter oder einem Dritten an sich vornehmen lassen soll,

Aber Herr Harris sollte ohnehin einen WEITEN Bogen um das StGB machen, denn dort ist im §176 Abs 5. ist geregelt:

Mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren wird bestraft, wer ein Kind für eine Tat nach den Absätzen 1 bis 4 anbietet oder nachzuweisen verspricht oder wer sich mit einem anderen zu einer solchen Tat verabredet.

Und diesen Tatbestand halte ich eindeutig durch die Sendung „Tatort Internet“ für erfüllt. Dieser Paragraph trifft ebenfalls für Udo Nagel, Stephanie Freifrau zu Guttenberg und das gesamte Produktions- und Sendeteam bei diwafilm und RTL 2 zu.

Worüber reden wir? Über erwachsene Menschen, die sich ausdrücklich mit Kindern zum Sex verabreden.

Wir reden aber auch über Fernsehsender und Produktionsfirmen, die mit eben diesen Straftatbeständen versuchen Ertrag zu erwirtschaften. Weder RTL2 noch Diwafilm haben die Gemeinnützigkeit beantragt, es sind beides Wirtschaftsunternehmen mit dem Bedürfnis maximalen Profit er erwirtschaften.

Sie nutzen das Nahfeld von Kindern und Jugendlichen des relativ neuen und schwer zu kontrollierenden Mediums der sozialen Netzwerke, um an ihre Opfer heranzukommen.

Ja, genau DAS tun RTL 2 und diwafilm.

Dieses exponentiell wachsende Phänomen, das „Cyber-Grooming“, ist eine schreckliche Entwicklung in einer der positivsten Errungenschaften der Neuzeit – dem Internet – und muss unbedingt bekanntwerden.

Ich zitiere hier mal den User Karim meines Blogs, der gerade frisch folgende kommentierte:

Kindesmißbrauch seit 1997 um 20-30% gefallen… die öffentlichen Zahlen scheinen kein Schwein mehr zu interessieren wenn es darum geht einfach mal ne Runde rumzuspinnen:

http://www.bka.de/pks/pks2009/startseite.html
(Siehe Graph auf Seite 133)

Aber weiter in der FAZ:

Als Produzent der Serie „Tatort Internet“ stelle ich fest:

Als Blogger stelle ich fest: Sie sind auch vertretungsberechtigter Geschäftsführer der diwafilm, warum geben Sie sich „nur“ als Produzent aus?

Durch die mediale Aufmerksamkeit sowie Millionen Zuschauer wurde das Thema „Cyber-Grooming“ zu einem der präsentesten Themen der letzten zwei Wochen.

Und so spielen wir sowohl dem Innenminister als auch dem BKA in die Karten, die es immer noch nicht geschafft haben Dinge wir Vorratsspeicherung und andere Kontrollmechanismen argumentativ als nötig nachzuweisen.

Wir haben überwältigenden Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten.

Ja, vor allem von der FAZ und der BILD-„Zeitung“. Der Rest der Presse sowie weite Teile der Bevölkerung sehen das Format zwar sehr kritisch, aber man kann es eben nicht allen Menschen recht machen.

Insbesondere bei der Kinderschutzorganisation „Innocence in Danger“ und deren Präsidentin Stephanie zu Guttenberg, dem ausstrahlenden Fernsehsender RTL II sowie unserer Produktionsfirma diwafilm GmbH gingen Hunderte positive E-Mails, Anrufe und Zuschriften von Opfern, Eltern, Pädagogen ein.

Ok, dass die Medienaufsicht ermittelt, muss man ja nicht erwähnen. Auch dass sich Fernsehzuschauer bei den Landesmedienanstalten beschwerten muss man ja nicht angeben.

Unsere angekündigte Schulungs-DVD, die wir produzieren werden, wurde innerhalb von zwei Tagen mehr als fünfhundertmal angefragt – von Schulen, Polizisten und Pädagogen. Die Nachfrage nach Aufklärung ist enorm, wir erfüllen diese und treffen den Nerv der jungen Zuschauer.

Und vor allem müssen wir diese DVD noch tausende Male verkaufen um weiteren Reibach machen zu können. Danke liebe FAZ, dass ich nochmal darauf hinweisen darf.

Ich kann die aktuelle Täter-Diskussion nur schwer nachvollziehen: insbesondere die um den einundsechzigjährigen, jetzt wiederaufgetauchten Kinderdorfleiter, der sich nach eindeutigen Chats mit einem vorgeblich dreizehn Jahre alten Kind zum Sex verabredet und getroffen hat. Das Mädchen war in Wirklichkeit glücklicherweise älter, und wir waren dabei. Aber was wäre passiert, wenn er sich heimlich mit einer Dreizehnjährigen getroffen hätte?

Die Frage die mich beschäftigt ist, wäre dieser 61jährige auch ohne die aktive Einmischung von diwafilm und RTL2 zu einem potentiellen Straftäter geworden, oder ist er ausschliesslich durch das Werben des diwafilm-Teams in die Versuchung gekommen.

Darum geht es und um die für meine Begriffe skandalöse Tatsache, dass die Anbahnung eines sexuellen Kontaktes mit Minderjährigen nach geltender Rechtslage noch nicht strafbar sein soll. Will unsere Gesellschaft das?

Nochmal: Nach §176 StGB ist der Kontakt sowie das zur Verfügung stellen oder gar das Versprechen einen Kontakt herzustellen unter Strafe gestellt!

Auch der Versuch ist laut Absatz 6 strafbar – jedoch ausdrücklich nicht, wenn ein Erwachsener „auf ein Kind durch Schriften einwirkt, um es zu sexuellen Handlungen zu bringen“, oder „auf ein Kind durch Vorzeigen pornographischer Abbildungen oder Darstellungen, durch Abspielen von Tonträgern pornographischen Inhalts oder durch entsprechende Reden einwirkt“.

Wann und/oder wie möchte man den Versuch denn nachweisen? Mittels des Antrags für einen Internetanschluss? Der Versuch mit einem Kind zu kommunizieren? Will man mit diesem Konstrukt jeden Lehrer verhaften, denn er KÖNNTE ja schliesslich jederzeit versuchen auf einen Schüler oder eine Schülerin einwirken? Das hier scharf getrennt wird ist schlau und keineswegs eine Lücke.

Wieso soll ausgerechnet eine solche Einwirkung, die Minderjährige für sexuelle Handlungen gefügig machen will, straffrei bleiben?

Ein Versuch ist noch keine Einwirkung Herr Harrich, auch wenn ihnen diese Textzeile wahrscheinlich vom Familien- oder Innenministerium diktiert wurde. Genau mit dieser Unschärfe argumentierten von der Leyen und Schäuble. Erst die Tat ist in der Lage strafbewehrt zu sein und – welch Wunder – ist es auch.

Auch ist es eine rechtliche Grauzone, wo der „Versuch“ des sexuellen Missbrauchs endet und wo er zu einer strafbaren Handlung wird. Es bedarf unbedingt der Klarheit.

Ich bin mir ganz sicher, dass Sie den Text nicht selbst schrieben, denn solchen Blödsinn würde der Geschäftsführer eines Unternehmens niemals öffentlich äussern (siehe oben). Der anwaltliche Beistand des Unternehmens würde deutlich davon abraten – solch einen Schwachsinn schreiben nur Zirke, Schäuble und andere Menschen mit Überwachungsfeuchtträumen.

Denn genau hier, bei der Anmache im Netz, fängt der sexuelle Missbrauch bereits an. Wenn ein Kind nach wenigen Minuten (wenn nicht Sekunden) im Chat Nachrichten erhält wie „hast Du schon Titten?“ oder „ich würde Dich gerne mal f*en …“, ist hier ein Kind zum Opfer sexueller Gewalt geworden. Das darf so nicht sein und muss unbedingt geändert werden.

Ist strafbar: §176, Abs. 4.3 Sollten sie den Gesetzestextext nicht verstehen, lassen sie ihn sich einfach vorlesen.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger warnt: „Wir müssen aufpassen, dass es keine Vorverurteilungen gibt, bevor die Justiz ermittelt.“ Aber wie kann ermittelt werden, wenn die Gesetzeslage eine Ermittlung nicht hergibt? Ich kann die Bundesjustizministerin nur darauf hinweisen, dass in den meisten Fällen nie ermittelt, geschweige denn eine Verurteilung folgen wird. Es fehlt die Gesetzeslage, um seitens der Behörden zu ermitteln und zu bestrafen. Warum verliert die Bundesjustizministerin darüber kein Wort?

Ich bin mir sicher, dass sie froh sind, dass nicht nach §176 in Richtung ihres Unternehmens ermittelt wird.

Eine Klarstellung scheint mir geboten: Der besagte Kinderdorfleiter, der in unserer Sendung anonymisiert worden war, ist nicht von der Öffentlichkeit erkannt worden, sondern wurde von seinem Arbeitgeber ermittelt.

Aha, das Kinderdorf ist also „nicht-öffentlich“ und gehört entweder zu RTL2 oder zu diwafilm? Wo kann ich diesbezüglich weiter recherchieren?

Umso erstaunlicher, dass die Caritas uns zweierlei Vorwürfe macht: Einerseits sei unsere Sendung verwerflich und sollte abgesetzt werden. Andererseits beklagt sie, dass die Einrichtung nicht früher von uns informiert wurde. Aber der Caritas-Sprecher selbst erklärte nach dem Wiederauftauchen des nach der Tat verschwundenen Mannes, dass das Verhalten des Kinderdorfleiters nicht als Straftat zu bewerten sei – zu diesem Ergebnis waren unsere Juristen auch gekommen. Genau hier setzt „Tatort Internet“ an, wenn wir fordern: Die Vorbereitungshandlungen zum sexuellen Missbrauch im Internet sollten strafbar sein.

Dann zeigen Sie sich und Herrn Nagel und den Rest des Team doch endlich wegen „Vorbereitungshandlungen zum sexuellen Missbrauch im Internet“ an und verschonen mich und viele andere Menschen mit ihren armseligen Versuchen unterhalb der gesellschaftlichen Gürtellinie ihren persönlichen Profit zu erwirtschaften. In meinen Augen ist ihre Kapitalgier ähnlich verwerflich wie die Taten der „Täter“ in ihrem Filmformat – womit ich nicht die Widerwärtigkeit des Kindesmissbrauchs herunterspielen will.

Noch einmal: Wir haben nicht den Mann an den Pranger gestellt, sondern das, was er getan hat. Im Übrigen übergeben wir die DVD mit Klarnamen jeweils an die zuständige Strafverfolgungsbehörde. Die entscheidet dann, ob ein Straftatbestand vorliegt oder nicht.

Wenn Sie so strikt den vermeintlichen Täter von seiner vermeintlichen Tat trennen, wo ist dann das Problem? Gegen Sie mit diesem Satz unterschwellig zu, dass die von Ihnen angeprangerten Täter keine Schuld in dem Sinne trifft?

Das heißt, dass in unserer übersexualisierten Internetwelt oftmals das Alter keine Rolle zu spielen scheint. Genau diese potentiellen Täter, denen es nicht um das Kind als Sexobjekt an sich geht, sondern denen das Alter vollkommen gleichgültig ist, könnte die Strafbarmachung der Anbahnung sexuellen Kontakts mit Kindern im Internet abschrecken.

Darf ich als nächstes ein Format von Ihnen erwarten „Tatort Streichelzoo“ in dem es über Männer mit – strafbaren –  sexuellen Fantasien in Richtung Goldhamster und Rennmäusen geht? Oder begeben Sie sich auf den Pfad der Tugend zurück und produzieren „Tatort Finanzamt“ und stellen  Steuerhinterzieher an den Pranger?

Wenn ich ehrlich sein darf: Sie werden beides nicht tun. Weil beides keine mediale Aufmerksamkeit und damit Profit verspricht. Denn auch Ihnen geht es nicht um die Kinder. Aber das würden sie allerdings niemals zugeben – höchstens gegenüber ihrer Frau und Mitgesellschafterin Danuta Harrich-Zandberg. Obschon Frauen meistens nicht so geldgeil abgewixt sind, wie es die Männer zu sein scheinen.

Sendungen wie „Tatort Internet“ gab es bereits in vielen Ländern – unter anderem in den Vereinigten Staaten, Frankreich und Israel. Doch nirgendwo ist die Opferdebatte derart von der Täterdebatte überlagert wie in Deutschland.

Ach Herr Harrich, das Studium fremdländischer Medien ist nicht ihre Sache, oder? Aber selbst in deutschen Medien konnte man genügend Kritik über die parallelen Filmformate lesen und sehen.

ARD, ZDF, RTL und Pro Sieben haben ebenfalls solche Konfrontationen bereits durchgeführt und ausgestrahlt. Jedoch wurden dabei nur die Gesichter der Männer sowie das Autokennzeichen verfremdet.

Von welchen Formaten sprechen Sie bitte? Doch nicht die Miniplaybackshow? Aber ja, die war richtig widerlich. Was aber meinen Sie?

Was wir mit den eigenen Augen erlebt, mit der Kamera dokumentiert haben, spielt sich täglich hundertfach in der Realität der Nahwelt einschließlich der sozialen Netzwerke ab.

Wieviel % davon sind ausschliesslich aufgrund Ihrer Sendung und des eventuell auch auftretenden „Werbeeffekts“ für diese Art der Kontaktaufnahme entstanden?

Angezeigte Missbrauchsfälle, die wir ebenfalls in der Sendereihe dokumentieren, belegen das. Wie immer beim sexuellen Missbrauch: Die Dunkelziffer lässt sich nur erahnen. Wie können wir die gesellschaftliche Diskussion so führen, dass nicht die Täter, sondern die Opfer im Mittelpunkt stehen? Und wie kann endlich die vollkommen unzureichende Gesetzeslage verbessert werden?

Eine Frage zum Abschluss: Wieviel % der Missbrauchsfälle werden im Internet angebahnt und wie viele im häuslichen Umfeld? Und an welcher Stelle die Gesetzeslage anklar ist, weisen Sie ebenfalls keineswegs nach. Eher habe ich Ihnen beweisen können, dass selbst IHR handeln strafbewehrt ist.

Andere Länder haben Geheimdienste. WIR haben eine Geheimregierung

Geheimdienste haben ihren Namen daher, dass sie im geheimen wirken. Niemand soll erfahren, was sie eigentlich tun. Man muss Vertrauen haben, typischerweise werden diese geheimen Dienste von der Regierung kontrolliert. Wir Deutschen gehen noch einen Schritt weiter: Wir haben eine Geheimregierung. Sie schliesst Geheimverträge mit der Atomwirtschaft – die offene Frage ist, wer kontrolliert eine Regierung, die im geheimen rumwerkelt?

Das Eckpunktepapier für einen künftigen Vertrag zwischen Staat und Atombranche, das fünf Seiten umfasst, wird bislang unter Verschluss gehalten. Dabei entlastet es die Regierung zumindest teilweise von dem Vorwurf, sie habe sich in der Frage, welchen Teil der zusätzlichen Laufzeitgewinne die Konzerne an den Staat abführen müssen, von der Branche „über den Tisch ziehen lassen“.

schreibt die Süddeutsche. Und diese Feststellung – geheim, obschon es die Regierung entlastet – macht mich deutlich misstrauisch. Alles positive wird doch sofort durch den Regierungssprecher und alle die in der Lage sind in ein Mikrophon zu sprechen verbreitet. Sollte es da noch andere Informationen geben?

Hat dieser Artikel der Tagesschau vielleicht damit zu tun:

Die Bundesregierung plant offenbar eine deutliche Senkung des Schutzniveaus für Atomkraftwerke. Dem ARD-Magazin „Monitor“ liegen interne Regierungsdokumente vor, in denen die Verpflichtung der AKW-Betreiber zur Nachrüstung, insbesondere auch der sogenannten Altreaktoren, weitgehend abgeschafft werden soll. Hierfür soll auch das Atomgesetz geändert werden.

„Wenn das Wirklichkeit wird, was in diesen Dokumenten steht, dann verdienen diese Papiere nicht die Überschrift Nachrüstung“, sagte der ehemalige Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium, Wolfgang Renneberg, gegenüber „Monitor“.

Wenn auch diese Informationen in den oben erwähnte, unter Verschluss gehaltenen Dokumenten enthalten sind, ist es kein Wunder, dass man die lieber im Tresor lassen möchte.

Eine alte Gesetzmässigkeit: Wenn unsere Regierung etwas Gutes tut, haben Sie dich beschissen ohne dass Du es bis jetzt gemerkt hast.

WoW ist ein Killerspiel

Ich gebe zu: Ich spiele WoW. Seit Jahren. Ich kam zu WoW vor allem durch meine Tochter, die mir immer wieder erklärte wie toll das ist. OK, ich habe früher schon andere Computerspiele gedaddelt, auch Onlinespiele habe ich gespielt (Ultima Online, Starwars Galaxy, Anarchy Online und andere). Zu WoW kam ich dann (auch durch meine damalige Arbeitslosigkeit und viel zu viel „Freizeit“) durch einen bekannten, der mir in der Hartz-IV-Zeit das WoW sponsorte, weil er gern mit mir spielen wollte (DANKE Micky – immer noch unvergessen!).

WoW hat zwei Spielstränge:

  1. Den sogenanten PvE (Player versus Environment)-Strang, auf dem man mittels Quests durch die Welten wandert, reitet und fliegt und Aufgaben(Quests) erledigt und für die Erfüllung der Aufgaben Gold, Ausrüstungsgegenstände und Ehre erhält.
  2. Den Bereich PvP (Player versus Player). PvP bedeutet mich, meine Ausrüstung, meine Fingerfertigkeit – meine Art meine Spielfigur zu beherschen  -mit anderen Spielern zu messen.

Es ist jedem Spieler selbst überlassen, welchen Weg er zu gehen gedenkt. Schon die Auswahl der Servers, auf dem man gedenkt seine Freizeit zu verbrennen und im Gegenzug dafür Spielspass zu erleben, unterscheidet zwischen Servern auf dem man stets von Spielern der gegenerischen Fraktion angegriffen werden kann (PvP-Server) oder einem Server auf dem man – der WoW-Geschichte folgend – gegnerischen Fraktionen angehört, aber in der freien Spielwelt nicht von den Spielern der anderen Fraktion „gekillt“ werden kann (PvE-Server).

Nun habe ich es getan: Ich habe den Begriff „gekillt“ benutzt und damit WoW zu einem Killerspiel gestempelt. Ein schnelles, unüberlegtes Tippen eines Wortes, dass salopp von den Spielern genutzt wird und schon ist der Beweis geführt: WoW ist ein Killerspiel.

So einfach ist es aber nicht. Nachdem ich meine „WoW-Karriere“ auf einem PvP-Server startete und stets genervt war, dass ich auf freier Wildbahn von Spielern der gegnerischen Fraktion durch Atacken am Spielfluss gestört wurde, transferierte ich meine Charaktere auf einen PvE-Server. Seit dem kann ich mich in (fast… Es gibt Ausnahmen, Gebiete die als PvP ausgewiesen sind, die man aber nicht betreten muss um ungestörten vollumfanglichen Spielspass zu erleben) allen Gebieten frei bewegen ohne gestört zu werden. Das ist schön – meine Charaktere wachsen heran, ich kann die Fähigkeiten wie Bergbau, Kräutersammeln und andere ausüben ohne attackiert zu werden. Für einen friedliebenden Menschen wie mich genau richtig.

Aber Moment mal. Wieso treibe ich mich nach all der friedlichen Zeit in den letzten Monaten zu gern in den PvP-Bereichen rum? Ich gebe zu: Ich habe Gefallen daran gefunden mich mit anderen Spielern im PvP zu messen. Aber „kille“ ich dort einen Spieler? Muss sich meine Prinzessin nun Gedanken machen, dass ich eventuell als „älterer Gewalttäter“ aus der Gesellschaft falle und zum Mörder werde? Ich fürchte, meine Bundeswehrzeit war diesbezüglich eine grössere Gefahr für mein Seelenheil, denn dort wurde ich ausgebildet Menschen definitiv kampfunfähig zu machen. Tue ich dies auch bei WoW?

Nein, bei WoW geschieht keinem Menschen etwas. Auch die Spielfigur ist nicht etwas „tot“ im Sinne von: Das war es jetzt. Fang mal wieder von vorne an. Vielmehr wird der Gedanke der Wiedergeburt aufgenommen und der im Kampf gefallene Recke findet sich beim Geistheiler wieder. In besonderen Situationen – dem PvP-Duell innerhalb der eigenen Fraktion – wird man sogar anschliessend vom Sieger (oder auch Verlierer) geheilt und mit Stärkungszaubern des Weges ziehen lassen.

Das „killen“ eines Spielcharakters ist nichts endgültiges, die Motivation ist das alte Spiel: Wer ist besser, er oder ich. Ein Spielprinzip dass sich in eigentlich jedem spielerisch-sportlichen Vergleich wiederfindet. Auch beim Sport geht es letztendlich oftmals darum herauszufinden, wer die bessere Mannschaft oder der bessere „Einzelkämpfer“ ist. Es geht um Geschick und Training. Wenn ich einen gegnerischen Charakter(!!) in die (nicht) ewigen Jagdgründe schicke, so sitzt der mir gegnerische Spieler weiterhin putzmunter an seinem PC und unterhält sich oftmals sogar weiterhin mit mir. Sehr real wird zwischen Wirklichkeit und Spiel getrennt. Niemand würde auf die Idee kommen Schach als Killerspiel auf einen Index zu setzen, obschon das Prinzip das selbe ist: Man muss Figuren schlagen (aus dem Spiel nehmen, töten) um letztendlich zu siegen. Dieses findet aber ausschliesslich auf dem Spielbrett statt, während die Spieler sich nett unterhalten und sich mit dem Wein gegenseitig zuprosten.

In diesem Sinne…. Musste mal raus.