Wahrheitsminister Thomas de Maizière?

Das „Ministerium für Wahrheit“ war im Standardwerk von George Orwell „1984“ das Ministerium, in dem die Vergangenheit stets den aktuellen Bedürfnissen angepasst wurde. Wer sich fragt, wie jemand auf die bescheuerte Idee kommen könnte, die Vergangenheit anzupassen, der kann auch unseren derzeitigen Innenminister Thomas de Maizière fragen:

Schließlich, sagt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), beruhe die gesamte Menschheitsgeschichte darauf, dass man mal etwas vergessen dürfe, wie er der Rheinischen Post sagte. Jeder müsse daher das Recht erhalten, von anderen das Löschen von Daten verlangen zu können.

Quelle Süddeutsche. Das es weniger die jugendlichen Verkacker, als die aktuellen Verfehlungen der Politik und der Wirtschaft sein dürften, die bei der Einführung solcher Rechtsgrundlagen angepasst werden, dafür bedarf es keiner grossen Phantasie. Zu viel steht in den Archiven dieser Welt, dass den Machthabern unangenehm sein dürfte.

Ob es öffentliche Distanzierungen der Polizei von der in Deutschland umgesetzten Politik, die Bekanntgabe dass Gesetze nur noch gemacht werden wenn die Wirtschaft zustimmt oder die unnötige Gewalt von Polizisten gegen Bürger ist, all diese Meldungen des heutigen Tages würden Politik und Wirtschaft doch lieber heute als morgen undokumentiert und gelöscht wissen.

Leider kann man sich die Wahrheit aber nicht hindrehen, wie man gern möchte und so sollte es auch bleiben. Wahrheit hat kein Verfalls- oder Mutationsdatum.

Welche Ausländer ich als Hamburger hasse

Kaum gibt es wieder – von den Medien vorzüglich ausgeschlachtete – Gewalt, stehen sie bereit: Die Menschen einfachen Gemüts, deren stumpfes WELT-BILD keine Wahrheiten ausser: „Ausländer scheisse, Polizei gut“ zulässt. Sofort werden wieder die Kisten mit den Vorurteilen rausgeholt: Ausländer sind faul, Ausländer (auch die faulen??) nehmen den Deutschen die Arbeitsplätze und Frauen weg. Am besten alle Ausländer entweder erschiessen oder gleich abschieben.

Ich würde da gar nicht ins (benachbarte) Ausland reisen um Keile zwischen Menschengruppe zu schlagen. Ich mache das glatt lokal!  Ich – so als Hamburger – ich hasse nämlich sowohl die Schleswig-Holsteiner als auch die Niedersachsen. Und dafür habe ich ein paar gute Gründe:

  • Viele Menschen aus dem Umland arbeiten in Hamburg. Sie nehmen uns Hamburgern die Arbeitsplätze weg und im Gegensatz zu ausländischen „Arbeitsplatzdieben“ zahlen die nichtmal die Steuern in Hamburg! Die Ausländer wohnen mehrheitlich in Hamburg und finanzieren wenigstens unseren hamburger Haushalt. Das Gesocks aus dem Umland tut dies nicht, dieses Gesindel!
  • Hamburg ist eine geteilte Stadt, wir haben keine Mauer, wir haben einen Fluss. Die Elbe. Viele Hamburger müssen aus beruflichen Gründen diesen Fluß zweimal täglich queren. Und wer treibt sich da rum und blockiert alles? Dieses Gesindel aus dem Umland! Jawoll! Die nehmen nicht nur unsere Arbeitsplätze weg sondern verursachen auch noch Staus auf unseren Strassen!
  • Ein ehemaliger Geschäftspartner von mir, dieser Mistkerl, wohnte und wohnt im Umland und wen hat er geheiratet? Eine Hamburgerin! Hat man noch Worte? So wird das Hamburger Blut besudelt!
  • Aber ich gebe zu, ich habe mich bei den Menschen aus Heidelberg SEHR unbeliebt gemacht. Ich bin mit einer Frau aus Heidelberg glücklich liiert. Aber ich bin Hamburger, ICH darf das.

Ich plädiere dafür die Grenzen zu schliessen. Eher übergebe ich Altona wieder an Dänemark als dass ich mich mit Menschen aus dem Umland solidarisiere.

Wer hier Satire entdeckt ist auf dem richtigen Weg. Ausserdem empfehle ich die Lektüre von“Käthe Feinstrick“s Artikel über von der Gesellschaft ins Abseits gestellte Menschen.

de Maizière möchte Bücher aus Esspapier

Unser Bundesinnenminister Thomas de Maizière möchte die Daten im Internet so gern mit einem Verfallsdatum versehen. Finde ich gut – und Bücher werden dann auf Esspapier gedruckt.

Im Grundsatz hat die Idee ja einen gewissen Charme, aber eben nur im Grundsatz. Wie bitte soll ein Satz, ein Zitat – bestehend aus elektrischen Zuständen – mit einem Verfallsdatum ausgestattet werden? Gilt dieses Verfallsdatum sowohl für Onlinekommentare, wie auch für Ausdrucke, welche auf Abgeordneten- oder BKA-Schreibtischen liegen? Was wäre aus Churchills „Sport kills“ geworden, wenn es dieses elektronische Esspapier damals schon gegeben hätte?

Natürlich hat das Ministerium der Wahrheit aka Innenministerium ein Interesse daran Informationen flexibel zu halten. Wie sonst sollte man die Vergangenheit anpassen können?

Exkurs zum Datenschutz: Wusstet ihr, dass etwaige Löschvorschriften für personenbezogene Daten NICHT für die Daten gilt, die sich auf Backups befinden? Der Staat hat sich da ein prima Schlupfloch gelassen – aber unsere Informationen sollen sich in Dunst auflösen. Was draussen ist ist draussen. Auch wenn das Ministerium der Wahrheit zu gern an den Parametern rumdrehen würde.