Vom „machen und tun“

Vor ein paar Tagen frage ich „Bin ich zu negativ“ und bekam (mit einer Ausnahme) positives Feedback. Sogar per Mail nahmt ihr Kontakt zu mir auf um diese Frage zu erörtern.

Gerade weil einiges – nicht unwichtiges – ausschließlich per Mail gesagt wurde, möchte ich hier nochmal anknüpfen um das Thema zu vervollständigen:

Ich bin keineswegs ein negativer Mensch – sondern vielmehr kann man meine Betrachtungen hier im Reizzentrum als „(zu) negativ“ bezeichnen. Wenn Padeluun behauptet, man könne immer ohne Waffengewalt sein Ziel erreichen, dann fragt man sich, warum dann so viele Dinge im Argen liegen, die eben nicht friedlich gelöst wurden. Offensichtlich weil Waffeneinsatz nicht per se ein Zeichen von Ohnmacht sind, sondern vielmehr der Beweis dafür dass man auf der vorigen Ebene – der „emotionsgeladenen Rede“ – erfolglos blieb. Dieses muss man nicht selbst verschulden, vielmehr kann dies sehr wohl am einbetoniertem Gegenüber fest gemacht werden.

Auch bekam ich deutlichen Zuspruch, dass ich bloss weiter bloggen solle. Dieses werde ich natürlich tun. Denn auch das Wort hat seine Kraft, nicht nur die Tat auf der Strasse. Wurde meine Aussage „Wir sind hier am machen und tun“ 1988 noch als formulierter Faux-Pax belächelt, so ist dies doch eine Aussage und ein Versprechen: Wer nicht stumpf aus dem Sofa sitzt, sondern wenigstens offen seine Stimmer erhebt, der bewegt etwas. Er gibt Gedankenanstösse und verteilt den Virus namens Information.

Also: Tut mit! Macht den Mund auf, diskutiert mit Kollegen und Freunden, gleicht eure Meinungen ab, verlinkt und tragt das/euer Wissen weiter. Nur wer stehen bleibt läuft Gefahr von der Strömung hinfort gespült zu werden.

Wer nicht kämpft hat bereits verloren.

Völkerrecht erlaubt den Taliban das Töten deutscher Politiker?

So langsam nimmt diese ganze Afghanistan Sache kuriose Formen an und das Verteidigungsministerium ist nicht mehr ansatzweise Herr der Situation. Nicht mal der informellen.

Selbst unser Verteidigungsminister nennt es so: In Afghanistan sind wir im Krieg.

Wenn wir dort NICHT im Krieg wären, wäre der Waffeneinsatz nur zu Selbstverteidigung erlaubt. Jede andere Anwendung bewaffneter Gewalt scheidet ausserhalb eines Krieges aus. Artillerie, wie sie gerade nach Afghanistan verlegt wurde, ist nur schwerlich als Mittel der Selbstverteidigung zu erklären.

Im Spiegel stolpere ich gerade über folgenden Absatz:

Den Dokumenten zufolge soll den US-Einsatzkräften die Tötung von Taliban im Einzelfall erlaubt sein.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm und Ministeriumssprecher Dienst erklärten dazu, der Einsatz tödlicher Gewalt sei nach dem Völkerrecht und dem Regelwerk für den Isaf-Einsatz zulässig, wenn unter anderem angemessen Rücksicht auf Zivilisten genommen werde. Deutschland habe sich jedoch eine Beschränkung selbst auferlegt, stets Verhaftungen anzustreben.

Sehe ich das richtig, dass – nicht im Kampf beteiligte – Taliban problemlos ohne ein richterliches Todesurteil getötet werden dürfen?

Dürfen denn – wenn wir uns im Krieg gegen die Taliban befinden – etwaige Talibankämpfer (Taliban ist nicht gleich Talibankämpfer!) auch ungestraft deutsche, amerikanische und andere Politiker und andere Nichtkämpfer töten? Gilt das Völkerrecht nicht für alle gleich?

Was bedeutet für den Spiegel der Begriff „Schweres Gefecht“?

So langsam kann ich Fefe ja wirklich verstehen – auch wenn er einen stärkeren Drang zum theatralisieren hat als ich – wenn er den Spiegel als „ehemaliges Nachrichtenmagazin“ bezeichnet. Ein weiteres Beispiel gefällig?

Mindestens drei tote Angreifer, zwei verletzte Soldaten und ein zerstörtes Fahrzeug: Die Bundeswehr hat sich im Norden Afghanistans ein schweres Gefecht mit Taliban-Kämpfern geliefert.

Drei Tote und zwei Verletzte sind laut Spiegel also das Ergebnis eines schweren Gefechts? Hey, Ihr Schreiberlinge – ich müsst Luft nach oben lassen. Was wollt ihr machen, wenn ihr nach einer Feuergefecht über 30 Tote und 100 Verletzte berichten müsst? Wie würden diese Schreiberlinge (Journalisten sollten besser formulieren können) aus dem Tschad berichten? Achja, Tschad ist nicht so schlimm – das sind ja nur tote Afrikaner und keine verletzten Deutsche.

Liebe Spiegel-Pratikanten: Sowas, wie obiges ist ein ganz normaler Zwischenfall mit Waffeneinsatz. Verletzte und Tote gehören dazu. So ungern das deutsche Politiker auch hören: Der Einsatz von Soldaten ist typischerweise mit Schußwechseln und den unvermeidlichen Folgen verbunden, sonst könnte man auch Hilfspolizisten dort hin schicken.

Ausserdem ist es doch fein, dass die Soldaten nur verletzt und nicht verwundet wurden. Denn SOLLTEN die Soldaten durch Feindeinwirkung zu Schaden gekommen sein, so würde der Spiegel-Hausmeister doch bestimmt von Verwundeten geschrieben haben, oder? So aber scheint es, dass die deutschen Soldaten nur gestolpert sind (auf der Flucht? DAS will ich den deutschen Soldaten aber nicht unterstellen!) und sich dabei verletzt haben.