Unverstandene Überschriften: Zum „Unisex“-Urteil

Der Spiegel, einst ein lesenswertes Papiermedien, betitelt heute einen Artikel zu dem Unisex-Versicherungsurteil, auf eine Weise, die ich nicht verstehe:

Unisex-Urteil treibt Beiträge hoch

Wieso werden die Beträge ansteigen? Wo allem, wo doch im selben Artikel zu lesen steht:

Bislang zahlen weibliche Versicherte etwa für die Rentenversicherung deutlich mehr – weil sie im Schnitt fünf Jahre älter werden und entsprechend länger Zahlungen erhalten.

Müsste dann nicht der Beitrag sinken? Zumindest für Frauen? Oder ist der Autor David Böcking einfach zu blöd, einen Artikel mit der gebotenen sachlich-fachlichen Distanz zu erstellen? Denn die Gesamtbeiträge bleiben gleich – es werden nur die Höhen der Beiträge angeglichen. Sah  beim Schreiben des Artikels nur die Beiträge für seine private Krankenversicherung ansteigen und er ignorierte den Grundsatz der generellen Solidarität. Ja lieber David Böcking, Solidarität ist das, wo man selbst nicht zwangsläufig den grössten Vorteil hat. Aber seien Sie froh, dass Sie es bis zum Spiegel geschafft haben, sonst stände Ihnen bei ihrer persönlichen Attitüde nur noch die Springerpresse offen.

Eine dicke Lippe macht noch keinen Weltversteher

Da ist er wieder, das Punker-Imitat, das jedem (auch ehemaligen) Punk die Schamesröte ins Gesicht treibt: Sascha Lobo, Weltversteher und -verdreher von eigenen Gnaden.

Manche Menschen brauchen nur Würfelhusten zu haben und die blutigen Brocken finden Fans. Wenn Lobo schreibt:

Normale Unterhaltungen sind voll von Beleidigungen, ungerechten Unterstellungen bis hin zur Verleumdung, Schmähkritiken und übler Nachrede: ein bunter Blumenstrauß von Verletzungen verschiedenster Persönlichkeitsrechte. Ist es nicht bigott, dass eine alltägliche Unterhaltung strafbar wird, wenn sie im Netz stattfindet, weil in der digitalen Sphäre die Grenzen zwischen privater und öffentlicher Kommunikation nicht mehr trennscharf zu ziehen sind?

beweist Lobo(tomie?) damit wieder einmal, welch realitätsverschwimmende  Drogen er sich in jegliche Körperöffnungen hineingepfiffen hat.

Wer das Netz (schriftliche Kommunikation inkl. dauerhafter Archivierung) mit einemflapsigen Verbalausrutscher gleichsetzt zeigt wie eingeschränkt das eigene Weltbild ist. Hätte es der Möchtegern-Bohemian mal aus seiner Berliner Abriss-WG heraus geschafft und würde sich mit amerikanischer Kultur auskennen, so wüsste er, dass auch und gerade das Land der absoluten Meinungsfreiheit sehr wohl zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort unterscheidet. Die Begriffe „Fuck“ und „Shit“ werden in jedem zweiten Satz gesagt, aber niemals – never – geschrieben. Denn eine gesagte Beleidigung ist „Aus den Ohren – aus dem Sinn“, das geschriebene Wort (insbesondere im Internet) ist jahrelang weltweit im Zugriff. Aber diese Unterschiede sind dem einfachen Upupa epops nicht ersichtlich, dafür reicht’s dann nicht so ganz.

Wer aber so vollumfanglich merkbefreit ist, wie dieser Berliner Spiesserhansel, der wird dies nie intellektuell erfassen können. Der wird weiterhin ein freies Netz fordern und sich seine Latte von den vorauseilenden Sperrfreunden Vodafone finanzieren lassen.

Verdammt nochmal, der Typ ist genau so neben der Spur wie von der Leyen oder Guttenberg. Haut saudumme Texte raus und findet dumme Menschen, die seinen eitrigen Ausfluss anbeten und dafür bezahlen. Und wenn mich diese Pfurzkartoffel wegen Beleidung verklagen will, haue ich ihm seinen saudummen Spon-Artikel um die Ohren.

Tut gut, mal die Grundsätze des Zusammenlebens und des Respekts des Gegenübers zu vergessen. Witziger weise haben ausgerechnet Punks gute Umgangsformen gepflegt – nur nicht zu jedem. Allerdings könnten Punks aufgeputzte Dandys nicht so gut ab.

Der Staat bescheisst die Armen und schenkt es den Reichen

Bevor hier irgendwelche Liberale rumtönen: „Das Elterngeld wurde gestrichen, wir werden verhungern“, möchte ich feststellen, dass die Menge der Haushalte  denen das Elterngeld gestrichen wird knappe 100.000 sein dürften. 12 Monate x 300€ Elterngeld = 3600 Euro pro Jahr & Haushalt. Wenn „dank“ der Einsparung 3,8 Millionen Euro gespart werden, so sind ca. 100.000 „arme Haushalte“ mit einem Monatseinkommen von mehr als 20.000€ (Alleinstehend) oder 41.600€ (Verheiratet) betroffen. Boah, das wird so einige an zur Tafel treiben, wenn man anstelle von 20.000€ nurt noch 19.700€ monatlich zur Verfügung hat.

Anders sieht das bei denjenigen aus, die sich nicht über lange Lieferzeiten von Nobelkarossen und Aktienkurse ärgern. Die werden vom Staat nämlich wirklich beschissen:

Seinem Urteil vom 9. Februar 2010 zufolge hält das BVerfG es grundsätzlich für zulässig, das sozialrechtliche Existenzminimum an den Konsumausgaben der ärmsten 20 Prozent der Haushalte zu messen. Der Gesetzgeber aber betrachtet nicht die untersten 20, sondern die untersten 15 Prozent. Das ist eine folgenschwere Weichenstellung, aus der alleine sich eine Absenkung des Regelsatzniveaus um mehr als 17 Euro gegenüber dem vorherigen Verfahren ergibt.

entnehme ich einem Kommentar von Anne Lenze in der Zeit. Die absolute Frechheit ist es – und auch das merkt Anne lenze an.

Die unumwundene Begründung der Regierung, die Berechnung auf der Grundlage von 20 Prozent sei zu teuer, ist kaum überzeugend.

Diese Menschen, die am untersten Ende der Einkommensskala versuchen zu überleben zahlen für alles: Für Atomstrom, für „gegen den Terror“, für den Bankencrash an dem die Reichen schuld sind und eben diese auch wieder von den Investitionen profitieren.

Wie sich das Ministerium der Frau von der Leyen die Zahlen manipuliert und schön rechnet zeigt Anne Lenze am Beispiel Mobilitätskosten auf:

Einen ähnlichen willkürlichen Methodenmix nimmt der Gesetzgeber bei den statistisch nachgewiesenen Ausgaben für die Mobilität vor. Statt die durchschnittlichen Mobilitätskosten der untersten 15 Prozent der Bevölkerung zugrunde zu legen, wurde im Rahmen einer Sonderauswertung nur das Ausgabeverhalten derjenigen Haushalte betrachtet, die keine Ausgaben für Kraftstoffe und Schmiermittel haben. Diese Haushalte sind jedoch die ärmsten. Die durchschnittlichen Ausgaben der Referenzgruppe für Mobilität liegen um knapp 19 Euro höher.

Lest den Artikel und dann wisst ihr was wir tun, wenn Stuttgart 21 endlich gestoppt ist. Es gibt viel zu tun in unserem Lande! Wir waren viel zu lange ruhig.