Alice und o2, was macht ihr für einen Blödsinn? @Alice_de

Am 19.08.2010 hat o2 seinen Kunden bewiesen, wie billig der Netzaufbau ist. Eine einzelne Lokation fällt aus, und der „Single point of failure“ – etwas dass jeder Techniker zu vermeiden sucht – sorgt dafür, dass über Stunden jegliche Mobilkommunikation für Hansenet- und o2-Kunden buchstäblich ins Wasser fiel.

Nun kommt eben über Twitter die offizielle Meldung von des Hansenet-Marketing (oder schon Telefonica?) rein:

Die Netzstörung am 19.8. im Raum HH tut uns leid. Als kleine Wiedergutmachung simsen alle Alice Mobile-Kunden am 4.+5.9. in D kostenlos!(AL)

Was bitte soll denn das? Ich zum Beispiel werden an den beiden Tagen wahrscheinlich gar nicht in Deutschland sein. Also geht diese Art von „Wiedergutmachung“ voll am Verbraucher vorbei.  Wenn wir uns mal die realen Kosten anschauen, die dem Carrier bei Telefonaten und SMS entstehen, so ist dieses Angebot im Millicent-Bereich angesiedelt. Die Aufrechterhaltung der Infrastruktur kostet Geld. Die Nutzung derselben ist Pippifax.

Auch muss die Frage erlaubt sein, wem ein echter Schaden entsteht, wenn das Mobiltelefon nicht nutz- und erreichbar ist. Wenn wir diese Personengruppe einmal als „Geschäftleute“ und „mobile Internetuser“ definieren und diese in Relation bringen mit der Klientel „SMS sendende Kunden“, haben wir welche Übereinstimmung dieser beiden Kundengruppen? 5%? Vielleicht?

Aber es liest sich toll, wenn Alice schreibt: Wiedergutmachung. Leider völlig am Geschädigten vorbei wieder gut gemacht, als wenn ich Werner eine Ohrfeige haue und Beate dafür Schmerzensgeld zahle. Vielleicht sollte Hansenet einmal Gedanken um Nutzstrukturen machen und in Sachen Marketing etwas kleinere Brötchen backen.

Die Abwägung von Vor- und Nachteilen

  1. Wer nichts zu verbergen hat, kann auch für Vorratsdatenspeicherung sein
  2. Für ein paar Prozent Rabatt lassen wir unsere Verbrauchsdaten auswerten

Ich fürchte die beiden obigen Punkte – sowie auch der Standpunkt zu Streetview, Netzneutralität, Drogenfreigabe, Rauchverboten und anderen Entscheidungen – wird vorrangig danach beurteilt welch persönliche Vor- und Nachteile der Mensch  als Entscheider hat.

Ebenso spielen Empfänglichkeiten für bestimmte Bedrohungs- aber auch Belohnungszenarien in die Entscheidungsphase mit hinein.

Die TAZ schreibt heut – völlig zu recht:

Es ist paradox: In Umfragen geben rund 70 Prozent an, Datenschutz sei ihnen wichtig. Doch die Aussicht auf einen kleinen Rabatt oder ein Topfset als Treueprämie lässt die Verbraucher Privates preisgeben

Aber ist jedem Verbraucher bewusst, dass er einen grossen Teil des Rabattes (Treueprämie)  direkt mit der Ware mit bezahlt? Nur einen Teil, denn den anderen Teil trägt der Anteil der Kundschaft, die (vielleicht bewusst) auf die Treueprämie verzichtet. Es gibt kein kostenloses Frühstück. Gab es nie, wird es nie geben. Aber wenn wir – rein rechnerisch – von den 2% Rabatt real tatsächlich einen Prozentpunkt sparen, lassen wir die Hose runter und teilen dem Geschäft gern mit, dass wir aufgrund unseres Einkaufverhaltens – je nach Warenauswahl – Hartz-IV EMpfänger sind, ein Alkoholproblem haben oder Veganer sein müssen. Geht dies jemanden etwas an?

Vorratsdatenspeicherung. Mal Hand aufs Herz: Wer aus der hier anwesenden Zielgruppe hat seinen Mobilfunk- , DSL- oder  Telefonvertrag gekündigt oder gewechselt, nur weil unser Anbieter die Vorratsdatenspeicherung willfährig unterstützt(e), Wer hat den Internetanbieter aufgrund der Stoppschild-Verträge gewechselt oder sich ernsthaft Gedanken gemacht, wie er sich wehren kann?

Wer hat schon bei der Initiative Pro Netzneutralität unterschrieben? (Info siehe auch hier)

Wenn nicht, warum nicht? Weil es dich/euch nicht interessiert, weil ihr nicht wisst um was es geht, weil es euch nicht betrifft (böse Fehleinschätzung!!) oder weil „bringt ja eh nichts“?

Typischerweise gibt es unterschiedliche Gründe warum wir uns entscheiden oder sogar zu einem Thema einer Meinung enthalten. Einige davon sind (oder jeweils das Gegenteil):

  • Ich habe – oder jemand aus meinem Umfeld hat –  durch die Entscheidung persönliche Vorteile
  • Die Vorteile über wiegen für mich (oder jemanden aus meinem Umfeld)  die Nachteile
  • Ich bin von der Boshaftigkeit, dem Segen der Sache im generellen überzeugt
  • Ich schliesse mich der allgemeinen Meinung an, will nicht anecken
  • Ich habe keine Ahnung von dem Thema
  • Das betrifft mich ohnehin nicht
  • Ich kann da ja sowieso nichts ausrichten.

Ich kann niemandem vorschreiben wie er zu einem Thema steht, will dies auch gar nicht. Obschon es mich manchmal schon etwas … nervös machen kann, was ich so den Medien als „Meinungsmache“ entnehmen muss.

Wie schön wäre es, wenn alle Menschen versuchen würden nur nach einem Punkt zu entscheiden: „Ich habe mich umfassend informiert und ich bin von der Boshaftigkeit oder dem Segen der Sache im generellen überzeugt“. Wichtig ist hierbei das Detail „generell“. Ein Bankmanager wird sein Gehalt loben – ob er es als generellen Segen ansehen kann ist mal dahin gestellt. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ausbeuten, handeln im Sinne ihres Bankkontos und ihrer Aktionäre. Aber handeln Sie auch generell Segen verbreitend?

Sollten nicht bei jeder Entscheidungsfindung zuerst gefragt werden: Wer verliert wie viel? Um wie viel würden wir besser miteinander klar kommen, wenn wir nicht vorrangig an unsere Vorteile, sondern auch an die nachteile für Andere denken?

Verleger vs. GEZ-Medien. Digitale Bücherverbrennung

Zuerst einmal möchte ich klar stellen, dass das Internet für alle Beteiligten Neuland darstellt.

Sowohl für die sogenannten „Holzmedien“, deren Produkte typischerweise auf holzhaltige Substanzen gedruckt werden um dann mittels Logistikkette zum Verbraucher zu gelangen, als auch für Rundfunk und Fernsehen.

Schaun wir uns doch mal die Geschichte der Medien an. Printprodukte sind alt, ihre Vorläufer haben tausende von Jahren auf dem Buckel. Rundfunk und Fernsehen sind eher neu. Insofern könnte man die Printmedien mit der Schallplatte vergleichen. Alt, gediegen und auch ohne Verfügbarkeit von elektrischer Energie nutzbar. Wohingegen Rundfunk und Fernsehen eher eine CD sind. Ohne Strom nix los, aber leistungsfähiger und mit breiterer Akzeptanz gesegnet.

Auch bei den Übertragungswege sind Rundfunk und Fernsehen dichter am Internet als die Printmedien. Das Internet wird über Kabel oder Funkstrecke zum Verbraucher „geliefert“, eben diese Wege, welche auch von Funk und Fernsehen genutzt werden. Printmedien benötigen eine deutlich aufwendigere Logistikkette.

Obige Betrachtungen sprechen eine deutliche Sprache: Das Internet ist dichter mit Funk und Fernsehen verbunden, als dies den Printmedien nachgesagt werden könnte. Das ausgerechnet diese „entfernten“ Nutzniesser nun eine stete digitale Bücherverbrennung durchsetzten ist ein Verbrechen an dem Wissen der Menschheit. Täglich zerstören wir die Bibliothek von Alexandria ein kleines bisschen mehr. Löschen Wissen und Meinungen für die wir – die Gebührenzahler – bezahlt haben.

Dürfen wir bald Zeitschriften nicht mehr lesen, die älter als 9 Tage sind? Mittels Kindle und iPad  wäre dies problemlos möglich. Die Dateien erhalten einen Zeitstempel und löschen sich automatisch, oder sie werden ohnehin nur „remote“ gelesen und nach 9 Tagen muss ich erneut bezahlen.

Schöne neue Welt.

Wie ich auf diesen Artikel gekommen bin? Durch den Schlagabtausch zwischen der FAZ:

Online ist Rundfunk: Plagten sich ARD und ZDF bislang wenigstens pro forma mit der Auflage herum, ihre Angebote im Internet sollten nicht „presseähnlich“ sein, sind sie nach der Vorstellung des früheren Verfassungsrichters Papier nun aller Rechtfertigungszwänge ledig.

und der ARD:

In der heutigen Ausgabe der FAZ aber stellt der Leitartikler Michael Hanfeld einen Zusammenhang zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland und der „Herrschaft des Staatsjournalismus“ her. Gegen diese Darstellung verwahre ich mich im Namen der ARD entschieden. Dies ist geschichtsvergessen und maßlos. Es macht mich sprachlos, dass Sie dies in einer Qualitätszeitung wie der FAZ zulassen.

Für mich sind die Holzmedien eher ein toter Fisch. Ich kaufe mir – ab und an – eine Zeitschrift um auf Reisen oder aus Gründen der Kurzweiligkeit etwas zu lesen zu haben. Bücher, die verschlinge ich und diese haben auch einen eigenen monatlichen Etat. Aber Zeitschriften?

Eine Art GEZ für Onlinemedien, das wäre es. Ich gestehe den Erstellern von Texten und Berichten sowie den Trüffelschweinen ja eine angemessene Entlohnung zu. Allerdings gilt das ausschliesslich für den arbeitenden Teil der Printbevölkerung. Auf diejenigen, deren Hauptaufgabe es zu sein scheint, als Klageweib, Verunglimpfer oder Standeserhalter beschäftigt zu sein, kann ich gern verzichten. Printmedien abschaffen und Migration der Arbeitskräfte in einen öffentlich-unabhängigen Dienst, inklusive weiterer Abtrennung von Rundfunk & Fernsehen von dem Einfluss der Staates.

Ich bin ja bereit zu zahlen, aber bitte angemessen. Flattr ist da schon ein netter Ansatz. NACHTRÄGLICH für eine Leistung zahlen und nicht die Katze im Sack (reisserische Überschrift) erwerben, die sich als zahnlose Amöbe rausstellt.