Deine Mudda hat ein Konto bei der Deutschen Bank

Ich glaube gestern sah ich einen Fernsehspot in dem die Deutsche Bank für Sparkonten mit sagenhaften 2% Zinsen – fest für 12 Monate – warb. Dieses Angebot findet sich auch auf den Webseiten der Deutschen Bank.

Da fragt man sich unwillkürlich, ob die Marketingmenschen und Produktmanager das Gras geraucht haben, dass den Unterbau der grafischen Darstellung bildet. Sind das rote da nicht sogar Mohnblumen?

2 Prozent Sparzinsen in Zeiten in denen die Deutschen Bank selbst mittels Pressemitteilung vom 11.03.2011 verkündet:

Die Deutsche Bank rechnet absehbar mit einer Inflation in Deutschland von weit über zwei Prozent. “Für dieses Jahr erwarten wir im Durchschnitt eine Inflationsrate von knapp über zwei Prozent.

Wer ein Sparkonto eröffnet, dessen Ertrag unter der Inflationsrate liegt, darf damit rechnen, bei Verlassen der Bank durch ein Spalier von lachenden Bank-Aktionären zu gehen.

Und Ackermann erwartet eine Kapitalverzinsung seines Unternehmens von 25 Prozent. Ist machbar, wenn er seine Sparkunden so verarscht, der alte Schweizer.

Die deutsche Bank und der grössenwahnsinnige Ackermann

Im Spiegel lese ich folgenden Worte, die mein Herz mit Tränen füllen:

Die glänzenden Wachstumszahlen sind für die Deutsche Bank vorerst vorbei: Konzernchef Josef Ackermann rechnet in den kommenden Jahren wegen schärferer Vorschriften mit Renditen unter 25 Prozent.

Rendite UNTER 25%. Aber es gibt Hoffnung:

Die „gewohnten“ Eigenkapitalrenditen, die bei 25 Prozent und mehr gelegen hatten, erwarte er wieder nach etwa drei Jahren.

Und vor allem:

Für die deutsche Wirtschaft prognostiziert Ackermann im kommenden Jahr ein geringeres Wachstum als 2010. „Aber immerhin: Zwei Prozent müssten auch 2011 möglich sein“, sagte er.

Das heisst: Während normales Wachstum bei 2% liegt, strebt (und erreicht wohl auch) die Deutsche Bank eine Rendite (Ertrag – Zugewinn) von über 20%. Kommt nur mir die idee, dass die Bank durch ihre Rendite eventuell Ihre Kunden am Wachstum behindert? Würde sie weniger Rendite anstreben, könnte sie höhere Guthabenzinsen gewähren und auch weniger Kreditzins fordern. Diese Gedanken sind aber wohl undenkbar im Hause Ackermann.

Mal kurz rechnen – Kapitalverzinsung – mit Zins und Zinseszins. Anfangskapital: 100 Millionen Euro – bei einer Verzinsung (Rendite) von 20% habe ich nach

  • 10 Jahren über eine Milliarde an Kapital (119Mio)
  • 20 Jahren knapp 4 Milliarden (143 Mio)
  • 30 Jahren 23 Milliarden (170 Mio)
  • 51 Jahren eine Billion (248 Mio)
  • 89 Jahren eine Billiarde (489 Mio)

Wer sein Geld aber – zu 2% verzinst (Beispiel derzeitiges Angebot Deutsche Bank/ Festzinssparen) – als Bankkunde anlegt, erhält nur die in Fett dahinter in Klammern geschriebenen Beträge. Ist schon ein kleiner Unterschied, ob sich die Bank bereichert, oder ob ich als Kunde von der Erträgen der Bank mit profitieren darf….

Diebesgesindel! Und der Ackermann lacht sich ein ins Fäustchen, da er mit diesem Raubrittertum durchkommt und ihn niemand die Banken mehr stoppen kann und will.

    Die Mathematik der BWLer

    Heute Morgen hatte ich das Vergnügen mal wieder mit unseren Reinigungskräften einen kleinen Plausch zu halten. Wer glaubt Reinigungspersonal wäre strunzdoof, sollte sich mal mit denen unterhalten. Unsere sind sehr intelligent und auch gesellschaftskritisch.

    Thema waren die langen Ladenöffnungszeiten. Wir kamen – wir sind alle älter als 30… – über den alten Gewerkschaftsslogan „Samstag gehört der Papi mir“. Damit kämpften die Gewerkschaften vor ca. 50 Jahren um die 40 Stunden-Woche. Das Ziel war, der Familie ein gemeinsames Wochenende zu ermöglichen.

    Ja, wo ist er hin, der hohe Anspruch den Familien gemeinsame Zeit zu ermöglichen, wenn ein Familienmitglied im Supermarkt arbeiten muss. Wochentags bis 22:00 – Kasse machen um dann gegen 23:00 zu Hause zu sein. Wenn die Familie vor 20 Jahren noch freitags auf den Campingplatz fuhr, so sind diese Zeiten vorbei. Das geht höchstens noch alle 2 Wochen, wenn der Dienstplan dies zulässt.

    Werden wir durch mehr Arbeit leistungsfähiger? Wer diese Frage stellt, sollte sich einmal das Interview in der Zeit mit Thomas Geoghegan durchlesen, der über die Unterschiede zwischen Arbeit/Leistung in den USA und Deutschland folgendes sagt:

    Geoghegan: Die Amerikaner jammern permanent über den Aufstieg Chinas. Was machen die Deutschen? Sie gehen nach China und verkaufen dort ihre Maschinen und Autos. Zwischendurch machen sie sechs Wochen Urlaub. Es ist, als würden sie gegen uns gewinnen, während sie einen Arm auf dem Rücken festgebunden haben.

    ZEIT ONLINE: Jahrelang wurde Deutschland von zahlreichen Ökonomen dazu gedrängt, den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren, amerikanischer zu machen…

    Geoghegan: (lacht) Ja, und zwar von genau jenen Ökonomen, die selbst ganz europäisch arbeiten: sozial abgesichert und mit frühem Feierabend. Im Ernst: Der flexible US-Arbeitsmarkt, wie er von Professoren und vielen Journalisten so gerne gelobt wird – was bedeutet das denn? Amerikanische Arbeitnehmer sind machtlos und der Willkür ihrer Unternehmen ausgeliefert.

    Durch Freizeit und Erholung (Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit) sind wir Deutschen der amerikanischen Wirtschaft überlegen. Es ist nicht das Prinzip „immer arbeiten“, sondern die Möglichkeit die Batterien auch aufzuladen, das uns international wettbewerbsfähig macht.

    Aber zurück zu der Überschrift: Die Mathematik der BWLer.  Warum muss der Einzelhandel 14 Stunden am Tag geöffnet haben – an 6 Tagen der Woche?  Uns wird gesagt: Damit ihr mehr Zeit habt eure Ware einzukaufen. Gemeint ist: Damit wir euch mehr Geld aus den Taschen ziehen können.

    Geht diese Rechnung aber auf? Kann der Verbraucher tatsächlich mehr Konsumartikel erwerben? Gegen sei eine Volkswirtschaft, in der jeder Verbraucher monatlich einen Etat (bei Währungsstabilität) von stets 200€ zum verkonsumieren hat.

    Wenn das Einzelhandelsgeschäft am Tag 9 Stunden geöffnet hat, so sind die Personalkosten auf 9 Stunden festgesetzt. Soll dieses Geschäft nun 14 Stunden geöffnet gehalten werden, muss mehr Personal eingestellt werden. Auch wird mehr Strom (Licht etc) verbraucht. Die Kosten der 14 Stunden-Öffnung liegen – im Vergleich zur 9 Stunden Öffnung – höher. Diese höheren Betriebskosten müssen nun auf den Produktpreis aufgeschlagen werden. Das heisst, unser Beispiel-Verbraucher kann für seine 200€ unterm Strich weniger Waren kaufen.

    Unterm Strich werden wir  Verbraucher also auch hier ausgenommen. Denn die Discounter werden weiterhin ihre x% Kapitalverzinsung realisieren. Letztendlich ging es nur darum, kleine Familienbetriebe aus dem Markt zu verdrängen – bezahlt haben den Tod der Tante-Emma-Läden die Verbraucher. Stolz können wir Deppen darauf sein, denn bei Rewe und Aldi kann man nicht anschreiben lassen.