China hat seine Hausaufgaben in Sachen Kapitalismus gemacht

China, das rote Urgestein auf dem Globus hat deutlich begriffen wie der Kapitalismus funktioniert

Mitarbeiter des iPhone-Herstellers sollen rund 20 Prozent mehr Gehalt erhalten. Die Lohnerhöhung sei seit längerem geplant, betonte ein Sprecher des Konzerns. Citigroup-Analysten zufolge könnten Hon Hais Lohnkosten dadurch im Quartal um umgerechnet rund 68 Mio. Euro steigen. Bei einer Belegschaft von etwa 420.000 Menschen in der Fabrik im chinesischen Shenzhen entspricht dies einem monatlichen Mehrverdienst von knapp 54 Euro pro Mitarbeiter. Die Angestellten würden damit auf ein Monatsgehalt von etwa 325 Euro kommen. (Quelle FTD)

Lest das Zitat – lest es nochmal und begleitet mich bei der feststellung, dass das Unternehmen jeden Monat mehr als 22 Millionen Euro Ertrag machte, die PROBLEMLOS an die Angestellten ausgeschüttet werden können. Allein der Satz „Die Lohnerhöhung sei seit längerem geplant“ regt meinen Brechreiz an. „Seit längerem geplant“ aber „wir haben es noch nicht umgesetzt um den Reibach einzufahren und an unsere Aktionäre auszuschütten“ wird dann nicht gesagt.

Was mich wieder an meine alte Aussage erinnert: Zu hohe Konzerngewinne sind Diebstahl – Diebstahl an Mitarbeitern oder Käufern. In diesem fall würde ich sogar soweit gehen, dass auch die Käufer der Billig-Produkte von Apple (iPhone) Dell (Laptops) und auch Microsoft (Xbox) durch zu niedrige Preise sich letztendlich des Diebstahls an den armen Menschen in China schuldig machen, die in übelster Weise um ihren gerechten Lohn gebracht werden. Bestohlen damit wir (auch kann mich da nicht vollumfanglich ausschliessen) billig unser Spielzeug bekommen und bestohlen damit Aktionäre ihre Gewinne maximieren können.

USA übernehmen das FDP-System

In den USA können Unternehmen und Gewerkschaften künftig stärker als bisher Einfluss auf den Wahlkampf nehmen. Der Oberste Gerichtshof hob am Donnerstag ein Jahrzehnte altes Verbot jeglicher Wahlkampfwerbung von Firmen auf.

schreibt die Süddeutsche und Obama bewertet es genau so, wie auch ich es tue:

Präsident Barack Obama kritisierte das Urteil und kündigte Gegenmaßnahmen im Kongress an. Die Entscheidung öffne „Geldern von Interessenorganisationen in unserer Politik“ Tür und Tor, kritisierte er.

Na gut, in dem obigen Fall geht es um Parteien-Wahlwerbung, welche direkt von Unternehmen finanziert und geschaltet wird. Aber das Prinzip ist das gleiche: Die Wirtschaft erkauft sich indirekt ihre Interessenvertreter – wer am meisten zahlt kauft sich seine Gesetze. Demokratie war gestern, heute haben wir Kapitalismus!

Medien und Statistikmanipulation

Von Medien (gerade solchen, die sich nur zu gern als Qualitätsblätter bezeichnen) erwarte ich kritischen Umgang mit Informationen. Ich erwarte, dass diese Blätter für das Geld – dass sie von uns Lesern verlangen – vorliegende Informationen aufbereiten und Manipulationsversuche aufdecken. Gerade der Springerkonzern macht ja derzeit immer wieder von sich reden, was die Selbstdarstellung in Sachen Qualitätsjournalismus angeht. Ein hübschen Beispiel, was der „BILD-Konzern“ als Qualität bezeichnet findet sich heute in der Welt:

„Wir hatten in den Jahren vor 2009 eine erfreuliche Beschäftigungsentwicklung, vor allem wegen der guten Konjunktur, der beschäftigungsfreundlichen Tariflohnpolitik und den Reformen am Arbeitsmarkt“, sagt Wolfgang Franz, der Vorsitzende des Sachverständigenrates.

Ja, wir haben mehr Beschäftigte………(aber man muss ihn ausreden lassen), die dankenswerter Weise immer weniger verdienen. Die Welt weiter:

Tatsächlich klaffen subjektive Wahrnehmung und tatsächliche Entwicklung auseinander. Beispielsweise haben die Ökonomen der Großbank Unicredit für die „Welt am Sonntag“ berechnet, dass das Bruttoinlandsprodukt zwischen 1999 und 2009 pro Kopf um 7,8 Prozent gestiegen ist.

Statistik, wunderbare Welt des „Malen Lügen nach Zahlen“. Ja, statistisch haben wir alle mehr verdient. In der Realität hat sich aber das Einkommen für SEHR viele Deutsche verschlechtert, während es sich für ein paar wenige deutlichst verbessert hat. Ja, der Unicredit-Mann hat noch ganz andere Weisheiten auf Lager:

„Das verfügbare Einkommen ist gestiegen, weil neue Stellen geschaffen wurden“, sagt Unicredit-Ökonom Alexander Koch. Und davon konnten sich die Deutschen viele neue schöne Dinge kaufen: Handy, Notebook oder den neuen Flachbildschirm –?alles Dinge, die vor zehn Jahren nur wenig verbreitet waren.

Er bringt es tatsächlich fertig Produkte welche einem massiver Preisverfall unterlagen in Stellung um zu belegen, dass es uns heute viel besser geht als vor 10 Jahren. Ist das nicht toll? Wunderschön ist auch die folgende Aussage:

Die Welt ist zweifelsohne unsicherer geworden. Der globale Kapitalismus stand selten so nah am Abgrund wie in den Tagen und Wochen nach der Lehman-Pleite im September 2008.

Ja tatsächlich. Die Welt ist unsicherer WEIL der Kapitalismus am Abgrund stand. Wenn das Kapital und der Wachstum nicht mehr die Wege der Welt bestimmt, müssen wir alle sterben. Bestimmt! Der RICHTIGE Brüller kommt aber noch:

Der größte Erfolg der Nullerjahre ist jedoch ein anderer: Noch nie hat ein Jahrzehnt so viele Menschen aus der Armut gespült, vor allem in Asien

Ja, und der CO²-Ausstoß hat NICHT zugenommen, vor allem auf dem Mars. Mal ehrlich: Was für ein Jubelperser-Blatt ist denn die Welt bitte? Was hat die Regierung dafür bezahlt? Oder hängt diese „Ode an die Unfähigen“ damit zusammen, dass so viele Volksvertreter brav auf die ARD einschlagen?

Wenn man den Artikel aber GANZ genau – und auch zwischen den Zeilen liest – dann kann man ihm aber auch entnehmen, dass wir uns dichter an einer Revolution befinden denn zuvor:

Eine Studie des Pew Research Center in Washington zeigt zudem, dass in Schwellenländern die Mittelschicht demokratischen Werten wie freien Wahlen, Redefreiheit sowie einer starken Justiz größere Bedeutung zumisst, als es ärmere Bevölkerungsschichten tun.

Da unsere Mittelschicht immer ärmer wird und die reale(!) Armut immer weiter zunimmt …..