BKA-Chef Zierke wirkt deutlich hilflos

BKA-Chef Ziercke verteidigt sein zweitliebstes Kind (das liebste war scheinbar das Internet-Stopp-Schild) wie eine Mutter ihr Junges. Auch wenn die Vorratsdatenspeicherung verfassungswidrig ist, so kann Ziercke doch jammern und heulen. Die FTD berichtet über den BKA-Chef, der sich um Kopf und Kragen redet, weil er alle Menschen für dumm hält:

Es gehe unter anderem um die Aufklärung von Kapitalverbrechen, um Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und um Internetkriminalität.

Na klar, und es geht um Atombombenangriffe auf Kindergärten und Giftgas im Bundestag. „Es geht um die, vor denen ihr geschützt werden wollt“ – billige Propaganda, aber es wird besser:

So sei es unlängst nicht möglich gewesen, die Besitzer von mehr als 200.000 Computern davor zu warnen, dass ihre Rechner unbemerkt zu kriminellen Zwecken verwendet wurden.

Ist das nicht ein echter Schenkelklopfer? Ist schon Karneval? Tata-Tata-Tata. Das BKA hätte tatsächlich ein Massenmailing gemacht um 200.000 Internetnutzer anzuschreiben, dass deren PCs einen viralen Infekt haben? Und die Geschenke bringt der Weihnachtsmann. Damit hat Ziercke seine Munition aber immer noch nicht verschossen:

„Aber auch bei der Gefahrenabwehr sind uns die Hände gebunden“, sagte Ziercke. Er führte beispielhaft im Internet angekündigte Amok-Taten oder Selbsttötungen an, bei denen die Sicherheitsbehörden mit Hilfe der Verkehrsdaten früher gezielt hätten einschreiten können.

und unser BKA-Chef blendet aus, dass jegliche Verkehrsdaten typischerweise für mindestens 7 Tage gespeichert werden. Mir ist nicht ein einziger Fall bekannt, in dem ein Selbstmörder oder Attentäter seine Tat Wochen vorher angekündigt hätte. Herr Ziercke: In meinen Augen ist das alles Schwachsinn, was Sie da vorbringen.

Diese Paranoia, die der BKA-Chef Ziercke versucht uns, den Bürgern, einzureden, sollten wir tatsächlich haben. Vor ihm und seinesgleichen. Denn sie wollen unsere Privatsphäre vernichten und stellen nur eine Frage: Wollt ihr den totalen Überwachungsstaat?

Wem soll man nur glauben?

Gestern schrieb die Tagesschau

Viele Internetnutzer fürchten, Opfer von Datenklau und Online-Betrug zu werden. Auch das Bundeskriminalamt warnt vor der zunehmenden Gefahr, die von Cyber-Verbrechern ausgehen soll. IT-Experten schätzen das Risiko, Opfer von Cyber-Verbrechern zu werden, jedoch eher gering ein. Und: Gesundes Misstrauen hilft beim Surfen.

und untermauert die Aussage „Mehr Angst als Gefahr“ mit einer aussagekräftigen Grafik.

Nun heute kommt nun das BKA mir einer Pressemitteilung heraus, in der man lesen muss:

„Cyber-Angriffe haben eine neue Dimension der Gefährdung erreicht – und zwar in Quantität und Qualität“, sagte BSI-Präsident Michael Hange auf der Konferenz. Die Anzahl der Schadprogramme im Internet nimmt nach Erkenntnissen des BSI rapide zu: Etwa alle zwei Sekunden entsteht eine neue Variante eines Schadprogramms, die heute im Stil eines Baukastensystems industriell gefertigt werden. Gleichzeitig lassen sich immer intelligentere Angriffstechniken und einzelne, sehr ausgereifte Schadprogramme beobachten, die über eine weitreichende Angriffsfunktionalität verfügen.

Schüren da etwaige Gewinnler der Angstsituation etwa Ängste? Nee, oder? Sowas würden BSI und BKA doch niemals tun – DIE doch nicht. Die versuchen das Meinungsbild sicher nicht zu beeinflussen um mehr Recht und grössere Etats zu erhalten. NEVER!

Bevor ich eine Internetsteuer zahle, will ich vorher eine Schuhmachersteuer

Und mit Schuhmacher meine ich nicht den Motorsportler (oder dessen Bruder), sondern die Person, die mittels einer Prüfung vor einer Handwerkskammer einen Gesellenbrief oder Meisterbrief erworben hat.

Früher- die Älteren unter euch mögen sich erinnern – wurden durchgelaufene Schuhe nicht weggeworfen, vielmehr wurden sie zum Schuhmacher gebracht, welcher sie besohlte, überpolierte und vielleicht noch hier oder dort eine Naht flickte. Früher, das war bevor ein Paar Schuhe preiswerter zu erstehen war als ein Pfund Butter. Schuhmacher gibt es heute kaum noch. Selbst die Schnellschuster (Mr. Minit z.B.) muss man suchen. Früher drängten sich diese überall auf – verbunden mit einem Schlüsseldienst.

Warum sind die Schuhmacher weitgehend ausgestorben? Alle Menschen (zumindest in Deutschland) besitzen und tragen Schuhe. Diese wetzen auch ab und laufen durch. Warum also? Ganz einfach: Schuld ist die Art der Schuhherstellung. Früher gab es Leder- oder Gummisohlen, heute nur noch aufgeschäumte Billigsohlen. Anstelle von „Obermaterial Leder“ erwarte ich Warnhinweise für Allergiker „Obermaterial kann Spuren von Leder enthalten“. Für die Veganer unter uns sehr schön, aber der Tod des Schuhmacherhandwerks, denn diese Schuhe sind irreparabel. Die aufgeschäumte Laufsohle kann man nicht besohlen. Neue Schuhe werden schon für unter €15.- werden. Da ist keine Arbeit mehr für Schuhmacher, die Technik hat sie überlebt.

Sollte man die Schuhmacher also mittels einer Steuer für Billigschuhe retten? Blöde Idee? Nee, gar nicht so weit hergeholt, wenn ich die Netzzeitung lese:

Eine niederländische Kommission hat eine Internetsteuer vorgeschlagen, die notleidenden Zeitungen helfen soll. Internetnutzer sollten jährlich zwei Euro zusätzlich zu ihrem Online-Anschluss bezahlen, empfiehlt eine von der Regierung eingesetzte Kommission in ihrem am Dienstag in Den Haag vorgelegten Bericht.

Die Printmedien machen genau den Wechsel durch, den auch Schuhmacher zu ertragen hatten: Der Markt ändert sich. Wenn nun also Internetnutzer für notleidende Zeitschriften zur Kasse gebeten werden, so erwarte ich ebenfalls eine steuerliche Hilfe für Schuhmacher! Und was ist mit den ehemaligen Besitzern von Pferdedroschken? Sind die jemals abgefunden wurden?

Aber wir wollen uns nochmal anschauen, wer das als Empfehlung ausspricht: „eine von der Regierung eingesetzte Kommission“. Noch Fragen Hauser?

Kris hat einfach recht, wenn er behauptet: Falscher Planet, falsches Jahrtausend