Auf ins Guttenberg-Zeitalter

Man kann dem Guttenberg eines hoch anrechnen: Durch ihn wird dem Deutschen deutlich, was für ein armer Wicht er doch eigentlich ist und wie verlogen sich Gesellschaft und Politik in Deutschland aufführen.

„Berlin direkt“ beschäftigt sich ausgiebig mit der politischen Realität in Deutschland. Besonders interessant ist der Take ab 07:40, in dem CDU-Mitglied und MdB Volker Kauder seine schizophrene Sicht der Dinge vorgehalten wird.

httpv://www.youtube.com/watch?v=mMwlZZBOUlg

Auch sehenswert ist das Interview mit Prof. Oliver Lepsius von der Universität Bayreuth, der dort Nachfolger von Peter Häberle ist, dem „Doktorvater“ des Selbstverteidigungsminsters zu Guttenberg.

httpv://www.youtube.com/watch?v=wQu9-On8vpg

Lepsius nennt Guttenberg „dreist“, „einen Betrüger“ und er würde gern einen Psychologen befragen, was dieser zu der Wirklichkeitsverdrängung des zu Guttenberg sagen würde. Damit legt Lespius den Finger auf den Punkt um den es geht: Der Auftritt als Schizo-Minister. Ein Vorgesetzter von vielen tausend Angestellten und Soldaten, der sich als unehrenhaft disqualifiziert hat. Guttenberg hat entweder Wahrnehmungsstörungen oder er belügt und betrügt mit Absicht. Entweder ist er ein Psycho oder ein Betrüger – beide Möglichkeiten deuten auf eine Fehlbesetzung des Sessels des Verteidigungsministers hin. Und der sprechende Hosenanzug kann ihn nicht rauskegeln, da sie sich zu oft und zu demonstrativ hinten den Adelsspross stellte.

Was passiert, wenn ein Angestellter des Selbstverteidigungsministers plagiiert?

Ein Student an der Bundeswehruniversität München ist wegen eines Plagiats degradiert worden. Laut Uni-Sprecher Michael Brauns hatte der Soldat vor etwa zwei Jahren eine Hausarbeit eingereicht, die als Zulassung zum Vordiplom galt. Es habe sich um einen „gravierenden Fall“ gehandelt, weshalb er disziplinarisch bestraft worden sei. Brauns spricht von einem „großen Maß an Täuschung“. (Süddeutsche)

Soldaten werden bestraft. Der Vorgesetzte kommt damit durch. Praktisch wie im echten Leben, wenn man nur das richtige Parteibuch oder genügend Spendenquittungen in der Tasche haben muss.

Für unseren Selbstverteidigungsminister können nur Andere verantwortlich sein. Er selbst wäscht seine Hände in der blutigen Unschuld des Adels. Aber was passiert mit den Menschen, die von Guttenberg beschuldigt und vom Dienst suspendiert werden?

Der suspendierte Kommandant des Segelschulschiffs „Gorch Fock“, Norbert Schatz, wird möglicherweise rehabilitiert. Zwar ist der Untersuchungsbericht der Marine noch nicht abgeschlossen, doch offenbar haben sich im Zusammenhang mit der Untersuchung der Vorfälle auf der „Gorch Fock“ keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten des 54-Jährigen ergeben.

Quelle: NDR. Und wer nocht glaubt, dass – wenn man erstmal durch die Saftpresse der Medien genuddelt wurde, nichts hängenbleibt, der macht seine Hose auch mit der Kneifzange zu. Oder glaubt auch nur einer hier, dass Schatz in der BILD genau so häufig nun als schuldlos benannt wird, wie ihm die Schuld medial ans Revers gehängt wurde?

Apropos BILD. Die BILD hat ha den ganz grossen Werbeetat gewonnen:

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg will von März an in einer breit angelegten Medienkampagne für den Dienst in der Bundeswehr werben. Die Werbeaktion wird nach Angaben des Verteidigungsministeriums bis Dezember in Fernsehen, Radio und Printmedien laufen.

Voraussichtlich im April liege der Schwerpunkt bei „Bild“, „Bild am Sonntag“ und „Bild.de“. In dieser Phase sollen besonders Mannschaftsdienstgrade angesprochen werden.

Quelle: Tagesschau. SO bedankt sich ein Guttenberg bei seiner Haus- und Hofpresse. Soll ja keiner sagen, dass Guttenberg undankbar ist, wenn man so treu zu dem „Dieter Bohlen der Politik“ hält. Denn Guttenberg hat schon früh gelernt, was man so alles mit Geld erreichen kann. Denn so ganz verdachtslos scheint auch seine Doktorarbeit zu sein:

Während der Arbeit an seiner Dissertation hat sich Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg an der Universität Bayreuth über seinen Familienbesitz auch als Sponsor betätigt.

Quelle: Tagesspiegel. Es geht um die Kleinigkeit von 747 764,36 Euro.

Eines möchte ich hier feststellen: Wer später einer meiner Töchter eine Anstellung gibt, dem versichere ich, dass etwaige Titel selbstständig und frei von Bestechungen und Nötigungen erarbeitet werden und wurden. Ich mag altmodisch sein, aber ich predige meinen Kindern stets: Keine Wahrheit kann so schlimm sein wie eine Lüge. Aber der Adel lebt halt anders.

So, und nun ist auch Pestomusic wieder happy 🙂

Krähen und die CDU

Die Vorgänge in der Duisburger CDU um die Abwahl des Oberbürgermeister Adolf Sauerland erinnern mich an das alte Sprichwort: „Eine Krähe hakt der anderen kein Auge aus“.

Die CDU im Duisburger Stadtrat stellt sich gegen eine schnelle Abwahl ihres Oberbürgermeisters Adolf Sauerland. Sollte bereits in den kommenden Wochen über das Abwahlverfahren entschieden werden, würden die Christdemokraten dagegen stimmen, sagte der CDU-Stadtrat Rainer Enzweiler. Auch drei weitere Ratsmitglieder würden gegen den Antrag stimmen. Die für die Abwahl notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit käme damit nicht zustande. „Wir werden nur zustimmen, wenn belastbare Fakten gegen den OB vorliegen“, sagte Enzweiler der Süddeutschen Zeitung.

schreibt die Süddeutsche und macht damit in meinem persönlichen „wie widerlich ehrlos ist die Republik“-Kalender ein weiteres Fensterchen auf.

Was in der Gedankenwelt der CDU-Verbrecher „belastbare Fakten“ bedeutet kann man ableiten, wenn man die Vorgänge um Althaus betrachtet. Selbst eine alte, erfahrene Hure wird von der CDU zur Jungfrau gekürt, wenn es der Partei hilft den Zusammenhalt der Ehrenlosen zu gewährleisten.

Über die Bedeutung des Begriffes Ehre für CDU-Mitglieder hat uns Uwe Barschel ja schon 1987 aufgeklärt:

httpv://www.youtube.com/watch?v=PCn-C6AkLm0

Welch widerlichem Kroppzeug haben wir erlaubt in unserem Namen Politik zu machen, was für Gesindel füttern wir mit unserer Hände Arbeit durch? Diese Kader halten zusammen. Koste es was es wolle.  Das diese Zustände mittlerweile auch parteiübergreifend funktionieren, beschrieb Michael Spreng ja schon

So wurden fast alle “Frogs” (Friends of Gerd), die Buddys von Gerhard Schröder, auch Freunde von Christian Wulff, seinem CDU Nachfolger – von TUI-Frenzel über RWE-Großmann bis zu AWD-Maschmeyer und den Scorpions. Und viele andere mehr. Und jetzt werden sie wahrscheinlich weitervererbt an Wulffs Nachfolger David McAllister.

Wir Bürger sind nur noch die Ärsche. Wahlen sind nur noch Auflockerung und eine kleine Rochade. Ändern werden sie nichts mehr. Die CDU in Duisburg beweist uns gerade, dass mit IHR wirklich alles möglich ist. Nicht die Erziehung sondern ausschliesslich das Strafgesetzbuch regelt das menschliche Zusammenleben.

In NRW wird an allen Ecken gespart

Eddi macht mich auf einen kleinen, nahezu unbedeutenden Artikel im Kölner Stadtanzeiger aufmerksam (Anmerkung, der Artikel ist vom 13. Hannelore Kraft wurde erst am 14.07 gewählt!):

Uhlenberg (Anmerkung: Landtagspräsidenten und CDU-Mitglied) beklagte in seiner Dankesrede die Wahlmüdigkeit der Bevölkerung. Es sei erschreckend, wenn von zehn Bürgern im Land vier nicht mehr zur Wahl gingen. Hier müsse sich das künftige Landtagspräsidium Gedanken machen, wie mehr Menschen von der Politik erreicht werden könnten. Als einer ersten Amtshandlungen ließ Uhlenberg über eine Anhebung der Abgeordneten-Bezüge abstimmen. Der Antrag wurde ohne Aussprache verabschiedet.

Na, schnell mal eben die eigenen Gehälter hochsetzen. Sowas geht immer schnell ohne grosses Bramborium. Da macht auch die Opposition (zähneknirschend) mit. Obwohl meistens ein (koalitionsübergreifend) geheim gewähltes Mitglied des Parlamentes Kritik zu der angebrachten Erhöhung äussern darf. Aber davon wurde in einer Zeit, in der den Hartz-IV Empfängern gerade das Fell über die Ohren gezogen wird, wahrschelich aus Gründer der Restpietät Abstand genommen.

Ausserdem brauchen sich diese asozialen Schmarotzer nicht wundern, wenn das Volk wahlmüde wird. Das ist ja ungefähr so, als wenn man von einem zum Tode Verurteilten erwartet, dass er sich – wenn er schon die Todesart nicht bestimmen darf – den Henker demokratisch wählen darf.