Medien, Realitäten und die Gorch Fock

Drei Dinge vorweg:

  1. Ich will nicht behaupten, dass alle Vorgänge auf der Gorch Fock stets nach Lehrbuch und 100% den Vorschriften entsprechend abliefen. Ich kenne keinen Betrieb in dem man stets „vom Fußboden essen“ kann. Überall findet man etwas Dreck, wenn man nur genau hinschaut.
  2. Ich habe (vor vielen Jahren) bei der Marine gedient und ich mochte den Dienst und die Einstellung der Menschen dort.  Es war ein zwar teilweise sehr harter Dienst (Leistung musste gebracht werden) aber die Menschen waren realistisch und es gab verhältnismässig wenige Volldeppen (die man wiederum in jeder „Organisation“ findet.
  3. Es kann sich in den letzten 25 Jahren viel geändert haben 🙂

Nach dieser ausführlichen Einleitung nun zum eigentlichen Thema: Mir deucht, die Tagespresse hat ein neues Schwein gefunden, das sie durchs Dorf treiben mag: Die Gorch Fock. Ich möchte anhand eines Spiegelartikels (Die neuen Enthüllungen….) einmal aufzeigen, was mir so auffällt:

Die ersten Erinnerungen an die Alkohol-Exzesse der Besatzung stammen vom Beginn des sogenannten 3. Törn von Offiziersanwärtern, die am späten Abend des 5. November 2010 auf der Gorch Fock im brasilianischen Hafen von Salvador de Bahia eingetroffen waren. In der folgenden Nacht, so berichtete ein zurück gekehrter Soldat in der Marineschule in Mürwik dem Team von Königshaus, hätte die Stammbesatzung heftig gefeiert. Zu später Stunde sei dann ein Ausbilder in den Schlafraum gestolpert und habe gelallt, „dass er Offiziersanwärter hasse und sie töten würde“.

Ein Ausbilder, sososo. Von den 83 Mann Stammbesatzung sind 35 Mannschaftsmitglieder Unteroffiziere und 23  Mannschaften. Ich frage: Kam der Ausspruch von einem Offizier/Portepeeunteroffizier (meist älter und erfahrene Menschen, die man wahrlich wahrscheinlich mit Recht Ausbilder nennen darf), oder waren es Maate (Uffze der Marine) oder Mannschaften? Die Maate und Mannschaften sind  sicherlich teilweise auch als Ausbilder zu bezeichnen – aber die sind im Höchstfall 23-25 Jahre alt. Ein junger, besoffener Mensch kann so etwas schon mal sagen. Der junge Soldat ist sicherlich zu disziplinieren, aber ein Angstszenarion, wie es der Spiegel hier darstellt, wird das sicherlich nicht sein.

Grundsätzlich habe sich das Verhalten der Stammbesatzung „nur lose an der Inneren Führung“ orientiert, berichteten die Soldaten. So hätten sich die Mannschaftssoldaten „beinahe wie Könige“ aufgeführt, ein echter Kontakt zwischen den Auszubildenden und der Besatzung sei nie zustande gekommen.

„Lose an der Inneren Führung orientiert“ gilt es deutlich zu prüfen (no go!), ABER: Dass es zu keinem „echten Kontakt“ zwischen Auszubildenden und der Mannschaft kam, ist wahrscheinlich sogar absolut gewollt. Das ist ein gewolltes „Ihr das Oben, wir hier Unten“, um den Teamgeist der Auszubildenden zu schärfen. Denn es gibt (bewusst installiert) einen gemeinsamen „Gegner“: Die Ausbilder, die die Auszubildenden (gewollt!) an den Rand der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit heranbringen. Diese „Anspornen“ gelingt nicht, wenn der Ausbilder ein liebenswürdiger Tofu-Tee-Trinker ist. Er ist derjenige, der den jungen Soldaten jeden Tag ein bisschen mehr fordert. Muskelaufbau schmerzt – ist so. Ob man sich „als König aufführt“ – naja, das nun wieder ist ebenfalls ein no-go.  Obschon die Beschwerden auch wieder als subjektive Eindrücke gesehen werden müssen und man beiden Seiten Gehör schenken muss.

So berichtete einer der Offiziersanwärter dem Team von Königshaus, dass sich die Offiziere in einem angelaufenen Hafen „hemmungslos besoffen“ hätten.

ALLE 11 (elf) Offiziere (dieser Eindruck wird erweckt), oder „einige Offiziere“. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wirklich ALLE Offiziere gleichzeitig betrunken waren.

Als Hafenwache habe er mehrere falsche Alarme wegen Feuer auf dem Schiff nachgehen müssen, die nach seiner Ansicht nach von den betrunkenen Offizieren ausgelöst worden waren.

Jau, das tun die. Wenn die Admiralität der Marineflieger feierte – oder im O-Heim eine grosse Party mit Gästen aus Bonn (war damals noch Hauptstadt) statt fand, war die Wahrscheinlichkeit einer Alarmierung schon 1980 immer besonders hoch. Die am Alarm aktiv beteiligten Offiziere  waren allerdings nüchtern – hatten aber einen ausgesprochenen Spass uns Soldaten mal mitten in der Nacht – fluchend und gähnend auf die Dienstellen hetzen zu sehen. Ja, die dürfen das – so what? Wenn wir gut „performt“ haben, gab es auch anerkennendes „Gemurmel“. Wir haben auch unsere Späße gehabt und gemacht.

Schließlich habe er „auf dem Deck Erbrochenes der Offiziere wegputzen müssen“, so das Dossier.

Jepp, sowas passiert – auch mal einem Offizier. Zuerst wird man das als „kleinster Depp an Bord“ sauber machen müssen – wenn man das vernünftig zu der betreffenden Person kommuniziert, wird es aber auch wohlwollend anerkannt (zumindest ist das meine Erfahrung gewesen). Manchmal darf man sich halt nicht zu fein sein.

Im Visier steht Kommandant Schatz. Dieser habe nach dem Tod „trockene“ Reden gehalten: Der Todesfall sei ein Unglück, jedoch normal wie ein Flugzeugabsturz.

Als was hätte Schatz den Tod denn sonst bewerten sollen? Flennend den lieben Gott um Zuversicht bitten sollen? Ein Offizier ist kein Pastor. Er ist nur äusserst begrenzt für das Seelen der ihm unterstellten Soldaten verantwortlich. Dafür gibt es den Militärgeistlichen. Unsere Offiziersanwärter dürfen auch nicht vergessen, dass SIE es sein werden, die in Zukunft dafür verantwortlich sein werden, dass militärische Einheiten auch unter grössten Druck schlicht und ergreifend funktionieren. Sie müssen deutlich belastbarer sein, als ihre Untergebenen.

Die Offiziersanwärter empfanden es zudem als unpassend, dass die Besatzung kurz nach dem Tod „zur Tagesordnung überging“ und heftig und lautstark Karneval feierte.

Zur Tagesordnung übergehen: Ja was denn sonst? Einen Ausflugsdampfer hätte man vielleicht mit Kränzen behängt, aber eine militärische Einheit hat zu aller erst eine Aufgabe zu erledigen. Es ist erschreckend, dass Offiziersanwärtern dies anscheinend nicht bewusst ist. Karneval feiern ist allerdings wahrscheinlich eher unnötig und zumindest zweifelhaft. Muss nicht sein.

So richtig spannend finde ich folgenden Passus:

Der Bericht enthält neben Vorwürfen auch Hinweise, dass die Marine sowohl Kadetten als auch Besatzung vor dem Einsatz an Bord nicht ausreichend getestet hat. So gibt Königshaus wieder, dass ihm ein Marineteam mitgeteilt habe, man teste gerade „ein neues Prüfungsverfahren zur Verwendungstauglichkeit“. „Bemerkenswert“ sei das erste Testergebnis, demnach fielen „50 Angehörige der aktuellen Besatzung der Gorch Fock“ bei dem neuen Test durch. Die Soldaten wiederum beklagten, dass es keinen richtigen Eignungstest für das Schiff gebe.

Zuerst einmal ist die Gorch Fock NICHT für das Auswahlverfahren verantwortlich. Dieses dürfte beim Marineamt geschehen (entzieht sich meiner Kenntnis). Das aber 50% der Marineoffiziersanwärter nicht für den Seedienst tauglich sind, halte ich für eine absolute Brüllwitznummer. Wer hat denen denn den Berufswunsch „Offizier“ ermöglicht? Wer schon als junger Mensch nicht die Tauglichkeit für den Seedienst hat, was soll aus dem werden, wenn er mal 40 ist? Sind denn da nur noch Krüppel unterwegs?

Ein Kadett erhob bei den Gesprächen mit dem Königshaus-Team auch den Vorwurf der sexuellen Nötigung gegen die Stammbesatzung. Der Erinnerung des Soldaten nach hätten ihn mehrere Männer der Besatzung im Hafen von Las Palmas in der Dusche angesprochen. Es sei „auf dem Schiff ähnlich wie im Knast, jeder Neue müsse seinen Arsch hinhalten“. Daraufhin hätten sie eine Shampoo-Flasche auf den Boden geworfen und ihn aufgefordert, sich danach zu bücken – ein Ritual, das man sonst nur aus Filmen über die Zustände in Gefängnissen kennt.

Hört sich richtig fiese an – ABER: Was, wenn diese Soldaten dem jungen Offiziersanwärter „nur“ einen Schreck einjagen wollten. Kann man sich so etwas bei einem Fußballverein in der Duschkabine vorstellen? „Hey Neuer: Bück dich“. Was allerdings folgt, ob man unter schallendem Gelächter ob des dummen Gesichtes des „Neuen“ einfach weiter macht, oder ob es tatsächlich zu einem (NICHT zu tolerierenden!)  sexuellen Übergriff gekommen wäre, steht auf einem anderen Blatt.

Aber der Fall geht weiter, denn:

Demnach hätten die Besatzungsmitglieder ihm gedroht, sie seien Mitglieder des „Aryan Brotherhood“. Diese rassistisch ausgerichtete Gruppe hat in den USA ein Netzwerk in Gefängnissen und ist für Morde, Erpressung und illegalen Drogenhandel in den Knästen verantwortlich. Nach einer Meldung durch den Soldaten ließ Kommandant Schatz die gesamte Mannschaft an Deck antreten. Ob es zu einer strafrechtlichen Verfolgung der Tat kam, ist nicht ganz klar. Der Soldat hörte nur als Gerücht, die Männer hätten wegen des Vorfalls Ärger bekommen.

Ja, so läuft das, der Untergebene bekommt nicht immer mit, wenn ihm vorgesetzte Personen betraft werden. Dieses mag für das eventuelle Opfer unbefriedigend sein, hat allerdings in einer Organisation wie einer Armee auch einen Sinn: Die Bestrafte verliert nicht seine Autorität vor den Untergebenen.

Aus eigener Erfahrung werte ich den Vorfall mit :“Lass das Shampoo fallen“ als einen Scherz, der derbe, aber lässlich ist. Solange es zu keinen weiteren Handlungen kommt! Die Nummer mit der „Aryan Brotherhood“ allerdings verdient es, dass da welche RICHTIG auf den Arsch kriegen.

Was man aber nicht ausblenden darf ist, dass wir es hier (auf beiden Seiten) typischerweise mit sehr jungen Erwachsenen zu tun haben. Diese machen (das ist keine Entschuldigung!) Fehler. Taten es und werden es (immer wieder auf Neues)  tun. Nicht die gleichen Personen (so der erzieherische Effekt einsetzt), aber andere werden an ihre Stelle rücken und die selben oder andere Fehler machen.

Um junge Menschen 100%ig davon abzuhalten diese Art von Fehler zu machen müsste man ein Druckszenario aufbauen, dass dann wiederum dazu führt, dass dieselben Medien von unhaltbaren Zuständen in der Bundeswehr schreiben würden.

Es gibt immer zwei Seiten und man muss sehr vorsichtig sein wie man bewertet.

Ein Bauernhof als Genossenschaft – prima Idee, wider der Überproduktion

Es gibt Ideen, die sind so einfach und so genial, dass man sich fragt warum sie nicht öfter umgesetzt werden. In der FAZ lese ich gerade von einer genialen Konzept:

Ein Biobauernhof nahe Hamburg lebt in besonderer Weise von seinen Kunden: Sie sichern mit einem festgelegten Monatsbeitrag seine Existenz, bekommen dafür Nahrungsmittel – und wissen, woher ihr Essen kommt.

Die gemeinnützige GmbH, der Land, Gebäude und Vieh gehören, spielt eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist der Etat, den die fünf verantwortlichen Landwirte veranschlagen. Er soll reichen, um den Buschberghof in Fuhlenhagen gemeinsam mit Auszubildenden und Praktikanten ein Jahr lang zu bewirtschaften. Die Produkte, die auf einer Nutzfläche von 86 Hektar erzeugt werden, sollen 360 Menschen ernähren.

Ziel aber ist, nur so viel zu produzieren, wie gebraucht wird, und dabei ein Gleichgewicht im Hoforganismus herzustellen. Dazu gehört, so viele Tiere zu halten, wie eigenes Futter zur Verfügung steht, und wie Mist zum Düngen im Ackerbau benötigt wird.

Es ist erwünscht, dass jene, die mehr haben, mehr zahlen als solche, die wenig haben. Ein Drittel der Mitglieder zahlt den durchschnittlichen Beitrag, ein Drittel zahlt mehr, ein Drittel weniger. Aber: „Es gibt eine Schamgrenze“, sagt Stränz, „die bei dem Preis liegt, den man bei Aldi oder Lidl für Lebensmittel ausgeben würde.“ Zur Orientierung nennt er einen Richtwert: 150 Euro im Monat für einen Erwachsenen, 70 Euro für ein Kind.

150€ pro Monat für Lebensmittel ist sicherlich erstmal ein hoher Betrag, nur wenn man vom Brot über Fleisch und Milch auch jegliches Obst und Gemüse dafür erhält, relativiert sich dieser Betrag doch schon wieder um einiges. Zumal man hier direkten Einfluss nehmen kann, was und wie angebaut wird. Dioxin, Käfighaltung etc. scheinen kein Thema zu sein.

Die Webseiten des Buschberghofes strahlen irgendwie den Charme der ’70 aus, aber das macht die Sache nicht schlechter – keineswegs.

Kann man eigentlich noch guten Gewissens in den Urlaub fahren?

Ich beabsichtige mich dieses Wochenende für 3 Wochenende ins benachbarte, europäische Urlaub abzusetzen. Aber mir kommen Zweifel. Soll ich das tatsächlich tun? Das Land verlassen? Was wird in den drei Wochen passieren?

In Stuttgart formiert sich der Widerstand immer deutlicher während die Regierung Merkel immer deutlicher macht, dass sie eigentlich schon lange ein, von der Wirtschaft gekauftes, Marionettentheater ist.

Doch ein Bericht zum radioaktiven Inventar bringt jetzt neue Erkenntnisse ans Tageslicht, die eine Bergung des Atommülls möglicherweise erschweren könnte: Dem Bericht des Helmholtz Zentrums München zufolge ist in die marode Asse gut zehnmal mehr mittelradioaktiver Müll eingelagert worden als jahrzehntelang von den Betreibern angegeben.

schreibt der Spiegel und das gerade nachdem – durch den „Atomkompromiss“ die Energieerzeuger vertraglich von den Kosten der Asse-Problematik erlöst sind. Komisches Timing, oder?

Der armselige Vertrag ist übrigens auf den Seiten der „Bundesregierung“ verfügbar. Ein elektronisch erstelltes Dokument wurde ausgedruckt und eingescannt um es dann als PDF verfügbar zu machen. Internetausdrucker wohin man schaut bei diesen Dilletanten.

Apropos Vertrag mit Energieversorgern. Dazu hat der Spiegel auch noch was:

Doch auf Dauer soll das nicht so bleiben. Schließlich schwankt der Strompreis stark – und damit auch die Marge der Energiekonzerne. Also werde die Ökoabgabe ab 2017 angepasst, steht im Abkommen. Und zwar auf Basis eines Index‘ an der Strombörse EEX: des „German Baseload Future“. Noch genauer: auf der Basis von dessen volumengewichteten 12-Monats-Durchschnitt.

Das Problem: Es gibt an der EEX gar keinen solchen Index. „Der Begriff ist unpräzise“, sagt eine Sprecherin der Strombörse.

Die sind einfach zu blöd um gerade aus dem Bus zu schaun. Ich unterstelle mal, dass dieser Passus von einem Auszubildenden der Energiewirtschaft dort eingefädelt wurde damit er sich in seiner  Berufsschulklasse beweisen kann. Hat geklappt.

Und dann gründet sich noch eine neue Partei – nein (noch?) nicht mit unserem Hugenotten, sondern mit anderen Verfechtern der Meinungsfreiheit: Stefan „Aaron“ König, der Mann der mit seinen rechten Ansichten bislang dafür verantwortlich war innerhalb der Piratenpartei für Missstimmung zu sorgen. Dazu der ex-CDUler René Stadtkewitz der bislang ähnlich islamophob auftrat wie Stefan König. Auch der dritte im Bunde, ebenfalls ein Ex-CDUler, Marc Doll hat massgeblich durch paranoide Reden bezüglich des Islam von sich reden gemacht. Alles in allem scheint sich da eine pi-Partei zu etablieren. Na bravo. Schön finde ich die offenen Worte von Doll:

Doll betonte: „Wir haben mit anderen rechtsextremen Parteien nichts zu tun.“ (Hervorhebung von mir)

Quelle MW. Wenigstens ist er ehrlich.

Was also wird in Deutschland los sein, wenn ich Anfang Oktober wieder einreise? Werden die rechten Socken die Macht ergriffen haben? Wird es einen Aufstand des Proletariats gegeben haben und den Marionetten wurden die Fäden abgeschnitten? Oder bleibt alles beim alten und es wurden nur weitere Steuermilliarden an die Wirtschaft verschenkt?

Ich lasse mich einfach überraschen, werde versuchen Nachrichten weitestgehend zu ignorieren um wirklich abzuschalten und mich entspannen zu können.

Passt auf euch auf und geht zu den Demos. Man liest voneinander. Später – viel später, mein kleiner Beschleuniger.