Schulreform, Volksabstimmung und Liquid Democracy

Am 20 Juli 1944 hat Claus Schenk Graf von Stauffenberg das Attentat gegen Hitler verübt. Wäre er erfolgreich gewesen, hätte dies das Naziregime beenden und den Krieg deutlich verkürzen können. Claus Schenk Graf von Stauffenberg hat seine Stellung (Zugang zu Hitler) ausgenutzt um für alle Menschen zu erreichen.

Heute ticken die Uhren anders. Heute grenzt man sich als „aus besseren Kreisen“ Kommender ab. Da achtet man z.B. penibel darauf, dass die Masse der Menschen möglichst ungebildet bleibt. Bildung ist schlecht für die neuen Werkzeuge der Demokratie. Die neue Demokratie braucht ungebildete und vor allem politisch desinteressierte Wähler. Sollten nämlich alle berechtigten Wähler an sich über anstehende Volksentscheide informieren und am Ende gar abstimmen, müsste die herrschende Klasse die Demokratie abschaffen. Aber noch ist alles in bester Ordnung, wie man an der Karte des Statistikamt Nord bezüglich der Teilnahme an der Hamburger Volksabstimmung zur Schulreform ablesen kann.

Ich gehe einmal davon aus, dass nicht alle meine Leser Hamburger sind, oder mit der Struktur der Hamburger Stadtteile vertraut sind. Diese Karte zeigt sehr anschaulich, wo die „besseren Wohngegenden“ sind. Umso dunkler der Stadtteil eingefärbt ist, desto höher ist das mittlere Einkommen der Bewohner. An den hellen und dunklen kleinen Flecken erkennt man z.B. die Hochhaussiedlung Steilhoop, das in den 70ern schnell gewachsene Lurup, aber auch die frisch erstelle Millionärsenklave Hafencity.

Nochmal: Auch wenn man diese Karte zur Verdeutlichung des mittleren Einkommens der Hamburger heranziehen könnte, so zeigt diese ausschliesslich die prozentuale Teilnehme an der Volksabstimmung zur Schulreform.

Die Mehrheit der Menschen hat NICHT abgestimmt. Von 1.251.686 wahlberechtigten Hamburgern haben nur 492.057 (also weniger als die Hälfte) abgestimmt. Und diese abgegebenen Stimmen kommen überwiegend aus den „besseren Wohnvierteln.“ Bleibt also festzustellen: Das Geld schafft es IMMER, egal ob durch Politikfrust (Volksabstimmungen) oder Parteispenden.

Ganz zum Schluß bleibt auch festzustellen, dass sich die Piraten ihre Liquid Democracy auch dahin stecken wo keine Sonne hinkommt. Denn ein Werkzeug dass von der Masse der Menschen nicht genutzt wird, ist für die Demokratie ungeeignet. Da stehen Liquid Democracy und Volksabstimmung sich in nichts nach. Nur wird die Nutzerstruktur in Sachen Liquid Democracy anders aussehen. Dann wird man auf der Karte erkennen können, wo die überwiegend technikaffinen Menschen wohnen. Alte Menschen und „Normalos“ würden dann in den helleren Bereichen zu finden sein.

Über arbeitsverweigernde Politiker

Politiker, Manager und Sportler haben typischerweise Zeitarbeitsverträge. Während Fußballspieler z.B. kaum eine Möglichkeit haben, einfach mal so eben zu erklären „JETZT höre ich auf, ich trete zurück – macht euren Scheiss doch alleine“, ist dieses bei Politikern derzeit ein Virus. In der freien Wirtschaft nennt man solch Verhalten Arbeitsverweigerung.

Ich stelle mir gerade vor Ole von Beust müsste sich morgen früh bei Arbeitsamt Hamburg melden:

Von Beust: Guten Tag, mein Name ist von Beust, ich möchte mich arbeitslos melden

Arbeitsamtmitarbeiter: Zu wann sind sie denn freigesetzt worden? Haben Sie ihre Kündigung dabei?

VB: Haben Sie denn die letzten drei Tage die Medien nicht verfolgt? Ich habe gekündigt, ich hatte die Fresse voll, mir ging mein Job einfach nur noch auf den Keks, die Belastung war mir zu hoch und die Kollegen waren alle doof.

A: Entschuldigen Sie, aber wenn Sie selbst gekündigt haben, muss ich Sie mit einer dreimonatigen Sperre belegen, in dieser Zeit beziehen Sie keine Leistungen und sind auch nicht versichert.

VB: Hören Sie mir mal ganz aufmerksam zu: Ich war Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Nun seien Sie so freundlich und geben mir die Unterlagen, damit ich Unterstützung beantragen kann.

A: Nun hören SIE mir mal zu! Selbst wenn Sie der Kaiser von China wären: Wer selbst seine Arbeitslosigkeit herbeiführt, bekommt die ersten drei Monate kein Geld vom Staat.

Seltsamerweise bekommen diese zurück getretenen Politiker aber SOFORT ihr Ruhegehalt (sofern sie es ersessen haben) inklusive Sonderleistungen wie Personenschützer, Fahrzeug & Fahrer, Büro und Sekretär/In. Und warum ist das so? Weil unsere selbstgefälligen Damen und Herren Politiker ihre Verträge selbst ausarbeiten. Politiker stehen sich deshalb in nahezu jedem Bereich deutlich besser als das gemeine Volk. Wieso füttern wir dieses selbstgefällige Kroppzeug eigentlich noch durch?

Sommerloch: Bundesregierung will Volkssklaven legitimieren

Der Spiegel schreibt:

Es geht um Musiker, Sportlehrer oder Sozialpädagogen: Die Bundesregierung erwägt nach SPIEGEL-Informationen, Langzeitarbeitslose in der Betreuung von Kindern einzusetzen. Die Idee stammt von Bundesagentur-Vorstand Alt. Er glaubt an ein „Win-win-Geschäft“

Der Herr Alt haut dabei in eine Kerbe, die seit langem in vielen Bereichen unserer Gesellschaft vorbereitet werden: Der Einsatz von Arbeitslosen als billige Arbeitskräfte um Kosten zu sparen. Schliesslich besteht Handlungsbedarf, hat doch das Bundesverfassungsgericht angemahnt, dass die Hartz-IV Bezüge ungerecht seien. Arbeitslose Menschen mit pädagogischen Fähigkeiten sollten dann lieber mittels Umschulung als Mitarbeiter in Schulen oder Kindergärten eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erhalten. Aber darum geht es ja nicht, es soll ja gespart und nicht investiert werden.

Arbeitslose und deren Kinder brauchen keine Alibi-Beschäftigungen sondern eine Perspektive in unserer Gesellschaft. Ein-Euro-Jobs und Abschiebe-Weiterbildungen helfen nur den Statistiken und nicht den Menschen.