Wenn die vierte Gewalt ausfällt muss die fünfte ran

Gerade lese ich wieder diesen Bauchpinselspruch der Journalisten die sich selbst so gern als „vierte Gewalt im Staate“ sehen.

Hintergrund sind ist das „Wikileaks-Video„, dass gestern dann doch noch den Weg in die Medien schaffte. Über Twitter  wurde ich sehr zeitnah über dieses Video informiert, schaute es mir an, war entsetzt und verbloggte es. Das war am 5. April um 18:52 (Zeitstempel meines Blogeintrages). Dann passierte lange Zeit…. eher wenig … nichts um nicht „garnichts“ formulieren zu müssen. Ein periodisches prüfen der Mainstreammedien (Deutschland und USA) war deutlich enttäuschend.  Fefe hat das mal chronologisch in Reihenfolge gebracht.

Ich frage (und fragte mich auch vorgestern schon), warum die grossen Medien so lange brauchen um eine Meldung – die es dann 24 Stunden später in Tagesschau und Tagesthemen schafft – zu verarbeiten.

Wurde eventuell „hintenrum“ versucht von (in)offiziellen Stellen versucht den Aufruhr klein zu halten, oder sind die herkömmlichen Medien tatsächlich so viel langsamer als die „Freaks des Internet“?

Sind am Ende Teile der „Informationsschiene Internet“ die fünfte Macht in unserem Staat geworden, die einer Meldung erstmal vorab ein Interesse der Gesamtheit attestieren muss, bevor die Altmedien sich solch kritischer Meldungen auch annehmen?

Auf alle Fälle hat Wikileaks sich einen Platz in der Geschichte der Informationsverbreitung verdient. DAS ist ein Informationsmedium wie ich sie erwarte: Klar und besser ohne grosse Interpretation, als Gewäsch von kritiklosen Journaillen ohne Sachverstand .

Die Häutung der Selbstverständlichkeit

Es gibt Dinge, die weiss man schon als Kind denn es wird uns so gelehrt. So weiss man, dass die Kirche Gutes tut, man weiss dass die Amerikaner due Guten sind und man weiss dass Politiker im Sinne des Volkes agieren. All das ist selbstverständlich – oder zumindest war es das für viele von uns.

OK, schon 1968 kamen die ersten deutlichen Stimmen auf, dass Deutschland der Muff aus 1000 Jahren noch unter den Talaren müffelte und in den USA formierte sich eine große Friedensbewegung. Aber dann kam wieder eine Phase von Friede, Freude, Eierkuchen. Fast 40 Jahre fügte man sich „denen da oben“. Es gab „Momente lokaler Einsicht“ – einer davon führte zum Niedergang der DDR aber grundsätzlich war es ruhig auf dieser Welt. Die Mächtigen machten und wir da unten waren ruhig und zufrieden. Bis jetzt.

Auf einmal kommen die Einschläge wieder schnell und dicht: Deutsche Bundeswehr beschiesst Zivilisten, Katholiken vergehen sich an Kindern, amerikanische Soldaten beschiessen Zivilisten. All dies erfüllt mich schon mal mit Hoffnung. NEIN! Nicht diese Vergehen sind es, die mich hoffen lassen. Es ist die Tatsache dass auch diese alten Sünden nicht mehr unter den verschiedenen Deckmäntelchen verbleiben, sondern ans Tageslicht gezerrt werden.

Es sind dreckige Wahrheiten – ganz sicher, aber werden diese besser oder ungeschehen, wenn man sie verheimlicht? Man muss über ALLE Verfehlungen sprechen – offen! Und alle Verfehlungen müssen geahndet werden. Egal ob es durchdrehende Soldaten, Kirchenamtsinhaber, Politiker, Wirtschaftsbosse oder Fussballspieler sind.

Es muss wieder selbstverständlich sein, dass sich Menschen menschlich verhalten und es darf nicht mehr selbstverständlich sein, dass die Mächtigen mit den Schwachen machen was sie wollen. Egal ob es um das Leben, die Ehre, den Besitz oder nur den Stolz geht.

Manchmal sind Soldaten eben doch nur einfache Mörder

Wenn Kurt Tucholsky unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel schrieb:

„Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.“

dann hat er damit viele Jahre meines Lebens den großen Widerspruch geweckt. Allerdings gibt es auch unter Soldaten seltsame Zeitgenossen und manchmal tatsächlich Mörder –  auch wenn Mörder in einer Armee nicht zu suchen haben. Krieg ist kein sinnloses morden (sollte es zumindest nicht sein), sondern unterliegt Regeln die es penibel einzuhalten gilt.

So wird nicht auf Unbewaffnete geschossen. Auch unterliegen Zivilpersonen – die nicht an Kampfhandlungen teilnehmen – einem ganz besonderen Schutz. Wenn ein Mensch einen anderen unbewaffneten Menschen, der keine Gefahr für ihn oder andere darstellt, angreift so ist dieses durch kein Gesetz legitimiert.

Folgendes Video wurde von Wikileaks auf einer eigenen Webseite veröffentlicht und zeigt den Angriff eines amerikanischen Apache Kampfhubschrauber auf zivil gekleidete Personen in Bagdad am 7. Juli 2007.

httpv://www.youtube.com/watch?v=5rXPrfnU3G0

Ich war Soldat und sehe es als keine Schande an Soldat gewesen zu sein. Wenn ich allerdings den Funkverkehr auf diesem Video verfolge wird mir schlecht und ich hätte nicht übel Lust diesen Widerlingen in Uniform, dass sich ungerechtfertigt als Soldaten bezeichnen kräftig (nicht nur) in den Arsch zu treten. Ich sehe meinen Spieß vor mir, wie er uns in den Arsch getreten hätte wenn wir uns auch nur tendenziell so verhalten hätten.

„Soldaten“ die sich wie auf diesem Video aufführen, haben es nicht anders verdient als mit allen verfügbaren Mitteln bekämpft zu werden, denn sie sind in meinen Augen Verbrecher. Besonders perfide ist, dass es nicht nur die Besatzung des Apache ist die sich „auffällig“ verhält, sondern auch die Leitstelle soldatische Verhalten weitgehend vermissen lässt.

Danke Wikipedia.

Mir tun all diejenigen Soldaten leid, die von Politikern in die Krisengebiete dieser Welt geschickt werden und einen sehr schweren „Job“ haben.

Nachtrag: Gerade wird bei den Youtube-Kommentaren „entschuldigt“, dass die Personen die in „Phase 2“ mit einem Van auftauchen und den Verwundeten bergen wollen NICHT als Sanitäter gekennzeichnet sind. Wenn in Krisengebieten ab sofort auf jede Person geschossen werden darf, die NICHT als Sanitäter gekennzeichnet ist, wird es sehr-sehr übel auf diesem Planeten.