Die Häutung der Selbstverständlichkeit

Es gibt Dinge, die weiss man schon als Kind denn es wird uns so gelehrt. So weiss man, dass die Kirche Gutes tut, man weiss dass die Amerikaner due Guten sind und man weiss dass Politiker im Sinne des Volkes agieren. All das ist selbstverständlich – oder zumindest war es das für viele von uns.

OK, schon 1968 kamen die ersten deutlichen Stimmen auf, dass Deutschland der Muff aus 1000 Jahren noch unter den Talaren müffelte und in den USA formierte sich eine große Friedensbewegung. Aber dann kam wieder eine Phase von Friede, Freude, Eierkuchen. Fast 40 Jahre fügte man sich „denen da oben“. Es gab „Momente lokaler Einsicht“ – einer davon führte zum Niedergang der DDR aber grundsätzlich war es ruhig auf dieser Welt. Die Mächtigen machten und wir da unten waren ruhig und zufrieden. Bis jetzt.

Auf einmal kommen die Einschläge wieder schnell und dicht: Deutsche Bundeswehr beschiesst Zivilisten, Katholiken vergehen sich an Kindern, amerikanische Soldaten beschiessen Zivilisten. All dies erfüllt mich schon mal mit Hoffnung. NEIN! Nicht diese Vergehen sind es, die mich hoffen lassen. Es ist die Tatsache dass auch diese alten Sünden nicht mehr unter den verschiedenen Deckmäntelchen verbleiben, sondern ans Tageslicht gezerrt werden.

Es sind dreckige Wahrheiten – ganz sicher, aber werden diese besser oder ungeschehen, wenn man sie verheimlicht? Man muss über ALLE Verfehlungen sprechen – offen! Und alle Verfehlungen müssen geahndet werden. Egal ob es durchdrehende Soldaten, Kirchenamtsinhaber, Politiker, Wirtschaftsbosse oder Fussballspieler sind.

Es muss wieder selbstverständlich sein, dass sich Menschen menschlich verhalten und es darf nicht mehr selbstverständlich sein, dass die Mächtigen mit den Schwachen machen was sie wollen. Egal ob es um das Leben, die Ehre, den Besitz oder nur den Stolz geht.

Bedingungsloses Grundeinkommen für „Bessergestellte“

Don Alphonso schreibt in der FAZ eine schöne Geschichte über das Grundeinkommen, dass der Steuerzahler (der Staat) der sogenannten besseren Gesellschaft schon heute zukommen lässt. Don Alphonso schafft es wieder einmal über seine ihm sehr eigene Art beide Seiten der Medaille kritisch zu beleuchten. Ich möchte hier nur ein paar Zitate zum anfüttern liegen lassen, lest am besten den ganzen Artikel.

Ich muss niemanden da draussen über die Schönheit der Kunst belehren, ich kann mich bei den Portraits der Adligen über deren Luxus erfreuen, selbst wenn dafür ganze Dörfer verhungerten, und ich kann im Schlossgarten stehen und laut lachen über die Idioten, die mir das mit ihren Steuern finanzieren. Vorgestern war ich in einem anderen Museum, am Wochenende besuche ich zwei klassische Konzerte, ich zahle angesichts der Kosten lächerliche Beträge und kann mit Verachtung auf das dumme Pack hinunterschauen, das zum vollen Preis Popkultur für seinen iPad kauft. Der ist natürlich kein Grundeinkommen.

Ist doch schön formuliert. EMI geht pleite – auch wenn Tausende von Jugendlichen  ihr Taschengeld opfern, wohingegen eine Staatsoper mit Staatsgelder gepampert wird, dass es eine Freude ist. OK, ich will nicht verschweigen, dass der Luxus der Kultur es auch ein meinen Augen wert ist gesponsort zu werden. Was wäre, wenn das Leben nur noch aus Bohlen und Lady Gaga bestehen würde?

Dass man überhaupt erst so weit gekommen ist, dass man Abitur hat, und lange an den Universitäten sein konnte, ist auch so ein Grundeinkommen der besseren Kreise, das bedingungslos gewährt wird. Niemand zwingt einen zu einem öden Studium, man kann herumprobieren und sich an sinnlosen Orchideenfächern erfreuen, wenn jene, die nur auf der Hauptschule waren, schon seit Jahren auf dem Bau Steuern bezahlen.

Auch hier haut Rainer Meyer (der Geburtsname von Don Alphono) wieder Wahrheiten in die Tasten. Meyer hat – in meinen Augen – einen sehr klaren Blick. Er vermag es zu differenzieren, wo andere nur eine schwammige Masse vor sich vermuten – er sieht Zusammenhänge, die verborgen scheinen (und es auch bewusst werden!). Nur die „besseren Kreise“ können es sich erlauben ihre Kinder wirklich studieren zu lassen. BAFÖG? Für den Popo (fast hätte ich hier das Wort mit A. geschrieben – das passt aber nicht in das Umfeld des Don Alphonso..). Hat die geneigte Zielgruppe  Kinder die studieren? Können diese Kinder auch mal ein Semester hinten dran hängen? Nie werde ich den grossen Spruch eines Bekannten vergessen: „Ich habe doch nicht 9 Jahre Informatik studiert um diesen Scheiss hier zu machen“. Ja, er konnte es sich finanziell erlauben. Mit eigener Wohnung und ohne nebenbei im Copy-Shop „anschaffen“ zu gehen. Gesegnetes Elternhaus, welches dies ermöglichte. Ob gleiches auch für die Kinder einer Hartz-IV Familie gilt? Gleiches Bedingungen für alle? Fürn Arsch (UUps, nun habe ich es doch gesagt.)

Don Alphonso, ich verneige wieder einmal mein weis(s)es Haupt vor dir.

Überschriften zum Missverstehen

Wenn ich eben im Spiegel lese

Merkel fordert volle Wahrheit über Missbrauchsfälle

dann gehe ich davon aus, dass Merkel ENDLICH mal den Vizekanzler zur Brust nimmt. Aber NEIN, der hat ja Welpenschutz. Es geht um Kindes- und nicht um Amtsmissbrauch.

Dass aber unser Außenminister von ausländischen Wirtschaftsinteressen missbraucht wird, das scheint für unsere Kanzlerin völlig legitim zu sein. Naja, ist auch schwierig vor der eigenen Tür zu kehren.