Nicht denken, nachdenken und zwar langfristig. Am Beispiel RFID

Auf dem ersten Blick ist RFID die Revolution der Logistikbranche. Der Metro-Konzern rechnet schon aus, wieviele Kassierer freigesetzt werden können, wenn im Kassenbereich die einzelnen Produkte automatisch fakturiert werden können. Das Sparpotential ist enorm, die Mehrkosten für die RFID-Tags werden stumpf dem Produktpreis (Herstellungspreis) aufgeschlagen und hintenrum wird im Vertriebsweg gespart. Super Sache, wenn da nicht die Entsorgung dieses komplexen Sondermüll-Tags wäre.

Betrachtet wurde für die Studie nun, wie sich die einzelnen RFID-Tag-Bestandteile bei einer massenhaften Hausmüll-Entsorgung auf unterschiedliche Recyclingprozesse auswirken könnten – zum Beispiel auf Glas, PPK (Papier, Pappe, Kartonagen), Kunststoffe, Aluminium und Weißblech oder den Restmüll. Bei Glas etwa gehen die Wissenschaftler davon aus, dass eine „drastische Qualitätsverschlechterung des Rezyklates“ als Folge des Aufbrechens von Tags in Aufbereitungsprozessen möglich ist.

schreibt Heise, als Teil einer Betrachtung der Studie, die das Umweltbundesamt jetzt veröffentlicht.

Ergebnis der Einführung von RFID:

  • Die Hersteller der Technologie erwirtschaften Kapital auf einem neuen Wirtschaftszweig
  • Die Hersteller der Waren schlagen die Mehrkosten (inkl. einen kleinen Aufschlags) auf den Herstellungspreis auf = Mehrertrag
  • Hersteller von Kassen- und Abrechnungssystemen platzieren neue Produkte auf dem Markt = Mehrertrag
  • Der Großhandel spart Logistik & Personalkosten. Die Produktkosten werden weiterhin durchgereicht & Aufschlag (die Mehrkosten für neue Infrastruktur ist innerhalb kürzester Zeit ammortisiert) = Mehrertrag
  • Dem Einzelhandel wird auch Einsparungen im Bereich Personal realisieren können, hier erfolgt die Ammortisierung der neuen Kassenssysteme etwas langsamer
  • Der Verbraucher zahlt einen nur unwesentlich höheren Preis für die Produkte = Preissteigerung
  • Der Bürger zahlt einen höheren Preis für die Entsorgung, da hier ein kostenpflichtiger Mehraufwand entsteht.

Toll, diese Errungenschaften der  – am Beispiel RFIDTechnik, oder?

Die Tücke steckt im (nano)Detail

Nanotechnologie – Segen der Wissenschaft und eine wirtschaftliche Revolution. Nanopartikel finden sich heute in sehr vielen Dingen, mit denen wir – zumindest ab und an – in Berührung kommen. Polierpasten, Farben, Sonnencremes, schmutzabweisende Kleidungsstücke, Kontrastmittel in der Medizin sowie in medizinischen Präparaten – vieles enthält sogenannte Nanopartikel. Alles toll?

Japanische Forscher spritzten trächtigen Versuchstieren Nanopartikel. Die Nachkommen litten an neurologischen Störungen, die denen bei Alzheimer oder Autismus ähneln

schreibt die Zeit.

Wieder eine Technik die wir breit einsetzen, bevor wir uns WIRKLICH mit den Folgen auseinander gesetzt haben.  Fairerweise muss man auch anmerken, dass:

Das Team um Takeda wies jedoch darauf hin, dass den Mäusen im Rahmen der Versuche vergleichsweise hohe Dosen Titandioxid gespritzt wurden. Auch deshalb seien die festgestellten Effekte nicht direkt auf den Menschen übertragbar, gäben aber erste Hinweise.

Vergleichsweise hohe Dosen…. Naja.

Nicht dass ich falsch verstanden werde: Ich bin GANZ sicher kein Technologiegegner. Neue Technologien können wuderbar sein – aber man darf eben auch nicht vergessen etwaige Folgen in Betracht zu ziehen. Der Schmetterlingseffekt ist allgegenwärtig.

Hubert Burda stellt sich den Herausforderungen des digitalen Zeitalters

Hubert Burda fordert eine Umverteilung der Erlöse innerhalb des Netzes. Konkret möchte er an den Werbeeinnahmen der Suchmaschinen beteiligt sein. Er nennt die Entwicklung „die schleichende Enteignung der Verleger durch das Netz“.  Er fordert (via Heise):

  • Das Recht, von den Suchmaschinen nach objektiven Kriterien gefunden zu werden.
  • Das Recht, an den Erlösen der Suchmaschinen fair und zu überprüfbaren Konditionen zu partizipieren.
  • Das Recht auf Neutralität der Plattformen und damit verbunden die Garantie, dass Inhalte von verlegerischen Transaktionsangeboten von Suchmaschinen nicht für eigene Geschäftsmodelle genutzt werden.

Ich hätte da schon eine Idee, wie man – als Suchmaschinenbetreiber – diesem Disput schnellstmöglich aus dem Wege gehen könnte: Ausschliessen der Angebote von Medienunternehmen. Thema durch. Damit wäre gewährleistet, dass z.B. Google keine Einnahmen mehr durch Anzeige von Suchergebnissen Seiten Burda bezieht.

Oder werde ich – als Blog-Betreiber – auch an den Einnahmen von Google beteiligt? Wenn schon, denn schon. Schliesslich produziere ich mehr digitalen Text(müll) als der Profiteur der von Burda geforderten Tantiemenzahlung.

Alles in allem, scheint Hubert Burda wieder ein Unternehmer der alten Generation zu sein, der das neue Zeitalter verschlafen hat und nun versucht an den Erträgen der neuen Technologie zu partizipieren. Als wenn der Droschkenbesitzer (Taxifahrer) Geld von den Bus- und Bahnbetrieben fordert, da sie ja in seinem Teich fischen. Aber wenn man erstmal genug Kapital hat, wird man sich wohl auch der Recht erkaufen können, dieses Geld auf jede erdenkliche Weise zu vermehren. Widerlicher Kapitalismus, sollen sich die „alten“ Medien halt besser von den neuen Medien abgrenzen – im Zweifelsfall mal Rat und Hilfe von Freaks und nicht von den hilflosen Betriebswirten der alten Schule holen.