Deutscher Rechtsstaat teilweise knapp vor Mexiko, Kolumbien und der Türkei

Naja werdet ihr nun denken, da hat der Holger mal wieder irgend so ein linkes Schmierenblatt rausgefischt um mal eine krasse Headline zu kreieren. Aber ich muss euch enttäuschen. Diese Einschätzung stammt von dem „World Justice Project„, dem mehrere Nobelpreisträger angehören.

N-TV berichtete auch schon über die erschienene Studie, berichtete aber nur lapidar

Auch Deutschland zählte in sechs der acht Kategorien zu den besten Zehn

Schauen wir uns doch aber mal die anderen beiden Kategorien an. Pressetext.com schreibt dazu nämlich:

Von sehr guten Platzierungen beim Zugang zu den Zivilgerichten und dem Schutz der Grund- und Menschenrechte bis hin zu negativen Beurteilungen durch ungerechtfertigte Polizeigewalt und überlange Verfahrensdauer.

Bei der Polizeigewalt rangiert Deutschland unmittelbar vor Mexiko, Kolumbien und der Türkei im hinteren Bereich.

Auch in anderen Bereichen sieht Feltes Handlungsbedarf: Deutschland rangiert bei der Korruption auf Rang zwölf und bei der „Transparenz der Regierung“ auf Rang elf.

Pressetext verschweigt nicht, dass Deutschland in einigen Bereichen auch gute Werte besitzt.

Ja, ich – als Bürger – habe Zugang zu der deutschen gerichtsbarkeit. Aber was nützt es mir, wenn mein Gegenüber ein gewalttätiger Polizist ist, der von seinen Kollegen (und den Medien!) gedeckt wird und ich als fanatischer Liberaler hingestellt werde?

Und nicht vergessen: Solche Studien betrachten stets die Vergangenheit und nicht die Gegenwart. Wenn ich mich nicht irre, wird das mit der Einschränkung der Freiheit und der Polizeigewalt derzeit gerade deutlich schlimmer ….

„Vorn einsteigen“ oder „Der Deutsche ist zu Obrigkeitshörig“

Ich habe hier bereits thematisiert, dass bei mir in der Gegend der HVV (Hamburgischer Verkehrs Verbund“ unter dem Vorwand einer Studie die Leidensfähigkeit der Fahrgäste testet. Es geht darum nur vorn einzusteigen und beim Einsteigen die Fahrkarte vorzuzeigen.

Wie Obrigkeitshörig der Germanicus Vulgaris (saudämlicher Deutsche) ist, wurde mir heute von der Laienspieltruppe der Feierabendfahrgäste gezeigt.

Der Bus kommt, bremst und der Busfahrer steigt aus um einem Rollifahrer behilflich zu sein, der an dieser Haltestelle aussteigen wollte. Und was machen die ca. 30 potentiell zusteigenden Fahrgäste? Sie warten! Sie warten tatsächlich an der offenen Bustür darauf, dass der Busfahrer wieder seinen Platz einnimmt und Fahrkarten kontrollieren kann. Erst auf mein laut vernehmliches „Typisch deutsch, die warten bis sie sich kontrollieren lassen können“ bekam ich amüsierte Blicke zugeworfen und diese Vollhorsts (weiblich, mittelalt), die vorn als erstes standen, schlichen sich langsam in den Bus.

Verdammt. So wird das bei uns nie was. Es ist tatsächlich so, dass eine Revolution nicht stattfinden kann, weil das Betreten des Rasen verboten ist.

Bei der FAZ dreht sich die Welt im informellen Kreis

Nachdem man bereits am 19ten August im Economist lesen konnte:

David Larcker and Anastasia Zakolyukina of Stanford’s Graduate School of Business analysed the transcripts of nearly 30,000 conference calls by American chief executives and chief financial officers between 2003 and 2007.

hatte es diese Information am 21. 10. 2010 auch in die FAZ geschafft:

Für ihre Forschungsarbeit werteten die Stanford-Wirtschaftsprofessoren David Larcker und Anastasia Zakolyukina vor allem die Mitschriften von knapp 30.000 Telefonkonferenzen von Unternehmen in den Jahren 2003 bis 2007 aus.

heute – drei Monate später – wird die FAZ vom Murmeltier begrüsst:

Für ihre Studie analysierten Anastasia Zakolyukina und David Larcker fast 30.000 Abschriften von „quarterly earning conference calls“ aus den Jahren 2003 bis 2007.

Die Studie selbst ist aus dem Juli 2010, als PDF hier einsehbar und immer noch interessant.

Manchmal hat man eben auch mal beim sichten der FAZ ein Deja-Vu: „Das habe ich doch schon mal gelesen“… Dies kann sogar in der FAZ gewesen sein.  Naja, recycling ist halt voll trendy – auch bei den „Qualitätsmedien“