„Vorn einsteigen“ oder „Der Deutsche ist zu Obrigkeitshörig“

Ich habe hier bereits thematisiert, dass bei mir in der Gegend der HVV (Hamburgischer Verkehrs Verbund“ unter dem Vorwand einer Studie die Leidensfähigkeit der Fahrgäste testet. Es geht darum nur vorn einzusteigen und beim Einsteigen die Fahrkarte vorzuzeigen.

Wie Obrigkeitshörig der Germanicus Vulgaris (saudämlicher Deutsche) ist, wurde mir heute von der Laienspieltruppe der Feierabendfahrgäste gezeigt.

Der Bus kommt, bremst und der Busfahrer steigt aus um einem Rollifahrer behilflich zu sein, der an dieser Haltestelle aussteigen wollte. Und was machen die ca. 30 potentiell zusteigenden Fahrgäste? Sie warten! Sie warten tatsächlich an der offenen Bustür darauf, dass der Busfahrer wieder seinen Platz einnimmt und Fahrkarten kontrollieren kann. Erst auf mein laut vernehmliches „Typisch deutsch, die warten bis sie sich kontrollieren lassen können“ bekam ich amüsierte Blicke zugeworfen und diese Vollhorsts (weiblich, mittelalt), die vorn als erstes standen, schlichen sich langsam in den Bus.

Verdammt. So wird das bei uns nie was. Es ist tatsächlich so, dass eine Revolution nicht stattfinden kann, weil das Betreten des Rasen verboten ist.

Gewalttätigkeiten in der Hamburger Hochbahn

Bei dem Thema Gewalttätigkeiten in der Hamburger Hochbahn denkt jeder zuerst an Jugendliche – am besten (jaja unsere Vorurteile) auch noch mit Migrationshintergrund. Das auch gestandene Mannsbilder im weit fortgeschrittenen Alter sich für „Gewalttätigkeiten“  nicht zu schade sind, durfte ich heute auf dem Weg zu meiner Arbeitsstätte erleben.  Unten meine Mail an die Hamburger Hochbahn: (Die Dienstausweisnummer ist hier anonymisiert)

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchte ich mich über das Verhalten eines Ihrer Mitarbeiter beschweren.

Datum: 18.03.2010

Zeit: 08:29

Ort: U-3 zwischen den Haltestellen Berliner Tor und Lübecker Strasse

Dienstausweisnummer Ihres Mitarbeiters: XXXXX

Was passierte:

An der Haltestelle Berliner Tor stiegen vier Ihrer Mitarbeiter in den U-Bahn Wagon, in dem ich mich aufhielt. Durch das typische „Kontrolleur-Verhalten“ erkannte ich ihre Mitarbeiter schon bevor sie mittels des „Die Fahrausweise bitte“ auf die durchgeführte Kontrolle aufmerksam machten und so hielt ich schon frühzeitig meinen Fahrausweis (Abonnement-Monatskarte) bereit.

Als Ihr Mitarbeiter (Dienstausweis-Nr:XXXX) meinen Fahrausweis kontrollieren wollte, bat ich ihn mich kurz einen Blick auf seinen Dienstausweis werfen zu lassen (dieses tue ich IMMER – auch von Polizisten und anderen Dienstpersonen lasse ich mir stets den Ausweis zeigen).

Während dessen hielt ich meinen Fahrausweis – wie bereits erwähnt – schon „kontrollierbereit“ in der Hand. Wohl aufgrund meines Nachfragens nach dem Dienstausweiss wollte ihr Mitarbeiter mir nun den Fahrausweisausweis (ohne Ankündigung oder Nachfrage seinerseits!) aus der Hand ziehen. Auf meine Nachfragen, was dass denn solle, ich würde jegliche Ausweise höchst ungern aus der Hand geben, riss er mir den Ausweis – in einer Art wie es Strassendiebe für gewöhnlich tun – aus der Hand und wies mich SEHR barsch mit den Worten zurecht:“ Der Ausweis gehört ihnen nicht – her damit“.

Ich bin kein „junger Bengel“ mehr, sondern gehe SEHR scharf auf die 50 zu. Ich weiss nicht, wie ich reagiert hätte, wenn ich 20-30 Jahre jünger wäre. Eine Reflexhandlung hätte für alle Beteiligten sehr unangenehme Folgen haben können.

Ich möchte mich ausdrücklich über das Verhalten des o.a. Mitarbeiters beschweren. Wenn „wir Alten“ uns über ungehöriges Verhalten und etwaige Rangeleien von Jugendlichen beschweren, DARF es nicht sein dass Ihre Mitarbeiter derart grob und undiszipliniert mit den Kunden umgehen, die schlussendlich deren Gehalt bezahlen.

Wenn ich in Zukunft hören sollte, dass bei Handgreiflichkeiten ein Kontrolleur der Verkehrsbetriebe verletzt wurde, so werde ich NICHT denken „So ein armer Kerl, das waren bestimmt dumme Jugendliche“, sondern ich werde mich an DEN Mitarbeiter mit einem „Das geschieht ihm recht“  erinnern. Schade eigentlich wie eine einzelne Person das Bild eines Berufsstandes verändern kann, oder?