Sperrt die #Spackeria in Niedersachsen bald auch Dial-Ip-IPs aus?

Wer unentdeckt auf Webseiten des Landes Niedersachsens surfen oder mit niedersächsischen Behörden anonym kommunizieren will, hat Pech. Der technische Dienstleister für die Internetangebote der Region zwischen Harz und Nordsee, der Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsens (LSKN), sperrt die Nutzer von Services wie Tor aus.  „Wir setzen eine Sperrliste für bestimmte Anonymisierungsdienste ein“, erklärte eine LSKN-Sprecherin gegenüber heise online. Es gehe dabei im Interesse der IT-Sicherheit um den Schutz vor Angriffen aus dem Cyberspace.

schreibt Heise und ich bin hier schwer ab kollabieren. Mittlerweile seit Jahrzehnten beten diverse Internetgrundrechtler, dass man so weitgehend wie möglich anonym im Internet bewegen sollte. Und nun kommen die Spacken der niedersächsischen Landesregierung an, und erfordern (wohl schon mit einem Auge auf die Vorratsdatenspeicherung schauend), dass man eben nicht mittels Anonymisierungsdienst auf das Internetangebot zugreifen darf.

Was kommt als nächstes? Muss ich mich mittels ePerso identifizieren, wenn ich nach einer Rufnummer einer Beratungsstelle für Alkoholprobleme suche? Es gibt vielerlei Gründe, warum es sehr berechtigt sein kann, seine Identität zu verschleiern. Wer in Dresden auf eine Demonstration geht, sollte zum Beispiel sein Mobiltelefon zu Hause lassen. Warum will unser Staat so viele Daten von uns sammeln. Sollten wir einem Staat, der seine Bürger allerorten unter Pauschalverdacht stellt, nicht misstrauen? Sollten wir einem so misstrauischen Staat nicht ignorieren? Muss man bald beim Betreten eines öffentlichen Gebäudes zuerst seinen Ausweis zeigen?

Bürger haben Rechte! Der Staat hat Pflichten. Es wird Zeit, dass man das den Zuständigen wieder ins Bewusstsein bringt. Wenn es sein muss, wohl auch mit (sanfter) Gewalt.

Thomas Stadler hat zu dem Thema auch etwas geschrieben – etwas sachlicher als ich hier 🙂

Was für Schwachsinn wird eigentlich mit Steuergelder erforscht und umgesetzt?

Der von der Bundesregierung unterstützte „digitale Radiergummi“ für das Internet ist heute aus dem „Prototypen-Status“ entlassen worden.

Die X-pire Gmbh wurde von Professor Michael Backes, Lehrstuhl für IT-Sicherheit und Kryptographie an der Universität des Saarlandes, sowie Stefan Lorenz, einem seiner ehemaligen Studenten, gegründet.

Quelle Heise. Was will man anderes erwarten, als dass der größtmögliche Schwachsinn von unseren Regierungsvertretern gelobt wird?

Da wird einerseits Deutschland als Land der Dichter und Denker gelobt und wir bewundern alte, in Leder gebundene Folianten. Auf der anderen Seite fangen wir bewusst und absichtlich an unser Wissen mit Zeitstempeln zu versehen und vergeben die Zugriffsrechte an externe Dienstleister.

Manchmal frage ich mich echt, ob die „da draussen“[TM] alle was am Kopf haben.

Ganz von obigen Betrachtungen abgesehen ist es doch so, dass das Konzept dieser ganzen Geschichte von jedem mittelmässigen Abiturienten erstellt und umgesetzt werden kann. Wer dafür eine Professur braucht *hüstel* …. Aber wahrscheinlich muss man nur weit genug der Realität (siehe auch Politiker) entschwunden sein, um diese „Technologie“ als fortschrittlich und sinnvoll bezeichnen zu können. Auf den fortgeschrittenen technischen Schwachsinn gehe ich mal gar nicht ein, das ist mir echt zu blöd.

Netzbeirat der CSU. Oder: EINMAL mit Profis arbeiten

Von der Webseite der CSU:

Die Netzpolitik ist bis heute ein weitgehend weißer Fleck in der deutschen Parteienlandschaft. Die CSU will hier eine Vorreiterrolle übernehmen. Wir haben deshalb einen Netzrat mit unabhängigen Experten eingerichtet, der ein wegweisendes Positionspapier zur Netzpolitik erarbeitet hat.

Experten zum Thema Netzpolitik – schaun wir doch mal, was für Experten die CSU da so auffährt:

  • Dorothee Bär, MdB: Politikwissenschaftlerin, keine erkennbare Qualifikation im Bereich Netzwerke
  • Prof. Andreas Bönte: Professor für TV-Journalismus, keine erkennbare Qualifikation im Bereich Netzwerke
  • Dr. Reinhard Brandl, MdB: Diplom-Wirtschaftsingenieur und Ingénieur en génie industriel, keine erkennbare Qualifikation im Bereich Netzwerke
  • Bertram Brossardt: Rechtwissenschaftler, „Büroleiter des Staatssekretärs im Bayerischen Wissenschaftsministerium (’92-93)“,  keine erkennbare, Qualifikation im Bereich Netzwerke
  • Walid Nakschbandi, Journalist sowie Geschäftsführer einer den die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck beliefernden Firma. Keine erkennbare, Qualifikation im Bereich Netzwerke

Etwas aus der Rolle fällt der Rechtwissenschaftler Prof. Dr. Dirk Heckmann:  Zu Heckmann muss man anerkennend feststellen, dass er seit 2006 ist er stellvertretender Leiter des Instituts für IT-Sicherheit und Sicherheitsrecht ist und hat sogar schon mal „etwas übers Internet“ publiziert.

Wenn ich den eingangs bereits zitierten Text der CSU-Webseite nochmal genau betrachte müsste er eigentlich heissen:

Die Netzpolitik ist bis heute ein weitgehend weißer Fleck in der deutschen Parteienlandschaft. Die CSU will bei der Manifestierung der Ahnungslosigkeit ein Vorreiterrolle übernehmen.

Allerdings sind mehrere der oben genannten Personen bei Facebook präsent. Wenn DAS die Qualifikation für eine CSU-Netzpolitik-Expertengruppe ist, so müsste sich eigentlich jeder Führerscheinbesitzer bei der NASA als Raketentechniker bewerben dürfen.

Darf man an der Stelle von bildungsfernen Schichten innerhalb der CSU sprechen?