Frankreich, Paris, Bundesbahn und Lada-Niva

Urlaubszeit, die schönste Zeit des Jahres, wenn man Glück hat. Insbesondere der Start und das Ende des Urlaubs sind zwei markante Punkte. Am Anfang versucht man möglichst zügig den Alltag hinter sich zu lassen und auf der Rückreise sollte man möglichst viel von der Entspannung mit nach Hause tragen um von der Erholung zehren zu können.

Wer diese beiden Punkte umsetzen möchte sollte eines geflissentlich zu vermeiden wissen: Nachtzüge der Deutschen Bahn AG zu nutzen. Warum? Das werde ich euch gern mitteilen – ich bin immer noch stinksauer auf dieses ehemalige Staatsunternehmen.

Mitte September hieß es für uns: Ab in den Urlaub. Und wie lässt es sich besser in den Urlaub starten, als Abends in den Nachtzug nach Paris zu steigen, um dann ausgeschlafen morgens um 08:00 in Paris anzukommen und den Eiffelturm zu sehen? Es wurde schon vorab der Schlafwagen gebucht: 3 Personen teilen sich eine 2er und ein Soloabteil  des Schlafwagens. DAS war der Plan. Schlafwagen haben Steckdosen und einen kleinen Waschplatz in den Abteilen, sowie eine Duschkabine „für alle“. Der Zug fuhr mit Verspätung in den Bahnhof ein, aber das lässt uns völlig ruhig, die große Tochter hat noch ein wenig mehr Zeit sich von ihrem Freund zu verabschieden und wir „Großen“ sind entspannt – es geht schließlich in den Urlaub.

Irritiert waren wir, als wir in den auf der Reservierung vermerkten „Schlaf“-Wagen einstiegen: Es war kein Schlaf-, sondern ein Liegewagen. Sicher ein Versehen, dass sich mit dem Schlafwagenbetreuer schnell klären lässt. Aber nein, da wurde nichts aufgeklärt – trotz Buchung und Reservierung hatte dieser Zug – ausserplanmässig – gar keinen Schlafwagen im Repertoire. Wir wurde „on the fly“ auf ein 3er Abteil im Liegewagen umgebucht. Kommentar des Schlafwagenbetreuers: „Er hat keinen Schlafwagen zur Verfügung und außerdem habe ich das Anrecht auf eine Gutschrift – ich muss mich nur schriftlich an die Bundesbahn wenden und eben diese Gutschrift einfordern“. Liegewagen bedeutet: Keine Steckdose um mit dem Laptop zu arbeiten und das Smartphone aufzuladen. Der freundliche Betreuer hatte auch keine Möglichkeit uns eine Steckdose zur Verfügung zu stellen – Handy also aus, oder den Tag in Paris ohne Erreichbarkeit dastehen. Aber trotz einer leichter Säuernis liessen wir und nicht gänzlich aus der Ruhe bringen und wir drei kamen auch im 3er Abteil zurecht, wir waren ja unter uns. Sehr nervig war halt nur das fehlen der Steckdosen und eben keine Dusche. Also nur eine Katzenwäsche am Morgen und ein wenig „restmüffelnd“ durch Paris. Wäre ich geschäftlich nach Paris unterwegs gewesen und hätte morgens einen Kundentermin gehabt, wäre das wahrscheinlich deutlich unangenehmer gewesen.

Von Paris aus brachte uns der – pünktlich fahrende – TGV Nachmittags zu dem ersehnten Urlaubsort. Es folgten herrlich erholsame Urlaubstage. Wetter, Essen, Landschaft, Kultur und südfranzösische Lebensart labten die Seele und die erhoffte Erholung setzte ein.

Auch die Fahrt aus der Provence Richtung Paris  zeigte wieder die Leichtigkeit des französischen öffentlichen Nahverkehrs. Eine fast zwei stündige Busfahrt mit dem „Überlandbus“ kostete gerade 4€ pro Person (das zahlt man schon fast für eine einfache innerstädtische Fahrt in Hamburg) und der TGV war gewohnt pünktlich. Ein Tagesaufenthalt in Paris führte uns (wieder) an der Kathedrale Notre-Dame de Paris vorbei, auch der Eiffelturm musste besucht werden. Den Abschluss bildete ein Spaziergang durch das Künstlerviertel Germain-des-Pres und verbunden mit einem Besuch der wahrlich sehenswerten Parkanlage Jardin du Luxembourg.

Was fehlte noch um unserer kleinen Reise das Sahnehäubchen aufzusetzen? Richtig: Die Rückfahrt mit der Deutschen Bahn AG. Auch hier waren bereits Monate zuvor 2 Abteile im Schlafwagen gebucht. Pünktlich fanden wir uns am Bahnhof Gare de l’Est ein, fanden das Gleis und …. stellten fest, dass die auf der Reservierung angegebene Wagennummer ein Liegewagen war. Die auf der Hinfahrt gemachte Erfahrung war aber noch zu toppen, denn der Schlafwagenbetreuer fing uns bereits im Gang ab und erklärte „Es gäbe da eine kleine Änderung, aber wir würden eine Gutschrift bekommen“. Mein Gesicht wurde zu einem „?“ – worauf mir erklärt wurde (hier beginnt ein Deja-Vu): „Leider   hat dieser Zug keinen Schlafwagen, wir sind automatisch auf Liegewagen umgebucht und – jetzt kommt es: Wir teilen uns ein 6-Personen-Abteil mit einer Familie mit 2 kleinen Kindern. Allein die Unterbringung des Gepäcks von 6 Urlaubern(!) stellt den Logistiker in diesem Wohnklo vor unerwartete Herausforderungen. Da ich typischerweise ein dem Kundensupport sehr zugewandter Mensch bin, versuchte ich aus dem Schlafwagenbetreuer wenigstens eine 3er Kabine herauszukitzeln. Sein Kommentar ging in die Richtung:“Ich solle mich bitte nicht so anstellen, er hat keinen Schlafwagen zur Verfügung und außerdem habe ich das Anrecht auf eine Gutschrift – ich muss mich nur schriftlich an die Bundesbahn wenden und eben diese Gutschrift einfordern“. Wesentlich schlimmer traf es eine ältere Dame, welche eine Einzelkabine im Schlafwagen gebucht hatte und von dem Schlafwagenbetreuer in ein 6er Abteil mit angetrunkenen Heranwachsenden bugsiert werden sollte. Als unser Zug Paris verliess, saß die Dame recht einsam und am Boden zerstört auf dem Bahnsteig auf ihren Koffern. Sie wird sich wohl ein Hotel in Bahnhofsnähe gesucht haben, um der für sie (auch in meinen Augen) unerträglichen Reise zu entgehen. Wer so mit seinen Kunden umgeht, hat Strafen – schwere Strafen – verdient.

Lieber Ex-Bundesbahn,
ich wünschte, ich wäre im Bereich KFZ-Vertrieb zuständig und würde die Mitglieder eures Vorstands und Aufsichtsrats als Monopolist mit PKW ausstatten. Ich wüsste was ich täte: Bei jeder Bestellung  eines PKWs der Oberklasse würde ich dem Nutzer einen Lada-Niva ausliefern. Jedwede Beschwerde würde ich mit eurem Argument „Haben Sie sich mal nicht so, wenden Sie sich einfach an unsere Zentrale und fordern Sie eine Gutschrift an“ abbügeln.

Reisevorplanung des nächsten Urlaubs: Bundesbahn meiden wie der Teufel das Weihwasser. Unser Plan für einen nächsten Südfrankreich-Urlaub sieht wie folgt aus: Fahrt mit dem Hamburg-Köln-Express (auch deutlich preiswerter als DB) nach Köln um von dort aus direkt mit dem TGV weiter zu fahren.

Wer seine Kunden so bedient wie die Deutsche Bahn AG, hat es nicht verdient sein Geschäftsmodell zu erhalten. Schuld an diesem (verzeihen Sie mir) sind nicht die „kleinen“ Angestellten, es ist das Management, welches – auf dem Rücken der Kunden – für das Betriebsergebnis spart wo es nur kann, wichtige Resourcen nicht bereithält oder pflegt und durch Serviceausfälle die Kunden sauer fährt.

Von der Leyen und das Sommertheater der beruflichen Erreichbarkeit

Uschi von der Leine läutete gestern offiziell das politische Sommerloch ein.

Viele Arbeitnehmer sind jederzeit für ihre Firma erreichbar – per Mail, per Smartphone, per Telefon. Arbeitsministerin von der Leyen allerdings will, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter besser vor Stress durch Computer und Smartphones schützen. Dazu seien klare Regeln nötig.

„Etwa ein Drittel aller Arbeitnehmer ist nach Erhebungen des Branchenverbandes Bitkom jederzeit durch seinen Arbeitgeber erreichbar. 85 Prozent der Befragten geben in einer Studie des BKK-Bundesverbandes an, außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit für Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte per Internet, Festnetzanschluss oder Handy erreichbar zu sein.“

Ja, was soll man dazu sagen? Zuerst einmal muss ich an den alten Spruch denken „Mein Telefon hat so eine neue Funktion: Einen Ausschalter“. Denn machen sich die meisten Menschen den Stress nicht selbst? Ich kenne viele Menschen die (auch) beruflich erreichbar sein wollen. Gründe dafür sind vielfältig: Selbst definierte Wichtigkeit, kritische Projekte, Geschäfte mit Firmen in anderen Zeitzonen oder einfach nur das Gefühl „es könnte ja etwas sein“. Wer aber beruflich erreichbar sein muss, sollte sich diesen Stressfaktor auch – durch Mehrurlaub oder Gehaltsanteil – angemessen vergüten lassen.

Ob ich erreichbar bin weil es sein will, oder erreichbar sein muss macht einen grossen Unterschied, desweiteren muss man unterscheiden zwischen der theoretischen Erreichbarkeit (berufliche Ansprechpartner hat die Rufnummer) und der Verpflichtung erreichbar zu sein. Nach den Worten der Studie sind 85% erreichbar, es wird aber keine Aussage getroffen, ob diese Erreichbarkeit tatsächlich – durch Anrufe oder beantworten von Mails – Folgen für das Privatleben hat.

Peter Glaser hat mich meine Einstellung zur Erreichbarkeit deutlich geprägt (siehe hier), gebe ich zu, mich in den Anfängen meiner Tätigkeit in einer leitenden Position mich auch unnützem Stress ausgesetzt zu haben: Am Wochenende wurde stets die Mail kontrolliert, selbst im Urlaub war ich stets für Kunden und Mitarbeiter erreichbar. Die Folge war, dass ich ausbrannte. Dies ist aber eine Tatsache, die man für sich selbst feststellen und darauf reagieren sollte. Wer Urlaub hat, ist nicht erreichbar (absolute Ausnahmen sind erlaubt), was am Abends oder am Wochenende an Mail reinkommt hat Zeit bis Montag. Da braucht der Erwachsene keine gesetzlichen Regelungen, sondern schlicht Erkenntnis.

Insofern wandelt Zensursula wieder auf den Spuren von Inge Meisel und will ihr den Ruf als „Mutter der Nation“ streitig machen. Wann wird Sie eine Gesetzesinitiative auf den Weg bringen, dass Erwachsene täglich mindestens 7 Stunden Schlaf haben müssen, da man andernfalls müde ist?

Paranoia. Oder: Wie entziehe ich mich – weitgehend – der Überwachung

Während im Netz die Diskussion „Spackeria“ (alle Daten werden ohnehin irgendwann frei verfügbar sein, warum wehrt man sich eigentlich) gegen die Aluhütte (Verfechter der informellen Selbstbestimmung) tobt, möchte ich ein paar Möglichkeiten aufzeigen, wie man sich der „Datenüberwachung“ wenigstens ein bisschen entziehen kann.

Worum geht es bei der „Datenüberwachung“ überhaupt? Als Datenüberwachung bezeichne ich mal jegliche Möglichkeit, meine persönlichen Daten weitestgehend in meiner Privatsphäre zu halten. Warum soll ich per Payback-Karte fremden Interessenten mitteilen, was ich wann und wo einkaufe? Muss ich dem Staat die Möglichkeit geben, mittels Handyortung zu wissen, wann ich mich wo befinde? Geht es ein Kreditkartenunternehmen etwas an, wann ich wo wieviel Geld ausgebe? Ich glaube nicht. Dabei ist es recht einfach, zumindest Teilbereiche meines Persönlichkeitsprofiles zu anonymisieren.

Was kann ich – was kann jeder – tun?

Paybackkarten sind blödsinnig. Sie locken mit ein paar monetären Vorteilen, welche durch die „Nichtbenutzer“ finanziert werden. Selbes gilt für Kundenkarten von Kreditunternehmen und anderen Unternehmen. Bei Nutzung einer Kundenkarte ist – insbesondere WENN man diese denn tatsächlich besitzt – kritisch zu prüfen, ob die Nutzung wirklich notwendig ist. An einem Ausweis für den Großmarkt (Metro, Handelshof etc) wird niemand vorbei kommen, der bei diesen Märkten einkaufen muss. Payback aber kann man getrost ignorieren.

Auch die Kreditkarte/EC-Karte kann man mit Bedacht einsetzen. Niemand wird mit einer Bargeldmenge die den vierwöchigen Urlaub finanziert in der Hosentasche ins Ausland fahren wollen. Dennoch muss man nicht überall mit Karte zahlen. Umso öfter ich „mit Karte“ zahle, desto mehr Daten stelle ich den Damen und Herren mit der Sammelwut zur Verfügung.  Besser ist es periodisch ausreichend Geld von einer Bank abzuheben und die Rechnungen dann in Bar zu zahlen. Schliesslich kann selbst die Information wann und wo ich mein Fahrzeug betankt habe, schon gewisse Hinweise auf mein Verhaltensmuster abgeben.

Das Mobiltelefon ist ein besonders schwerwiegender Fall, der eigentlich ein Grund wäre ein Buch zu schreiben 🙂 Generell besteht die Möglichkeit nicht nur unsere Telefonate/SMS, sondern jeden unserer Schritte nachzuvollziehen, solange wir unser Mobiltelefon bei uns haben. Man kann nicht nur ermitteln in welcher Funkzelle wir eingebucht sind, sindern es kann (abhängig von der Lokation) bis auf ca. 10 m genau ermittelt werden, wo sich unsere Mobiltelefon (und somit typischerweise der Benutzer) sich befindet. Dagegen hilft nur Handy ausschalten oder – für besonders hart gesottene – ab und an mal das Telefon mit einem Freund tauschen. Dies kann man perfektionieren, indem man in einer zentralen Telefonanlage an jeden Teilnehmer eine feste Festnetzrufnummer vergibt und schlicht bei jedem Tausch die Rufweiterleitung ändert.

Die Nutzung von privaten Netzwerken gestaltet sich – aus Sicht des Datenschutzes – als besonders knifflig. Einerseits möchte man vielleicht von Ex-Kollegen oder Klassenkameraden gefunden werden, andererseits gibt es vielleicht Menschen, von denen man eben nicht gefunden werden möchte. Stalkende Exfreunde mögen da nur ein beispiel sein. Man sollte seine Daten in sozialen Netzwerken ausschliesslich für bestehende Kontakte sichtbar schalten. Wer glaubt, dass ich die Person bin, die gesucht wird, kann dies mittels Mail anfragen und ich habe dann die Entscheidungsgewalt, meine Daten zu teilen oder nicht. Bei manchen Netzen besteht sogar die Möglichkeit für jeden einzelnen Kontakt jeden Datensatz (Telefonnumer / Faxnummer/ Mobilnummer) einzeln freizuschalten. Was die sonstigen Informationen angeht, die man von sich preisgibt, so kann natürlich jeder tun und lassen was er mag. Allerdings kann zu viel „Offenheit“ auch Probleme schaffen, denn wer stets mit dem Kauf von teuren Elektrogeräten und Pelzmänteln prahlt, muss sich nicht wundern, dass der angekündigte 4-wöchige Auslandsaufenthalt von IT-sicheren Diebesbanden zur „Umverteilung des Verfügungsgewalt“ genutzt wird.

Wird fortgeführt…