Hamburger S-Bahn „ET 74 Plus“ und das Gewicht der Klimaanlage

Gestern lachten wir alle darüber, dass die Deutsche Bahn AG mal wieder Probleme mit den Klimaanlagen in den ICEs hat. Dies erinnerte mich an ein Gespräch mit einem Bekannten, der bei der Hamburger S-Bahn beschäftigt ist – ein Unternehmen der Deutsche Bahn AG.

Die Hamburger S-Bahn will ihre Züge der Baureihe ET 74 modernisieren: Geplant sind – unter dem Namen ET 74 Plus: Klima-Anlage, Fahrgast-TV, mehr Fläche für Kinderwagen und durchgängige Abteile. Und eben die Klimaanlage ist das Problem, denn sie macht den Zug zu schwer.

Geplant ist diese überarbeitete Reihe schon seit Jahren, sie sollte – laut Bundesbahn – auch schon letztes Jahr in Betrieb gehen:

Für die Zulassung des Prototyps beim Eisenbahnbundesamt (EBA) folgen umfangreiche Tests in der Klimakammer der Deutschen Bahn in Minden und anschließend Probefahrten bezüglich der Fahrdynamik und Bremsen. Ab 2012 sollen die ersten Fahrgäste mit dem Zug unterwegs sein.

Und eben diese Zulassung des Eisenbahnbundesamtes wurde nicht erteilt: Der Zug ist nach den Umbauten zu schwer und hat eine zu geringe Bremskraft. Er könnte vielleicht fahren, aber dann nur ohne Fahrgäste. Leider habe ich für diese Information keine belastbare Quelle, hat einer von den mir folgenden Bahnfreaks da etwas? Bis zu den Tests in der Klimaanlage ist diese neue Zugreihe hervorragend dokumentiert – aber seit Mitte 2012 hört/liest man gar nichts mehr. 4 Millionen Euro wurde da mal eben verbrannt.

Mein #29c3 – völlig subjektive Betrachtungen zum Chaos Congress

Chaos Communication Congress Nummer 29 also nach 14 Jahren wieder in Hamburg. Meine Gefühle im Vorfeld waren zwiespältig: Einerseits freute ich mich auf einen Congress wieder dort, wo alles anfing – in meiner Heimatstadt 🙂 Andererseits das Bangen, ob diese Veranstaltung zu wuppen ist. Nicht dass ich an der Fähigkeit der Organisatoren zweifeln würde, aber eine neue Lokation, neue Ansprechpartner, neues Umfeld – all dies ist anspruchsvoll, sehr anspruchsvoll. Aber ich stelle fest: Es war eine sehr, sehr gute Veranstaltung und alle aktiv Beteiligten haben (nicht nur meine) Hochachtung, Respekt und nicht zuletzt Dank verdient.

Zur Abwechslung habe ich aber auch Kritik zu nennen. Wie es Kristian Köhntopp in einem Kommentar ansprach, wandern die Inhalte (vor allem der Vorträge) weg von der Technik und mehr hin zur Politik. Nicht dass mich politischen Themen verschließen würde, wer mich kennt weiß dass ich sehr politisch bin. Auch ich habe das Gefühl (um es mit Loriot zu sagen): „Früher war mehr Technik“. Meine politischen Ambitionen versuche ich auf anderen Ebenen zu befriedigen und suche dafür beim CCC eher Unterfütterung in Sachen technischen Randbedingungen, als die politische Endbetrachtung. DASS die NSA überwacht – jenseits jeglicher Vorstellung – ist bekannt. Mich interessieren die Mittel und Technologien und vielleicht noch Hinweise für den Otto Normalbürger wie er sich gegen jegliche Überwachung so weit wie möglich wehren kann. Grundlagen und Lösungen.

Für mich persönlich stand aber noch etwas ganz anderes im Vordergrund: Pflege der Sozialkontakte. Menschen treffen, mit denen man sich aus unterschiedlichsten Gründen typischerweise nicht mehr sieht. Sei es, weil Familie und Beruf zu sehr einnehmen, oder weil man einfach zu weit voneinander entfernt wohnt: Aber beim Congress trifft man sich, klönt, fachsimpelt und nimmt auch hier und da interessante Informationen und Ansichten mit. Bemerkenswert ist, dass die Lokation CCH so groß ist, dass ich von der Anwesenheit einiger Leute weiss, welche es durchgehend geschafft haben, vor mir zu verstecken 🙂

Womit wir bei der Lokation an sich wären: Grossartig. Sehr viel Platz, ohne leer zu sein. Nicht wie Computermessen, bei denen durch verschämt und kurzfristig eingerichtete und leerstehende „Ausruhzonen“ Leerflächen kaschiert werden. Jeglicher Platz im CCH wurde genutzt. Die unterschiedlichen Zonen zum entspannen, arbeiten, zuhören, zeigen, vorführen und was auch immer, wurden durchweg benutzt, ohne dass jemand zu kurz kam. PERFEKT! Keine Dauerkartenlotterie im Vorfeld, bei der viele interessierte Menschen leer ausgehen, sondern jeder war willkommen und jeder kam rein.

Was mir auch „bemerkenswert“ auffiel, waren die „Creepy-cards“. Keiner der mir bekannten Personen auf dem Congress hat sich in der Vergangenheit des Congresses oder dem disjährigen in die Richtung „das ist sexistisch, rassistisch, persönlich diffamierend“ geäußert. Vielmehr habe ich aus meinem Bekanntenkreis eher das Feedback erhalten, dass „Hacker-Events“ eher angenehm sind, weil es dort diesen Problemkreis eben nicht gibt. Aber sei es, wie es ist. Gehört vielleicht auch mal dazu.

Vorträge habe ich kaum gesehen – war eher „hier und da“. Aber dank des großartigen Archivs des Videoteams habe ich schon abends und Zuhause den einen oder anderen Vortrag gemütlich zu Hause sehen können.

Zum Abschluss noch die Erkenntnis: Scheiße sind wir alt geworden. Am Samstag sah ich in der Bahn eine Gruppe junger Menschen die von meinem Kleinhirn sofort als „Die steigen auch Dammtor aus“ einsortiert wurde – nicht zuletzt weil bei zweien nach genauerem Hinschauen das rote Dauerband am Ärmel erkennbar war. Das Problem: Alle Teilnehmer waren noch nicht geboren, als ich den ersten Congress besuchte. Und wenn das Hamburger Abendblatt (welches ich hier nicht verlinke) schreibt „Wer keine schwarze Kleidung trägt, fällt auf, wer über 50 Jahre alt ist, erst recht“, so ist dies schlicht gelogen und DAS ist diskriminierend. Denn weder fiel ich auf, noch viele andere „in ehren ergraute“ Anwesende. Aber die Medien müssen halt „Hacker“ mit „Jugendliche, die mit der Restmenschheit wenig zu tun haben“ gleichstellen.  Lieber Autor des Abendblatt-Artikels (Jens Meyer-Odewald), es geht bei den „CCC-Themen“ nicht um jung oder alt, sondern ausschließlich um eine gewisse Sicht der Dinge, Offenheit, Wissbegierde und vor allem dem Wunsch Dinge zu verstehen.

Ich hoffe, dass der 30c3 wieder in Hamburg stattfinden wird – ich wäre auf jeden Fall dabei.

Frankreich, Paris, Bundesbahn und Lada-Niva

Urlaubszeit, die schönste Zeit des Jahres, wenn man Glück hat. Insbesondere der Start und das Ende des Urlaubs sind zwei markante Punkte. Am Anfang versucht man möglichst zügig den Alltag hinter sich zu lassen und auf der Rückreise sollte man möglichst viel von der Entspannung mit nach Hause tragen um von der Erholung zehren zu können.

Wer diese beiden Punkte umsetzen möchte sollte eines geflissentlich zu vermeiden wissen: Nachtzüge der Deutschen Bahn AG zu nutzen. Warum? Das werde ich euch gern mitteilen – ich bin immer noch stinksauer auf dieses ehemalige Staatsunternehmen.

Mitte September hieß es für uns: Ab in den Urlaub. Und wie lässt es sich besser in den Urlaub starten, als Abends in den Nachtzug nach Paris zu steigen, um dann ausgeschlafen morgens um 08:00 in Paris anzukommen und den Eiffelturm zu sehen? Es wurde schon vorab der Schlafwagen gebucht: 3 Personen teilen sich eine 2er und ein Soloabteil  des Schlafwagens. DAS war der Plan. Schlafwagen haben Steckdosen und einen kleinen Waschplatz in den Abteilen, sowie eine Duschkabine „für alle“. Der Zug fuhr mit Verspätung in den Bahnhof ein, aber das lässt uns völlig ruhig, die große Tochter hat noch ein wenig mehr Zeit sich von ihrem Freund zu verabschieden und wir „Großen“ sind entspannt – es geht schließlich in den Urlaub.

Irritiert waren wir, als wir in den auf der Reservierung vermerkten „Schlaf“-Wagen einstiegen: Es war kein Schlaf-, sondern ein Liegewagen. Sicher ein Versehen, dass sich mit dem Schlafwagenbetreuer schnell klären lässt. Aber nein, da wurde nichts aufgeklärt – trotz Buchung und Reservierung hatte dieser Zug – ausserplanmässig – gar keinen Schlafwagen im Repertoire. Wir wurde „on the fly“ auf ein 3er Abteil im Liegewagen umgebucht. Kommentar des Schlafwagenbetreuers: „Er hat keinen Schlafwagen zur Verfügung und außerdem habe ich das Anrecht auf eine Gutschrift – ich muss mich nur schriftlich an die Bundesbahn wenden und eben diese Gutschrift einfordern“. Liegewagen bedeutet: Keine Steckdose um mit dem Laptop zu arbeiten und das Smartphone aufzuladen. Der freundliche Betreuer hatte auch keine Möglichkeit uns eine Steckdose zur Verfügung zu stellen – Handy also aus, oder den Tag in Paris ohne Erreichbarkeit dastehen. Aber trotz einer leichter Säuernis liessen wir und nicht gänzlich aus der Ruhe bringen und wir drei kamen auch im 3er Abteil zurecht, wir waren ja unter uns. Sehr nervig war halt nur das fehlen der Steckdosen und eben keine Dusche. Also nur eine Katzenwäsche am Morgen und ein wenig „restmüffelnd“ durch Paris. Wäre ich geschäftlich nach Paris unterwegs gewesen und hätte morgens einen Kundentermin gehabt, wäre das wahrscheinlich deutlich unangenehmer gewesen.

Von Paris aus brachte uns der – pünktlich fahrende – TGV Nachmittags zu dem ersehnten Urlaubsort. Es folgten herrlich erholsame Urlaubstage. Wetter, Essen, Landschaft, Kultur und südfranzösische Lebensart labten die Seele und die erhoffte Erholung setzte ein.

Auch die Fahrt aus der Provence Richtung Paris  zeigte wieder die Leichtigkeit des französischen öffentlichen Nahverkehrs. Eine fast zwei stündige Busfahrt mit dem „Überlandbus“ kostete gerade 4€ pro Person (das zahlt man schon fast für eine einfache innerstädtische Fahrt in Hamburg) und der TGV war gewohnt pünktlich. Ein Tagesaufenthalt in Paris führte uns (wieder) an der Kathedrale Notre-Dame de Paris vorbei, auch der Eiffelturm musste besucht werden. Den Abschluss bildete ein Spaziergang durch das Künstlerviertel Germain-des-Pres und verbunden mit einem Besuch der wahrlich sehenswerten Parkanlage Jardin du Luxembourg.

Was fehlte noch um unserer kleinen Reise das Sahnehäubchen aufzusetzen? Richtig: Die Rückfahrt mit der Deutschen Bahn AG. Auch hier waren bereits Monate zuvor 2 Abteile im Schlafwagen gebucht. Pünktlich fanden wir uns am Bahnhof Gare de l’Est ein, fanden das Gleis und …. stellten fest, dass die auf der Reservierung angegebene Wagennummer ein Liegewagen war. Die auf der Hinfahrt gemachte Erfahrung war aber noch zu toppen, denn der Schlafwagenbetreuer fing uns bereits im Gang ab und erklärte „Es gäbe da eine kleine Änderung, aber wir würden eine Gutschrift bekommen“. Mein Gesicht wurde zu einem „?“ – worauf mir erklärt wurde (hier beginnt ein Deja-Vu): „Leider   hat dieser Zug keinen Schlafwagen, wir sind automatisch auf Liegewagen umgebucht und – jetzt kommt es: Wir teilen uns ein 6-Personen-Abteil mit einer Familie mit 2 kleinen Kindern. Allein die Unterbringung des Gepäcks von 6 Urlaubern(!) stellt den Logistiker in diesem Wohnklo vor unerwartete Herausforderungen. Da ich typischerweise ein dem Kundensupport sehr zugewandter Mensch bin, versuchte ich aus dem Schlafwagenbetreuer wenigstens eine 3er Kabine herauszukitzeln. Sein Kommentar ging in die Richtung:“Ich solle mich bitte nicht so anstellen, er hat keinen Schlafwagen zur Verfügung und außerdem habe ich das Anrecht auf eine Gutschrift – ich muss mich nur schriftlich an die Bundesbahn wenden und eben diese Gutschrift einfordern“. Wesentlich schlimmer traf es eine ältere Dame, welche eine Einzelkabine im Schlafwagen gebucht hatte und von dem Schlafwagenbetreuer in ein 6er Abteil mit angetrunkenen Heranwachsenden bugsiert werden sollte. Als unser Zug Paris verliess, saß die Dame recht einsam und am Boden zerstört auf dem Bahnsteig auf ihren Koffern. Sie wird sich wohl ein Hotel in Bahnhofsnähe gesucht haben, um der für sie (auch in meinen Augen) unerträglichen Reise zu entgehen. Wer so mit seinen Kunden umgeht, hat Strafen – schwere Strafen – verdient.

Lieber Ex-Bundesbahn,
ich wünschte, ich wäre im Bereich KFZ-Vertrieb zuständig und würde die Mitglieder eures Vorstands und Aufsichtsrats als Monopolist mit PKW ausstatten. Ich wüsste was ich täte: Bei jeder Bestellung  eines PKWs der Oberklasse würde ich dem Nutzer einen Lada-Niva ausliefern. Jedwede Beschwerde würde ich mit eurem Argument „Haben Sie sich mal nicht so, wenden Sie sich einfach an unsere Zentrale und fordern Sie eine Gutschrift an“ abbügeln.

Reisevorplanung des nächsten Urlaubs: Bundesbahn meiden wie der Teufel das Weihwasser. Unser Plan für einen nächsten Südfrankreich-Urlaub sieht wie folgt aus: Fahrt mit dem Hamburg-Köln-Express (auch deutlich preiswerter als DB) nach Köln um von dort aus direkt mit dem TGV weiter zu fahren.

Wer seine Kunden so bedient wie die Deutsche Bahn AG, hat es nicht verdient sein Geschäftsmodell zu erhalten. Schuld an diesem (verzeihen Sie mir) sind nicht die „kleinen“ Angestellten, es ist das Management, welches – auf dem Rücken der Kunden – für das Betriebsergebnis spart wo es nur kann, wichtige Resourcen nicht bereithält oder pflegt und durch Serviceausfälle die Kunden sauer fährt.