Wirtschaftsminister Brüderle gibt zu: AKW-Abschaltung wahltaktisches Manöver!

Was eigentlich jeder mit Vernunft gesegnete Mensch schon lange wusste, ist nun von einem Regierungsvertreter offiziell bestätigt worden: Das AKW-Moratorium und die Abschaltung der alten AKWs sind allein den anstehenden Wahlen geschuldet:

Kernkraftwerke gehen aus taktischen Gründen vom Netz: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hat vor der Spitze der deutschen Industrie gesagt, dass die anstehenden Landtagswahlen der Grund für den plötzlichen Sinneswandel der Regierung in der Atompolitik sind. Entscheidungen seien da „nicht immer ganz rational“.

Quelle: Süddeutsche. So sieht es aus: Der Wirtschaftsminister bezeichnet die Abschaltung der AKWs somit als irrational. Wenn ich an den Begriff Endlager denke, denke ich im Moment vor allem an Politiker. Und dieses Endlager kann nicht finster und tief genug sein.

Bundesregierung einigt sich mit Atomindustrie auf sicheres Atommüll-Endlager

Ein in den letzten Jahren nicht gelöstes Problem – und einer von vielen Gründen Atommeiler abzuschalten – ist offensichtlich gelöst:

Je nach Baujahr sollen die deutschen Akws künftig acht oder vierzehn Jahre mehr Laufzeit zugestanden bekommen. Damit käme der letzte Reaktor frühestens Mitte der Dreißiger Jahre vom Netz.

schreibt die TAZ. Leider schreibt die TAZ nichts von der Lösung der Endlagerfrage, aber das ist wahrscheinlich nur unter gegangen.

Mit Hilfe der Brennelementesteuer will der Staat 2,3 Milliarden Euro Mehreinnahmen generieren. Das macht bei 17 am Netz befindlichen Atommeilern 135 Millionen pro Meiler. Daraus ergibt sich – wenn die Zahl von ~ 1Million Euro Ertrag pro Verlängerung, dass die Atommeiler nur 135 Tage (knapp 5 Monate) länger am Netz bleiben müssen um die Steuer abbezahlt zu haben. Die restlichen (mindestens!) 7,5 Jahre  fährt jeder Meiler Tag für Tag eine Million Euro Ertrag in die Taschen der Betreiber (oder 7,5 * 365 * 17 =mindestens 46 Milliarden Mehreinnahmen für die Energiekonzerne).

Während ich dabei war, diesen Artikel zu schreiben, habe ich feststellen müssen, dass die Frage des Endlagers wohl doch noch nicht geklärt wurde. Vielleicht kann man den entstehenden Atommüll für die nächsten 24.000 Jahre – anteilig – in den Vorgärten der Aktionäre der Energiekonzerne endlagern. Schliesslich sacken die ja auch die Erträge ein. Auch die Lobbyisten sowie die Politiker, die diese Entscheidung zu verantworten haben, können sich ein paar Kilo im Vorgarten vergraben. Dann vermehren die sich wenigstens nicht mehr, oder man würde an den 12 Köpfen der Kinder deutlich erkennen, dass deren Eltern diesen Schwachfug zu verantworten hatten.

In unserem Staat geht es offensichtlich nur noch darum, sich die Taschen so voll wie möglich zu stecken. Etwaige Folgen kann man geflissentlich ignorieren.

Die Drecksäcke der Atomlobby

Bei einer Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken will RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann einen Teil der möglichen Gewinne auch in erneuerbare Energie wie Windkraft investieren. Wenn dadurch Mehrwert generiert werde, werde dieser auch geteilt, sagte Großmann.

kann man heute in der Welt lesen – und weiter:

Als Größenordnung komme dazu „ein dicker zweistelliger Prozentsatz“ infrage, sagte der RWE-Chef. „Das muss eingebettet werden in eine ganzheitliche Betrachtung.“

Ein dicker zweistelliger Prozentsatz. 2x%? 3x%? Dem Spiegel kann man entnehmen:

Auf RWE würden 5,8 Milliarden Euro entfallen, bei E.on sind es sogar 8,6 Milliarden. Auch Vattenfall und EnBW, die an der Börse aber keine große Rolle spielen, winken Milliardengewinne.

Soll also heissen: Wenn ihr uns mal eben 4-6 Milliarden Euro schenkt, geben wir dafür 1,8 bis 2,6 Milliarden ab. Eine Win-Win Situation?

Oder? Eher nicht, denn der Ertrag wird auf dem Erbe unserer Kinder – für viele Generationen – gemacht. Der Atommüll ist der Faktor, der den Energieriesen völlig egal ist. Den liefern sie stumpf an „Endlager“ und vergessen ihn dort. Die Zig-Milliarden Euro, die eine (sofern auch nur ansazuweise möglich) stabile Lagerung kostet, tauchen in den Gewinn- und Verlustrechnungen der Energieriesen nicht auf.

Diese Zeche zahlt der Steuerzahler – auf viele Generationen. Nur die jetzt gemachten Erträge, die fliessen in die Taschen der Konzerne und Aktionäre. Nimm es allen und gib es den Wenigen.