Es ist vollbracht #Guttenberg

Ich kann so überhaupt nicht verstehen, warum ein ertappter Betrüger mit höchsten militärischen Ehren aus dem Dienst verabschiedet wird, während traumatisierte Kriegsverletzte minderversorgt allein gelassen werden:

„Wir Soldaten werden von der Politik losgeschickt, um die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen“, sagt ein Veteran auf der Tagung. „Doch wenn wir wiederkommen und berichten, die Kartoffeln sind gerettet, aber die Hand ist verbrannt, dann werden wir entlassen und müssen selber sehen, wie wir zurechtkommen.“ Die Soldaten, von denen er spricht, haben in Afghanistan, Somalia, Kosovo und Bosnien gedient. Sie haben Dinge erlebt, über die in Deutschland kaum jemand etwas weiß. Viele von ihnen ringen mit dem Staat, der sie in die Einsätze schickt, um Entschädigung, eine Therapie und vor allem um Anerkennung. (Quelle Zeit)

Diese Menschen sind von der deutschen Politik im Ausland verheizt worden und leiden nach dem Einsatz weiter – allein gelassen. Diese Soldaten waren für Guttenberg und Konsorten nur eine Kulisse für TV-Shows und tolle Bilder im Freizeitdress. Wie müssen sich diese Soldaten fühlen, wenn sie sehen wie gross die Unterschiede in der Behandlung von Täter und Opfer sind.

Der Beruf des Soldaten, Befehle und die Gorch Fock

Diese „Sache“ auf dem deutschen Segelschulschiff Gorch Fock hat bestimmt jeder mitbekommen. Dort zur Ausbildung befindliche Offiziersanwärter(!) sollen – laut Tagesschau:

viele Soldaten hätten „unmittelbar nach dem schmerzhaften Verlust der Kameradin“ nicht mehr in die Takelage klettern, andere hätten überhaupt nicht mit der „Gorch Fock'“ weiterfahren wollen.

Ja, liebe Offiziersanwärter: Willkommen im Berufsstand des Soldaten. Da haben diese Flachfeilen von Zivilversagern Richard Gere in „Ein Offizier und Gentleman“ in seiner schicken Uniform gesehen und wollten nun auch so ein toller Typ sein?

Ein Offizier hat Vorbild zu sein – er hat (wie jeder Vorgesetzte!) selbst mehr als das zu leisten, was er von seinen Untergebenen verlangt. Dazu gehört: Unter allen Umständen Befehle auszuführen (es sei denn dieser Befehl verletzt Gesetze, Menschenwürde oder ähnliche Ausnahmen). Und da kommen diese Sonnenbank-Schwuchteln an und jammern weil ein Kamerad gestorben ist? Wird demnächst die Grundausbildung abgebrochen, weil ein Kamerad blutige Blasen vom Marschieren hat?

Ob man diese Vorgänge als Meuterei bezeichnen muss, wo eine blosse Befehlsverweigerung reichen würde, kann ich nicht entscheiden – ich war ja nicht dabei. Allerdings halte ich die Kritik der Weicheier für bemerkenswert:

In dem Brief des Wehrbeauftragten ist demnach auch von massivem Druck der Ausbilder die Rede. Den Kadetten sei gedroht worden, nicht mehr Offizier werden zu können, wenn sie nicht in die Takelage kletterten. Es seien Sätze gefallen wie „wenn Sie nicht hochgehen, fliegen Sie morgen nach Hause“

Wieso fliegen? Soll der Steuerzahler auch noch den Flug bezahlen? Ist eine Schwimmweste nicht preiswerter?

oder „geben Sie Gas, stellen Sie sich nicht so an“, zitiert die „Mitteldeutsche Zeitung“ aus dem Schreiben.

Wie oft wird dieser Satz wohl in Deutschland ausgesprochen. Wollen wir da jedesmal das Amtsgericht bemühen? Natürlich haben diese Offiziersanwärter die Arschbacken zusammen zu kneifen und den Dienst zu versehen. Geheult wird nach Dienst. Oder wird jeder Einsatz nun sofort abgebrochen, wenn es den ersten verletzten gegeben hat?

Die in dem Bericht erwähnte sexuelle Belästigung ist harter Tobak, das ist nicht zu entschuldigen. Aber dennoch frage ich mich, was für weichgespülte Bioeier da als Offiziere die Befehlsgewalt für ehrlich ihren Dienst verrichtende „untere“ Dienstgrade erwerben wollen.

Solche Erste-Geige-Versager kann man doch – sollte es ernst werden – nur bei erstbester Gelegenheit mittels „friendly fire“ entsorgen, damit der Rest der Truppe eine ehrliche Überlebenschance hat.  SOLCHE Offiziere hatten bei uns in der Einheit den Matrosen die Betten gemacht. Dafür hätte unser Spieß schon gesorgt 🙂 Und wir haben uns nicht beschwert, wir Idioten.

Gesetzestreue ist in Baden-Württemberg kriminell

Es gibt Aussagen, die sind an Deutlichkeit und vor allem an Aussagekraft kaum zu überbieten:

Nach wochenlangem Schweigen hat der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech eingeräumt: „Ein Verdeckter Ermittler des Landeskriminalamts war rund neun Monate gegen konkrete Zielpersonen aus der antifaschistischen/anarchistischen Szene“ im Einsatz.

Quelle: TAZ. Ich dachte – bis heute – dass der Faschismus in Deutschland ein Grund ist, dass ermittelt wird. Unvorstellbar war für mich, dass jemand vom LKA verfolgt wird, weil er sich antifaschistisch verhält. Kann man diese Aussage des baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech so auffassen, dass ab sofort diejenigen überwacht werden, die NICHT kriminell sind und Kriminelle (in diesem Fall Faschisten) haben nichts zu befürchten?

Generell  passt es ja ins Bild des Überwachungsstaates. Das Faschisten aber offensichtlich in Baden-Württemberg einen besonderen Schutz geniessen, stösst mir sehr übel auf!

Aber ich schätze mal, dass deutlich mehr latent-faschistoides Gedankengut an diversen CDU-Stammtischen vorzufinden ist, als dass man in den Reihen der CDU bekennende Antifaschisten findet.