Medien: Geifernde, geldgeile Kritiker @mopo

Die Hamburger Morgenpost erscheint heute unter dem Seite-1-Aufmacher:

Klitschko-Gegner auf Intensivstation: Warum brach das keiner ab?

Liebe Mopo-Redaktion, dass will ich euch gern beantworten. Damit IHR ausreichend Möglichkeit habt, übder diese „Sportveranstaltung“ zu schreiben. Denn nicht nur im Sportteil füllt ihr zwei Ganzseiten mit diesem „Event“, auch im Boulevardteil schafft ihr es eine ganze Seite unter dem Titel „Prügel-Gala mit Staraufgebot“ zu befüllen.

Ihr verlogenes Pack von Qualitätsjournalisten, ihr seid doch alle gleich: Ihr Schreiberlinge kritisiert und freut euch dennoch, dass eure Anzeigenabteilung sowohl um Kritik als auch um Boulevard kräftig Anzeigen platzieren konnte. Und die Fernsehkollegen kotzen bei einem frühzeitigen Abbruch: Nachts bleibt keiner wach um sich langweilige Interviews anzusehen.

Für euch Medienpack musste der Kampf über die ganze Länge gehen. IHR und kein anderer ist schuld.

Was den einen sein Sack Reis ist dem anderen sein #Blumenkübel

Es gibt Meldungen, die kommentiert man mit „und in China ist ein Sack Reis umgefallen“. Es könnte schon bald heissen „In Neuenkirchen hat es einen Blumenkübel erwischt“.

Twitter hat an dem Beispiel Blumenkübel bewiesen, dass

  1. unsäglich Unwichtiges in den Mittelpunkt getwittert werden kann
  2. das Twitternutzer Humor haben
  3. ich über diesen Scheiss auch noch blogge 🙂

Die Meldung in der Münsterschen Zeitung ist aber auch eine Ausgeburt an liebevollem Journalismus. Keine „Wir werden alle sterben“ oder „Drama Babe“ Meldung, sondern eine Meldung aus der Nachbarschaft.

Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift, als sie am Dienstagmorgen vor die Tür sahen: Einer der zwei Blumenkübel vor dem Eingang des Altenheimes wurde umgestoßen und lag zerbrochen vor dem Eingang.

Das ist doch schon fast Prosa, was die Praktikantin der Münsterschen Zeitung dort abliefert – und das meine ich nicht ironisch. Der Artikel schliesst mit den Worten

Besonders ärgerlich sei die Beschädigung, da der große Blumentopf einen Wert von 150 Euro gehabt habe. Auch die Bewohner des Altenheims seien traurig und verständnislos.

und die subtile Botschaft „Hey ihr ignoranten Deppen, es gibt Menschen für die sind 150€ noch wirklich viel Geld“ wird von den meisten Menschen wahrscheinlich gar nicht mehr wahr genommen. Ich wünsche der Autorin – Katharina Hövels – alles Gute und freue mich, dass auch die kleinen Katastrophen um die Ecke wieder die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient haben.

Liebe Frau Hövels, Ihr Stil ist mir hundertmal lieber, als der heutige Aufmacher z.B. der Hamburger Morgenpost: „Horror-Nacht in der Klasnic-Villa„.

Hamburger Morgenpost meldet: Alle Probleme der Welt gelöst! @MOPO

Wer eine Tageszeitung herausgibt, die heute wie folgt aussieht:

der beweist was der Begriff Qualitätsjournalismus heute noch wert ist.

Der Aufmacher einer Zeitung – das „Seite 1 Thema“ – war früher einmal das wichtigste, was das Blatt zu melden hat. Wenn diese Meldung die wichtigste zu verbreitende Neuigkeit ist, dann braucht man heute keine Hamburg Morgenpost zu kaufen. Alle Probleme des Planeten sind gelöst: Griechenland ist schuldenfrei, das Öl im Golf von Mexiko ist verdunstet, in Afghanistan rauchen US-Soldaten und Taliban gemeinsam einen Joint,  und so weiter und so weiter. Und dieses Medium wundert sich, dass der mündige Bürger nicht mehr bereit ist diesen „Journalisten“ das Gehalt zu zahlen? In diese Zeitung kann man doch höchstens noch Fisch einwickeln und der ist heute meist tiefgefroren.  Oder noch besser das Papier sparen und heute gar keine Zeitung herausbringen.

Die FAZ schrieb schon gestern:

Es muss ein Skandal her, es braucht Sex and Crime, es muss auch die letzte jugendliche Lichtgestalt in den Dreck gezogen und mit bigotten Kommentaren überzogen werden. „Uups, so haben wir Sängerin Lena Meyer-Landrut noch nie gesehen“, freuen sich die „Explosiv“-Macher in ihrem Beitrag,

und auf genau diese Schiene des Dreckschleuderns, für das man bei RTL dem Gitaristen von Thomas Anders viel Geld bezahlt, fährt nun auch das ehemalige SPD-Blatt „Hamburger Morgenpost“ ab. Wie tief kann ein Blatt noch sinken? Haben die auf dem Weg abwärts auf Höhe der BILD noch kurz rüber gewunken bevor sie an denen vorbei gerauscht sind?