Wollen und tun – am Beispiel Deutsche Bahn

Wenn ich die Überschrift der FAZ lese, dann weiss ich doch schon wieder mehr als meinem Weltbild gut tut:

Bahn will hitzegeplagte Fahrgäste entschädigen

und ich bin mir SICHER, genau so ist es gemeint. Die Bahn will entschädigen. Als Kind wollte ich auch immer brav sein – hat leider nicht immer geklappt.

Wegen der Klimaanlagen-Probleme in Fernzügen bereitet die Bahn eine Wiedergutmachung für hitzegeplagte Fahrgäste vor. Betroffene Reisende sollen unbürokratisch entschädigt werden, wie der bundeseigene Konzern auf seiner Internetseite mitteilte. Dafür würden Kunden gebeten, Kontakt zur Bahn aufzunehmen, etwa per E-Mail am Krisenmanagement des bundeseigenen Konzerns.

Ich würde mich wundern, wenn die Bahn sich diesbezüglich anders verhält als nahezu ALLE anderen Konzerne und Regierungen. Hilfen (grosszügig und unbürokratisch!) werden zugesagt um den Pöbel zu beruhigen – danach schläft dann aber der ganze Vorgang zwischen PR-Abteilung und Umsetzung leider ein. Da muss schon eine externe Kontrollinstanz rein, sonst wird das nix.

Sollte ich der Bahn unrecht tun würde mich das freuen. Aber ich traue dieser Art von Aussagen nicht so weit wie ich den zuständigen Verantwortlichen werfen könnte.

Polizeigewalt in Hamburg II

Die unsinnige Gewaltanwendung, die zu einer Eskalation in Hamburg-Neuwiedenthal führte, scheint auch sehr interessant was die Umstände des Problemkreises „Polizei – Bürger – Gewalt“ angeht.

Wenn der Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders, sich erdreistet die in – seinen Augen – Täter als Pöbel zu bezeichnen, so hat dies nicht nur ein Geschmäckle, sondern diskreditiert sowohl Lenders, als auch die Organisation die er vertritt. Denn wie bitte soll die Polizei vorurteilsfrei agieren können, wenn die Landesgewerkschaft sich wie folgt äussert:

„Die Pariser Vorstädte lassen grüßen“, sagte Lenders. „Hier hat sich der Mob ausgetobt.“

Ja Herr Lenders – der Mob den Sie mit solchen Aussagen heraufbeschwören. Denn durch diese Hetze fühlen sich im Zweifelsfall auch Menschen wie ich an Ihre Pflicht erinnert sich mit den Schwachen und Wehrlosen zu solidarisieren. Wie stumpf das Weltbild des CDU-Mitgliedes Lenders ist wird durch folgende Aussage belegt:

In dem Zusammenhang übte Lenders scharfe Kritik an GAL-Justizsenator Till Steffen. „Er macht sich Gedanken über Frauenquoten in Unternehmen, anstatt sich um die elementaren Probleme zu kümmern. Hier ist eindeutig die Justiz gefordert.“

Das der GAL-Justizsenator unter einem CDU-Bürgermeister agiert wird da geschickt ausgeblendet. Wer wie Lenders Meinungen manipuliert, tut dies nicht nur als Polizeigewerkschftler, sondern dann auch gleich als Politiker.

Wo der Mob, der Pöbel wirklich zu finden ist, zeigt uns zum Beispiel die Kommentarfunktion der Onlineausgabe der Welt:

Volker sagt:

Das wäre in den USA undenkbar . Da wird die
Waffe gezogen , und Schluß ist . Wie lange
will sich die Polizei noch zum Gespött machen ?

[..]

Jochen sagt:

In diversen anderen Qualitätsmedien wird berichtet, dass es sich um „Täter aus dem nahen Osten und dem arabischen Raum“, also Moslems handelt. Sehr seltsam, dass Won nicht in der Lage ist, dies zu recherchieren. Ich weiss schon, warum ich mein Abo gekündigt habe…
Die Volksdressur funktioniert nicht mehr!

Wohin der Weg geht, lässt sich da problemlos ablesen. Bemerkenswert, dass die Welt die Kommentarfunktion bei solchen Beiträgen deaktiviert aber immer brav ein paar Kommentare stehen lässt, damit der geneigte Leser sehen kann, wie denn „des Volkes Meinung“ ist.

Schuld sind in meinen Augen:

  1. Die Politik, die für ein deutliches soziales Ungleichgewicht in Deutschland sorgt und sich NICHT bemüht dieses abzubauen.
  2. Befindlichkeitsträger aus den Ressorts Innenpolitik, BKA und Polizei der Länder, die Interesse an mehr Befugnissen und Macht(positionen) haben.
  3. Polizeieinsatzkräfte die sich bei Fehlverhalten stets auf „Schutz von oben“ verlassen können und somit ihren Teil zur Eskalation beitragen
  4. Die Medien, die stets willfährig zwischen bösen Bürger und heldenhaften Polizisten differenzieren.
  5. Wir Bürger die die Scheisse fressen und mitzuverantworten haben, die die obigen durchführen

Nochmal – längst nicht alle Polizisten sind Schläger! Die meisten sind arme Schweine. Dazu kommt – gerade in Hamburg – dass zu viele Polizisten Nachts die Wohngebiete der „Wohlhabenden“ beschützen und somit im Tagesdienst fehlen. Die meisten Polizisten sind arme Schweine, die einen schweren und schlecht bezahlten Job machen, der ihnen viel zu selten gedankt wird. Wenn sich aber nicht bald etwas ändert, werden wir bald tatsächlich Zustände wir in den Pariser Vorstädten haben.

Aktuell werde ich gerade auf einen Artikel einer kleinen lokalen Zeitschrift namens Harburg-Aktuell aufmerksam gemacht:

„Wir werten das Video aus“, sagte eine Polizeisprecherin am Montagvormittag.

Wir werten aus….. Ohne Worte …

Auch der  Innensenator Christoph Ahlhaus darf sich nochmal zu Wort melden:

„Die Täter müssen deutlich zu spüren bekommen, dass sich der Rechtsstaat nicht auf der Nase herumtanzen lässt.  Das gilt auch für die Verfolgung von Straftaten durch die Justiz, die schneller und konsequenter als bisher erfolgen muss.“

denkt Ahlhaus da auch an die Gattinnen und Kinder des Polizisten, denn was passiert mit denen wenn der Papa im Knast sitzt?

Vuvuzelas und der Reichsparteitag

Eines gleich vorweg: Ich weiss nicht wer diese ausgeprägt suizidgefährdeten Personen waren, die sich in einer Sollstärke von 8 Personen ca. 50 Meter von meinem Schlafplatz entfernt auf dem Bürgersteig der ansonsten SEHR ruhigen Strasse zusammen fanden. Was ich aber weiss ist, dass die Gefahr dass es Tote gibt wenn die beim nächsten Schland Spiel den Blödsinn nochmal machen ist ausserordentlich hoch. Ich habe nichts gegen feiern auf Feiern (Wortwitz HAHA) und damit verbundener fröhlicher Lautstärke. Aber irgendwann ist Schluss. Wenn man sich schon hat das Gehirn rausnehmen lassen muss man dieses doch nicht um 01:00 dem arbeitenden (und deshalb schlafenden) Teil der Bevölkerung lautstark mitteilen? Es würde mich nicht wundern, wenn – auch aufgrund der Wundertröte Vuvuzela  – ein Totschlag oder mindestens eine schwere Körperverletzung aktenkundig wird.

Und nun zu weniger ernsten Themen: Die Springerpresse beweist mal wieder ihr krankes Weltbild in dem es ausschliesslich „linke Gewalt“ und männliche Sportreporter geben darf:

Aufregung in der Halbzeitpause des deutschen WM-Spiels: ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein sprach von einem „inneren Reichsparteitag“. (Welt)

Auch der Spiegel – das ehemalige Nachrichtenmagazin – drischt nun auf Katrin Müller-Hohenstein ein und dramatisiert, dass es eine wahre Freude ist

Stefan Niggemeier hat sich der Sache angenommen und weist die Welt in ihre Schranken, denn diese „sprachliche Entgleisung“ hat es auch schon mehrfach in die Welt geschafft. Aber eine Frau darf sowas natürlich nicht sagen. Niggemeier zeigt wunderbar den wirklichen Grund für die Empörung der „Welt“ auf, denn es geht nicht um diesen Einzelfall, es geht um Frauen die die Männerdomaine „Sportreporter“ besetzen. Sowas kann und darf nicht sein.

Meine Güte. Ich hoffe, dass am Freitag ein Bombenwetter herrscht bei dem wir den Sieg nach Hause holen! Unsere kopfballstarken Jungs sollen die Luftüberlegenheit im gegnerischen Strafraum holen und unsere Stürmer sollen mehrere Granaten in das gegnerische  Tor knallen. Verdammich.