Kritik des Reizzentrum lässt Mehdorn umfallen

hätte ich gern als wahre Überschrift gehabt, aber diese Aussage entspricht wohl eher nicht der Wahrheit. Wahr ist wohl aber, dass:

Die Deutsche Bahn knickt nach den Protesten gegen einen Bedienzuschlag von 2,50 beim Kauf von Tickets am Schalter ein. Ein Grund: Sogar Kanzlerin Angela Merkel hat Bahn-Chef Hartmut Mehdorn deswegen angerufen. Nun bestellt der gescholtene Vorstandschef seine Top-Manager zur Krisensitzung ein.

Die Welt zitiert weiterhin ein (nicht namentlich genanntes)  Aufsichtrats(!)mitglied

 „Dabei will man prüfen, ob man die Gebühren mit weiteren Ausnahmen wie den Erleichterungen für Senioren retten kann. Funktioniert das nicht, und damit kann man nach der heftigen Kritik rechnen, müssen die Pläne auf Eis gelegt werden“

Aber eine hier im Reizzentrum als akzeptabel genannte Lösung wird anscheinend diskutiert:

Nach dem Protest gibt es nun Überlegungen, ein Bonussystem einzuführen: „Man zahlt den Normalpreis fürs Ticket beim Schalterkauf. Aber wer es am Automaten zieht, zahlt 2,50 Euro weniger“, sagte Aufsichtsrat. 

Damit müsste man leben können, schliesslich spart die Bahn ja bei der Nutzung der Automaten. 

Alle Zitate der Welt entnommen

Soviel Ertrag wie möglich

das ist das Prinzip, nach dem unsere Wirtschaft arbeitet. Sind die Shareholder der Meinung, dass der Vorstand nicht genug Gewinn erwirtschaftet, wird er abgesägt. Um aber nicht abgesägt zu werden, gehen die Vorstände heute auch gern über (gesellschaftliche) Leichen und legen still, entlassen Mitarbeiter (neusprech „freisetzen“) oder werfen halbgare Produkte auf den Markt. Kürzere Produktzyklen tun ihr weiteres: Umsatz und Gewinn/Ertrag muss her.

Wenn nun aber andere genau dieses Prinzip verstanden haben und versuchen der Ware, die sie feilbieten können, den grössten Ertrag zu erwirtschaften, DANN ist das Geschrei gross. Die „normalen“ Shareholder (Aktionäre)  müssen genau DANN um ihre Profite bangen, wenn diese Ware ein Rohstoff ist, der in fast allen Sparten benötigt wird: Öl.

Da kommt doch die OPEC glatt auf die Idee, die Ölproduktion zu drosseln und damit den Ölpreis hoch zu halten. Sofort schreibt die Tagesschau von den „Falken“, die versuchen den Ölpreis hoch zu halten. Falken? Bei Daimler, Siemens, Telekom und der Deutschen Bankfliegen die manager aus den höchsten Vorstandämtern, wenn sie nicht genau SO handeln.

Welch verlogene Welt.

Eine Relation

Fast alle Dresdner-Vorstände müssen gehen

betitelt die Welt einen Artikel. Das löst Beklemmungen aus. „Fast alle“ und „Vorstände„. Der geneigte Zielgruppenangehörige mag sich denken „Endlich auch mal die da oben“ oder „Siehste, nicht nur der Angestellte, auch Vorstände sind betroffen“. Das es sich um sieben von acht Vorstandsmitglieder handelt, macht – so rein prozentual gesehen – eine richtige Meldung aus. Aber es ist nichts neues, dass „Übernommene“ Manager ihren Schreibstisch im Keller wieder finden und dann irgendann – mit einer freundlichen „Ablösesumme“ aus dem Unternehmen scheiden.

So richtig interessant wird diese Meldung in Verbindung zu einer anderen, ebenfalls in der Welt erschienenen Meldung:

Commerzbank-Plan löst Panik bei Mitarbeitern aus

und

Der neue Bankenriese will allein in Deutschland 6500 Stellen streichen, sowohl im Privat- wie auch im Geschäftskundenbereich.

Das diese Stellenstreichungen nicht zwingend durch Entlassungen, sondern durch „Nichtbesetzen freiwerdender Stellen“ und „Förderung freiwilligen Ausscheidens“ erreicht werden solle, ändert nichts an der tatsache, dass es 6500 Arbeitsplätze für Bankkaufleute, IT-Mitarbeitern etc. eben in der deutschen bankenlandschaft nicht mehr geben wird. Arbeitsplätze die auch nicht „mal eben“ durch Einstellungen von anderen Banken neugeschaffen werden können. Und was der Mittelstand (der im Moment in Deutschland den höchste Anteil an Stellenneuschaffungen hat)  mit Bankkaufleuten soll, weiss auch niemand so recht.