Hat Privatfernsehen Mitschuld an der Verrohung der Sitten?

Die Demütige-mich-Show greifen immer weiter um sich und Regeln – die das Zusammenleben von Menschen vereinfachen – gehören nicht in die Sparten, die gesehen werden. Es muss greller werden. Spätestens seit Zlatkos darf und kann Privatfernsehen keine Bildung mehr vermitteln. Es geht darum besonders schrill, anders oder sogar kriminell zu sein. Wer einmal Sonja Kraus’s „Talk Talk Talk“ gesehen hat, weiss wie tief der Abgrund sein kann.

Pro Sieben hat nun einen neuen Abgrund aufgetan, aufgebuddelt wird dieser von der Firma „Seo Entertainment“:

Eine der Herausforderungen oder – wie die Seo schreibt – „Mutproben“ lautete: „Entwende ein Bild!“ Ja, wir lesen richtig: „Entwende ein Bild!“ ist der Auftrag, in drei Schritten gilt es ihn zu bewältigen: „1. Sprich einen Sicherheitsbeamten an und frage, wie teuer das Bild ist. 2. Frag, wie die Bilder generell gesichert sind. 3. Entwende das Bild und laufe weg.“ (Quelle FAZ)

Na, ist das nicht toll? Da wird unser kleiner Straftäter doch zu kulturellen Höhenflügen bei der flexiblen Mischung der Eigentumsverhältnisse gebracht. Nein, das ist kein Diebstahl. Das ist Unterhaltung.

Seo Entertainment schreibt über sich selbst:

SEO Entertainment ist vorrangig in den Bereichen Light Entertainment, Reality, Comedy und Show aber auch Werbefilm tätig

und zählt damit exakt DIE Bereiche des Formates Fernsehen auf, die man eigentlich genau so sehr braucht, wie Furunkel, Fußpilz oder feucht fliessende Hämorrhoiden. Von einer gesellschaftlichen Verantwortung ihres Treibens werden sich die Herren von SEO Entertainment nicht leiten lassen. Geht ja nur ums Geld. Und da man dies nicht klauen darf, werden halt die Spielshow-Teilnehmer angehalten Kunstwerke zu klauen.

Soviel Ertrag wie möglich

das ist das Prinzip, nach dem unsere Wirtschaft arbeitet. Sind die Shareholder der Meinung, dass der Vorstand nicht genug Gewinn erwirtschaftet, wird er abgesägt. Um aber nicht abgesägt zu werden, gehen die Vorstände heute auch gern über (gesellschaftliche) Leichen und legen still, entlassen Mitarbeiter (neusprech „freisetzen“) oder werfen halbgare Produkte auf den Markt. Kürzere Produktzyklen tun ihr weiteres: Umsatz und Gewinn/Ertrag muss her.

Wenn nun aber andere genau dieses Prinzip verstanden haben und versuchen der Ware, die sie feilbieten können, den grössten Ertrag zu erwirtschaften, DANN ist das Geschrei gross. Die „normalen“ Shareholder (Aktionäre)  müssen genau DANN um ihre Profite bangen, wenn diese Ware ein Rohstoff ist, der in fast allen Sparten benötigt wird: Öl.

Da kommt doch die OPEC glatt auf die Idee, die Ölproduktion zu drosseln und damit den Ölpreis hoch zu halten. Sofort schreibt die Tagesschau von den „Falken“, die versuchen den Ölpreis hoch zu halten. Falken? Bei Daimler, Siemens, Telekom und der Deutschen Bankfliegen die manager aus den höchsten Vorstandämtern, wenn sie nicht genau SO handeln.

Welch verlogene Welt.