Schlimmer als Qualitätsjournalisten: Hauptstadtpresse

Wer bislang die Nase rümpften wenn ich mich über „Qualitätsjournalisten“ lustig machte, dem lege ich den Blogeintrag bei Wiegold ans Herz:“Wenn der Regierungssprecher twittert…“

In aller Kürze geht es darum, dass unsere Hauptstadtjournalisten offensichtlich ein Problem damit haben, dass der Regierungssprecher Steffen Seibert auch(!) Twitter als Medium nutzt. Das ist den Berliner Parlamentsjournalisten dann doch zu modern.

Lest euch das Protokoll durch – in Ruhe. Aber achtet darauf, dass keine „Unwissenden“ in der Nähe sind. Ich stelle mir vor, dass euer irres Gekicher ob der Absurdität des gelesenen zu einer Zwangseinweisung führen kann, solltet ihr den Text z.B. im Bus lesen. Wollte man es verfilmen, kann es nur einen geben: Loriot als Journalistensprecher und Evelyn Hamann als Christoph Steegmans (Seiberts Stellvertreter). Göttlich!

Der Hintergrund, warum die Journaille mit z.B. Twitter ein Problem hat ist natürlich klar: Exklusivität ist für Journalisten so etwas wie der heilige Gral. Sollte nun – just in time – jeder Bundesbürger direkt von der Bundesregierung informiert werden, wäre die billigste Form der Broterwerbs gestorben: Schlicht eine Inhaltsangabe abliefern und für die Zeilenzahl bezahlt werden. Der Journalist müsste eigene Wertigkeit erarbeiten, müsste Informationen interpretieren, bewerten und in Verbindung bringen. Schlicht: Er müsste arbeiten. Das scheint vielen Hauptstadtjournalisten Probleme zu bereiten, scheinen sie doch eher Häppchen-affin.

Aber bestimmt ist dieses Protokoll der Regierungspressekonferenz vom 25. März eh gefälscht – so wie damals beim BDI. Die haben sich da so wundervoll blamiert 🙂

Guttenbergs Nerven liegen blank

Wie gut ein Mensch in seinem Fach ist, stellt sich immer erst heraus, wenn er unter Belastung „funktionieren“ muss. So wie man den Kreislauf mit einem Belastungs-EKG testet. Dies ist zum Beispiel etwas, dass die Offiziersanwärter auf der Gorch Fock lernen müssen.

Aber unser Gebirgsjäger (hatte der nur Küchendienst – der ist doch eine Schande für seine Waffenfarbe) und Selbstverteidigungsminister, hat gezeigt wo seine Grenzen liegen: Wenn er die Schuld nicht mehr auf andere abwälzen kann, sondern er selbst direkt Stellung beziehen muss. Wenn der Freiherr ausgerechnet in seiner  Paradedisziplin „Umgang mit der Presse“ – das Fach indem er bislang stets brillierte – voll auf die Schnauze fliegt, ist das ein ernstes Zeichen. Guttenberg hatte eine einige Journalisten zu einer Pressekonferenz eingeladen, während die Bundespressekonferenz sich erklären liess, welche Prinzenpaare sich in Deutschland rumtummeln.

Die Bundespressekonferenz ist ein Verein von rund 900 deutschen Parlamentskorrespondenten. Sie veranstaltet drei Mal in der Woche die Regierungspressekonferenz, in der der Sprecher der Bundesregierung und die Sprecher der Ministerien zu allen Themen von politischem Interesse befragt werden können.

Quelle Handelsblatt. Da hat sich der Gutti sicherlich ein paar negative Punkte bei so manchem Journalisten abgeholt. Aber die (plumpe?) Entschuldigung folgt auf dem Fusse:

„Leider wird es gerade in meinem Ressort immer wieder Ereignisse geben, die einen gesetzten Zeitplan durcheinanderbringen“, schreibt Guttenberg.

Wieder einmal zieht er die „Ich bin etwas besonderes und habe mehr Rechte als alle Anderen“-Karte.  Typisch „von“

Kreative Schöpfungen der Journalisten am Beispiel John Ment und Morgenpost

Der Qualitätsjournalismus stirbt aus. So jammern die Holzmedien und ich sage: Zu recht. Zumindest der teil, der den Bach runter geht, geht zu recht ins Jenseits.

Aktuelles Beispiel ist die Kolumne des Radio-Hamburg Moderators John Ment in der Hamburger Morgenpost. Dort findet der geneigte Leser folgenden Text(Auch das Bildblog berichtete):

Ein Meister der Täuschung? Der …Fintenfisch! Und welches ist superschlau? Die Hirnisse! Wer ist einfach nie zufrieden? Der Jammerhai. Welcher kleine Freund fliegt so langsam, dass er immer zu spät an der Blüte ist? Na? Die Bummel! Und ich habe sogar noch mehr! Welches Reptil lacht sich immer kringelig? Die Kringelnatter! Was schwimmt in der Pferdetränke? Natürlich -die Gaulquappe.

Aber Ment ist auch der Selbstkritik fähig, bennent er doch:

Wer ist vor allem bei uns in Hamburg sehr gefürchtet? Jawoll – die diebische Alster…

Ja, die diebische Alster in Form des John Ment, der stumpf auf Twitter abschreibt ohne die Quellen anzugeben. Wie wahr scheint da die Selbstbeschreibung auf der Webseite des Senders zu sein, für den er seine Hörer quält:

Was andere über mich sagen Was für ein Arsch – aber ansonsten ein netter Typ!

Ob er ein netter Typ ist weiss ich nicht. Auf alle Fälle hat Ment bewiesen, wie man als „Journalisten“ und  Schmarotzer, das geistige Eigentum Anderer zu Geld machen kann.

Für diejenigen, die John Ment nicht kennen: Ihr habt nichts versäumt. In meinem Bekanntenkreis ist dieser Typ ein guter Grund Radio-HH nicht zu hören.