Die „digitale Gesellschaft“ eine fünfte Kolonne der Grünen?

Wenn ich in der Überschrift von der „digitalen Gesellschaft“ schreibe, so meine ich nicht Menschen, die sich weitestgehend fehlerfrei und mit ausreichender Medienkompetenz im Internet bewegen. Ich meine den in Berlin gegründeten, eingetragenen Verein „Digitale Gesellschaft e.V.„. Ein Verein, der über sich selbst sagt:

In den vergangenen Jahren gab es eine Vielzahl an Kampagnen, gegen die Vorratsdatenspeicherung, das Zugangserschwerungsgesetz oder für den Erhalt der Privatkopie. Alle Kampagnen standen vor dem Problem, erst einmal Infrastrukturen und ein Unterstützernetzwerk aufzubauen. Dazu fehlten oft Menschen, die Zeit haben, diese Kampagnen zu betreuen – und manche Kampagnen erreichten nur bereits Informierte. Das wollen wir ändern.

Demnach ist diese „digitale Gesellschaft“ also gar keine Lobbyvereinigung, sondern eher so etwas wie ein Partyservice, den ich beauftrage für mich tätig zu werden? So wie sich der CCC e.V. seine „Chaos Computer Club Veranstaltungs GmbH“ hält, um eben Veranstaltungen zu organisieren.

Bei Fixmbr liest man:

Im Impressum finden sich drei Namen, so neben Markus Beckedahl auch Benjamin von der Ahe. von der Ahe war Parteipolitiker der Grünen, so kandidierte er bei der Europawahl 2004 auf Listenplatz 14 und war Landesschatzmeister in Berlin. Bei aller Sympathie, die ich gegenüber den Grünen hege und pflege, fällt es spätestens an diesem Punkt dann doch sehr schwer, nicht mehr an ein grünes Projekt zu glauben.

Wenn man dann noch feststellt, dass dieser „e.V.“ keine Vereinssatzung veröffentlicht und sich auch ansonsten bezüglich des Hintergrundes deutlich zurückhält.

Ist es am Ende (hier kommt der Teil für die Freunde der Verschwörungstheorien) eine Art fünfte Kolonne der Grünen? Würde Sinn machen, da die Grünen bei den „digitalen“ Themen eher am verkacken sind. Da könnte es schon Sinn machen, die diversen digitalen Befindlichkeiten zu sammeln und je nach eigenen politischen Befindlichkeiten zu thematisieren oder zu in der Senke verschwinden zu lassen. Und die Grünen müssen im Bereich digitales Leben etwas auf die Beine stellen, sonst ergeht es ihnen – dank Piratenpartei – wie der SPD nach auftauchen der Grünen.

Allein die Bezeichnung dieser „Veranstaltung“ als „digitale Gesellschaft“ empfinde ich persönlich als eine Frechheit. Ich fühle mich absolut nicht von Beckedahl und Konsorten vertreten. Wenn Mitglieder dieses e.V. nun irgendwo als „ich vertrete die digitales Gesellschaft“ auftritt, empfinde ich dieses als schwerstens anmassend. Vom Marketingstandpunkt aus gesehen: Gutes Naming. Vom moralisch ethischen Standpunkt aus betrachtet: Ausserordentlich überheblich.

Ich stelle hiermit – bis auf weiteres – fest: Die digitale Gesellschaft vertritt definitiv nicht meine Interessen. Me8ine Interessen lasse ich von der Piratenpartei sowie dem CCC vertreten. Damit bin ich deutlich ausreichend ausgestattet und sehe auch keinen Bedarf an weiteren Resourcen benötigenden Organisationen.

Telekom vs. USENET: Erst unbenutzbar machen, dann abschalten

Die deutsche Telekom hat – vor vielen Jahren – Hand in Hand mit AOL für die Unbenutzbarkeit des USENETs gesorgt.

Usenet war das mit dem Gesprächsgruppen, Realnamenpflicht und ganz vielen Trollen. Wobei die Büchse mit den Trolle erst richtig aufgemacht wurde, als Telekom und AOL „IP-basierende Dienste“ als Geschäftsmodell erahnten. Vorher, als das Usenet von Universitäten und Freaks gepflegt und gehegt wurde, kamen Trolle eher gar nicht vor. Im Usenet kannte man sich typischerweise – und wenn man sich nicht direkt kannte, so kannte man meist jemanden, der einen kannte. Sie wissen schon.

Durch diese Art der „Verbundenheit“ behandelte man sich mit Respekt, half sich und ging typischerweise sehr „erwachsen“ miteinander um. OK, es gab natürlich auch Vollhonks, wie den Guenther Merknix (Name leicht angepasst) von der Uni Frankfurt, mit dem auch ich mich trefflich trefflich fetzen konnte. Aber das waren bedauernswerte Einzelfälle.

AOL und Telekom sorgten dafür, dass all die Frontallobotomierten die eben nicht unter dem Titel „Akademiker und User mit Niveau“ zu finden waren über das Netz her fielen. Nur wenige wissen noch, was der Spruch „Es muss Donnerstag sein“ hiess. Donnerstag war der Neuling-Tag. Der Tag an dem man lesen musste „Wie geht das“ und an dem das Niveau unter den Gefrierpunkt sank. Aus dieser Zeit stammen noch Einträge in Nameservern wie „palmwarez.koepke.net“, wenn mal wieder gefragt wurde, wo es denn gute Warez gäbe.

Aber nun, nachdem nur noch Hartgesottene sich an die Newsgruppen erinnern, lese ich bei Heise:

Wie auf den eigenen FAQ-Seiten angekündigt, hat die Deutsche Telekom ihren eigenen NNTP-Server zum 1. April abgeschaltet. Begründet wird dies mit dem Bedeutungsverlust der Usenet-News, die dieser Server verteilte. Nach dem Aus für die Usenet-Keimzelle an der Duke University und der lückenhaften Speicherung alter Usenet-Nachrichten ist dieser Schritt ein weiteres Indiz dafür, dass sich das frühe Internet ins digitale Nirwana absetzt.

Fiese Anmerkung meinerseits: Die Netnews wurden an dem Tag bedeutungslos, an dem die Telekom anfing mit dem Internet Geld zu verdienen. Aber ich will mich nicht beschweren. Das Usenet lebt es immer noch und bei Cord gibt es eine Liste der Anbieter. Schon bemerkenswert, wenn man da noch von den alten Helden findet…

Mitmachweb – heute: „Quelle: Internet“

Da stellen sich die Papierbedrucker hin und beschweren sich über die Umsonstmentalität gewisser Teile der Internetbenutzer. Aber wie verhalten sich die „Einwickelpapier für toten Fisch“-Produzenten denn bitte? Auf den Webseiten des Spiegels fand ich ein Video, welches ich interessant finde. Meine Frage woher es denn kommen mag ist schnell beantwortet: Das Video ist bezeichnet mit „Quelle: Youtube“  und trägt in der Ecke rechts oben den Schriftzug „Spiegel Online“. Da ich zum ersten Streitmachergeschwader gehöre, schrieb ich folgende Mail an den Spiegel:

Auf der Webseite http://www.spiegel.de/video/video-1118502.html erlauben Sie mir auf Content zuzugreifen, den Sie mit „Quelle Youtube“ bezeichnen.
Da ich gern mit dem Einsteller des Contents Verbindung aufnehmen möchte, würde mich interessieren, wie ich es anstelle den Originallink (www.youtube.com=xyz) aus ihrem eingebundenen Video zu entschlüsseln.
Oder ist diese Verschleierung des Originalcontents von Ihnen gewollt?

Antwort steht noch aus. Solang der Spiegel so säuisch seine Quellen angibt, werde ich ab sofort wenn ich aus Spiegelartikeln zitiere stumpf „Quelle: Spiegel“ angeben aber den Links auf den von mir zitierten Content auslassen. Um Nachahmung wird gebeten. Dann können die sich mit ihrer Onlinewerbung nämlich auch den Arsch abwischen hrhrhrhr.

Eigentlich hat mir meine Mutter ja erklärt, man soll gleiches nicht mit gleichem vergelten, aber so langsam schwillt mir der Kamm bei dieser Ignoranz der Holzmedien.