Hatte Guttenberg doch Hilfe? Geht er als Lügenbaron in die Geschichte ein?

Hat der ehemalige Prince-Charming der deutschen Politik noch gestern erklärt:

„Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.“ An der Arbeit der Dissertation hätten keine Mitarbeiter mitgewirkt. „Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung“, so der Minister.

Quelle Spiegel. Man beachte den als Zitat gekennzeichneten Satz „Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung“. Eigene Leistung bedeutet auch eigene Recherche. Und was vermeldet die Tagesschau heute?

Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios nutzte Guttenberg allerdings den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages für seine Dissertation. Demnach habe der damalige einfache CSU-Abgeordnete die Abteilung des Parlamentes für seine allgemeinpolitische Tätigkeit als Abgeordneter mit Fachfragen beauftragt, wie dies auch viele andere Abgeordnete üblicherweise tun. Die Expertisen, die er vom wissenschaftlichen Dienst bekommen habe, seien dann aber später teilweise auch in seine Doktorarbeit eingeflossen.

Guttenberg hat also die anderen – auch gekennzeichneten – Zitate wahrscheinlich nicht selbst heraus gesucht , sondern seine Eigenleistung bestand auch hier im ausschliesslichen Copy and Paste.

Wer sich hinstellt und Anstand und Ehrlichkeit einfordert sollte dies mit einer reinen Weste tun. Aber der Adel darf das. Wie schreib der Spiegelfechter so schön:

Baron von Guttenberg wird vorgeworfen, daß er abgeschrieben hat. Geistiger Diebstahl also, aber was wundern wir uns? Der Geist des Diebstahls hat den Adel einstens ja großgemacht. Heißt: unser neuester Held aus der bundesdeutschen Gel-Edelgalerie hat nur nachexerziert, auf bürgerlichem Terrain, was die Vorfahren über viele Jahrhunderte hinweg vorexerziert haben – auf aristokratischem Gebiet: anderen Menschen deren Eigentum zu klauen, den Zehntteil von allem, was ihre Bauern erwirtschaftet hatten, sowie die Jungfräulichkeit der bürgerlichen Bräute aus ihrem Territorium gleich mit.

Absolut auf den Punkt gebracht. Der (Pferde)Apfel fällt halt nicht weit vom (Stamm)baum. Die Franzosen haben es damals richtig gemacht. Die haben den Adel komplett abgeschafft – und wussten warum.

Vermissten-Spam auf Facebook und Twitter

Während die vermisste Kim schon längst wieder Zuhause ist, geht der Spam – als dass muss ich diese Vermisstenanzeige einfach mal bezeichnen weiter.

BITTE RT! VERMISST Kim, wird seit Freitag vermisst.Der letzte bekannte Aufenthaltsort war #Aachen.

Wer nun mal schaut wie die Geschichte weiter geht findet bei Shortnews:

Weil ein besorgter Vater aus Gummersbach seine 15-jährige Tochter auf Facebook als vermisst meldete, konnte sich die örtliche Polizei vor Mails nicht mehr retten.

An eine reguläre Arbeit war nicht mehr zu denken, sodass die Polizei sich mit der Bitte an die Öffentlichkeit wandte, von Anrufen und E-Mails abzusehen.

Nunja, man könnte nun zu dem Schluss kommen „Da geht es um ein Kind, da kann der normale Diebstahl ruhig mal liegen bleiben“, aber die WZ-Online schreibt:

Das Mädchen sei schon öfter von zu Hause ausgerissen – jedes Mal mit der gleichen Freundin. Deshalb geht die Polizei nicht von einem Verbrechen aus. „Eine Suchaktion ist zunächst nicht geplant“, sagte die Sprecherin. Ermittelt werde aber natürlich weiter.

Es kommt vor, dass ein Kind mal verschwindet. Auch ich kenne das unangenehme Gefühl „Es könnte meiner Tochter etwas passiert sein“. Aber wenn dies öfter passiert, ist es doch deutlich angezeit, dass man sich mal mit der Ursache beschäftigt und nicht das Internet zumüllt und auch noch die Polizeiwache malträtiert. Mit Aktionen wie dieser wird die Sensibiliät für echte Notfälle verwässert.

Ja, dass musste mal gesagt werden.

Antiautoritäre Erziehung als Altlast?

Ich habe eine Verhaltensstörung: Ich frage mich viel zu oft „warum?

Ich twitterte vorhin:

Was früher durch darwinistische Selektion ausgestorben wäre, wird dank Internet und Fanboys heute zur Heldenfigur. #Tragisch

Ist es denn nicht so, dass heute wirklich jeder zum Helden oder Star wird? Einerseits wird gegen Springer protestiert und auf der anderen Seite verdrehen Fanboys eines schrillen Bloggers die Faktenlage, bis einem beim Zusehen schwindelig wird.

Welche Autoritäten erkennen wir heute noch an, wenn es anscheinend (von gewissen Kreisen)  gesellschaftlich akzeptiert ist, Gerichtsentscheidungen gänzlich zu ignorieren? Das wir uns über die Parlamente aufregen schön und gut. Aber welche Instanz darf denn noch über Recht und Ordnung bestimmen? Nur noch der Pöbel?

Da steht die Meute und skandiert: „Nur weil jemand Geld hat, hat er noch nicht Recht“. Ja, ich gebe der Menge partiell Recht, aber: Es hat auch nicht recht, wer am lautesten schreit!

Man kann nicht auf der einen Seite erklären,, dass das Internet kein rechtsfreier Raum wäre und man keine speziellen Gesetze für das Internet benötigt, wenn man andererseits die bundesdeutschen Rechtsmittel schlicht ignoriert. Ja was denn nun? Gelten Regeln immer nur für andere? Gilt, was heute für Beleidigung und Verleumdung gilt, in morgen auch für Diebstahl und übermorgen für Körperverletzung und Mord? Wer genügend Follower hat kann straffrei machen was er will? Ist das wirklich der Weg? Wer will da noch Springer und die BILD kritisieren, wenn sich Blogger EXAKT den selben Weg gehen: Recht haben durch Menge der Leserschaft. Rechte müssen immer für alle gleichermassen gelten!

Meine Mutter sagte zu mir – wenn ich mit dem „Die Anderen dürfen/machen auch“ ankam – des Öfteren „Und wenn die anderen nackt in die Elbe springen, springst Du hinterher?“. Nein, ich springe nicht – zumindest nicht ohne über die Folgen nachzudenken. So wie jeder vernunftbegabte Mensch sich aus mehreren Quellen informiert und „beide Seiten“ anhört, sollte man auch im „Facebook-Freundeskreis“ seine Quellen prüfen.

Und genau DAS scheint das Problem der „ehemaligen Jugend“ – der Generation Kohl – zu sein: Es wird gedankenlos agiert, nach uns die Sintflut. Genau so, wie die CDU heute noch aktiv Politik betreibt. Ausgerechnet diejenigen, die sich für besonders schlau halten, versuchen sich das Motto des Guido Westerwelle ans Revers zu hängen: „Alles nur Spass“.

Aber so funktioniert das Leben eben nicht. Dies macht eigentlich die Pubertät aus, dass man lernt Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Dass man keinen Vormund braucht, der einem die Schuhe zuschnürt und die Schnittstelle zur echten Welt darstellt. Wer aber nie lernte, sich in der echten Welt zurecht zu finden, der wird durch sein leben dfür verantwortlich sein, was Jörn wie folgt twitterte:

de-evolution bestimmt die Gesellschaft!

Und die Fanboys feiern den Untergang der Kritikfähigkeit.