Die „Welt“ fragt, Gertrud Höhler antwortet

Die Welt fragte „Was Promis vom Kapitalismus halten„, die Antworten sind wie Mixed-Pickles, alles dabei. Bemerkenswert halte ich ausschliesslich die Aussage von Gertrud Höhler:

„Kapitalismus wurde im Kalten Krieg von den kommunistischen Machthabern als Kampfbegriff gegen die Wirtschaftsordnung der freien Völker benutzt. Seit dem Fall der Mauer haben wir diesen Ausdruck unreflektiert übernommen und beschädigen dadurch die soziale Marktwirtschaft, die uns so erfolgreich gemacht hat.“

Diese Aussage finde ich doch wert, einmal interpretiert zu werden. Frau Höhler erklärt hier, dass wir uns immer noch in der sozialen Marktwirtschaft befinden und keineswegs im Kapitalismus. Als Professorin (wenn auch „nur“ für Literatur) und als Unternehmensberaterin, die von biografien-news.blog.de wie folgt beschrieben wird:

„Der Analyse von Gertrud Höhler haben sich bereits die meisten der 50 führenden deutschen Unternehmen bedient. Die viel gefragte Beraterin hält außerdem Vorträge zu kulturwissenschaftlichen Fragen, berät in Fragen der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, Führung und Unternehmenskultur und Kundenbeziehungen.“

sollte Frau Höhler (Seit 1985 arbeitet sie als Beraterin für Wirtschaft und Politik) geläufig sein, dass Marktwirtschaft und Kapitalismus die selbe Sache beschreiben, wobei der Begriff Kapitalismus (Capitalism) im angelsächsischen seinen Ursprung fand.

Warum also differenziert Frau Höhler hier so unpassend – und sicherlich wieder besseren Wissens? Liegt es daran, dass sie ihrer Klientel gegenüber das Bild der positiven Sauberfrau erhalten muss? „Wes Brot ich fress, des Lied ich sing“? Laut Wikipedia gehörte Frau Höhler in der Stundienzeit dem „links-subkulturellen Milieu an“. Wo findet eine „Ex-Links angehauchte“ Professorin heutzutage die sozialen Komponenten in der Marktwirtschaft? Sind es nicht genau DIESE sozialen Elemente unserer Wirtschaft, die in den letzten Jahren (auch und gerade unter Kohl, den sie auch beriet!) abgebaut wurden, wie dereinst Kohle im „Ruhrpott“? Lohnnebenkosten runter (Lohnsenkung), Riester (Lohnsenkung und Rentenbeschiss), Hartz-IV und all diese Errungenschaften.

Aber vielleicht lese ich den Satzteil „und beschädigen dadurch die soziale Marktwirtschaft, die uns so erfolgreich gemacht hat“ nur falsch und Frau Höhler will ausdrücken, dass es die soziale Marktwirtschaft der Nachkriegsjahre war, die eben uns damals so erfolgreich gemacht hat. Vielleicht wurde einfach der Nebensatz „und die wir unbedingt wieder einführen sollten“ von der Redaktion der Welt abgekürzt?

Ich kann da eher Seyran Ates, Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin folgen:

„Kapitalismus ist eine Spielwiese für Menschen, die über Macht und Kapital verfügen. Alle anderen, also die Mehrheit der Menschheit, kämpfen um die nackte Existenz.“

Oder Renate Künast, Chefin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:

„Kapitalismus bedeutet für mich jetzt die Dominanz von Geldgier und Lobbyinteressen über die schutzwürdigen Belange der Verbraucher“

Was sagt ihr, liebe Leser? Marktwirtschaft? Soziale Marktwirtschaft? Kapitalismus? Was haben wir und worauf liegt ein Segen?

Warum die Grünen seit gestern unwählbar sind

Die Grünen – ihr erinnert euch, das ist die FDP der Ökobauern – hat sich in Hamburg gestern Abend selbst ihre Unwählbarkeit attestiert. Die Wahlkampfaussage der Grünen war:“Moorburg wird es mit uns nicht geben“.

Bemerkenswerter Weise sassen mir gestern in der S-Bahn zwei junge Männer (Studenten?) gegenüber, wobei der eine dem anderen erklärte, dass er nachher zwischen 19:00 und 22:00 zu „der Sitzung“ müsse. Es ginge eben um Moorburg. Er erklärte seinem Freund/Kollegen, dass man aber nichts machen könne, es gäbe halt Verträge und rechtliche Grundlagen.

Als der Zug an meiner „Umsteigehaltestelle“ hielt stiegen die beiden mit mir zusammen aus und ich sprach den „Grünen“ an, um ihm meine Sicht zu erklären: Entweder würden die Grünen die Koalition platzen lassen (denn dann müssten sie – entsprechend ihrer Wahlkampfaussage – das Kraftwerk nicht mit verantworten), oder sie wären nicht besser als die FDP, die für ein bisschen Macht, alles unterschreibt.

Wie schreibt die Welt so schön:

Grüne entscheiden sich für die Macht

Die Grünen haben für mich seit gestern Abend verschissen. Ausgerechnet Hamburger, deren Zuverlässigkeit sich durch die sprichwörtlichen „Handschlagverträge“ ausdrückt, verarschen ihre Wähler und halten – ohne Not! – ihre eigenen Versprechen nicht ein.

Rund 80 Prozent der Mitglieder wollen die erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene fortführen.

Die FTD schreibt:

Besser ein Eigentor als vom Platz gehen: Mit dieser Begründung entscheiden sich die Hamburger Grünen, ihre Koalition mit der CDU trotz der Baugenehmigung für das Kraftwerk Moorburg fortzusetzen. Angesichts der Finanzkrise fürchten manche schon um die nächsten Wahlversprechen.

Machtgeiles Gesindel, was anderes sind sie nicht, diese besserverdienenden Umweldverpesterschützer.

Nun dürfen alle mal raten, welche Partei für mich persönlich die derzeit einzig wählbare Partei ist?

Du bist nicht nur arbeits- sondern auch rechtelos!

Ja, da verschlampt die Regierung (war zwar noch die SDP-geführte, aber eben die Deppen, die uns lenken), eine Massnahme und den Betroffenen werden Knüppel zwischen die Beine geworfen, wenn sie Gerichte bemühen müssen um ihr Recht einzufordern.

Die Welt schreibt, dass die Rechtsberatung für Harz-IV- und Sozialhilfeempfänger eingeschränkt werden soll. Der Grund sind die vielen Klagen, die eben hohe Kosten verursachen:

Nach dem Willen mehrerer Bundesländer soll die Rechtsberatung für Hartz-IV- und Sozialhilfeempfänger eingeschränkt werden

Da eine – vor der Hartz-IV Zeit eventuell vorhandene – Rechtsschutzversicherung ganz sicher nicht zur Verfügung steht, wird so weiter auf die Verlierern der Gier-Gesellschaft eingeprügelt.

Ich sehe schon kommen, dass bald wieder Mistgabeln die Strasse bevölkern werden, denn das Grundgesetz sagt:

Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Artikel 20

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Und wie sagte einer meiner Lehrer zum Thema „Rechte des Staatsbürgers“: Aus jedem Recht erwächst automatisch eine Pflicht.