Wohin man schaut, nichts als Ausreden

Ich glaube Müntefering hat damals einen Satz gesagt, den wir niemals vergessen sollten: Es ist unfair Parteien an den Wahlkampfversprechen zu messen.

Ich frage mich, wie ich meinen Kindern Recht und Anstand vermitteln soll, wenn Wirtschaft und Politik sich nichtmal mehr an Versprechen halten und uns Wahlpöbel die Taschen vollügen dass sich die Balken biegen. Ich gebe zu: Ich bin bei der Bundeswehr versaut worden. Dort habe ich gelernt, dass man NIEMALS von einem Untergebenen etwas verlangen darf, was man selbst nicht in der Lage ist zu leisten. Ja liebe Politiker: Jetzt kommt ihr!

Die Arbeitgeber hoffen weiter auf den „großen Wurf“, doch die Koalitionäre steuern in eine andere Richtung. Auch die FDP ist sich über ihre Forderung nach einer umfassenden Steuerreform nicht mehr einig. „Bei näherer Betrachtung“ sei das staatliche Defizit doch größer als gedacht.

schreibt die FTD. Ach die armen FDPler, da machen sie Wahlkampf im Tal der Ahnunglosen, sitzen zwar im Parlament, haben Zugriff auf nahezu alle Informationen sind aber nach der Wahl – wenn sie selbst die Politik beeinflussen sollen – überrascht? Was für ein Sauhaufen!

Nicht dass man mich falsch versteht: Ich bin FÜR Steuern, auch für hohe Steuern. Allerdings muss die Steuerlast gerecht verteilt sein und der  Ertrag sinnvoll/wirksam eingesetzt werden. Was ich aber so GAR nicht abkann ist, wenn sich Menschen die für mein Glück und Unglück verantwortlich sind, sich so selten dämlich anstellen, wie unsere Politiker.

CDU: Wenn Eunuchen über Sex sprechen

Wer führt das Land aus den Zeiten der schwierigen Wirtschaftslage? Die Koaliton aus CDU/CSU und FDP, auch bekannt als Tigerentenclub.So sieht es die deutsche Wirtschaft, so präsentierten sich die Parteien im Wahlkampf. Als – im neu-gülle-deutsch – krasse Checker.

Wenn es aber darum geht Kompetenz zu beweisen und Verantwortung in genau DEN Bereichen zu übernehmen, in denen man nicht Anderen sondern sich selbst Wohlstand und Segen bringen kann, dann steht diese tolle Koalition in heruntergelassenen Hosen da:

Angela Merkel sucht jemanden, der die maroden Staatsfinanzen in den Griff bekommen soll. Doch das Spitzenpersonal duckt sich weg. Auch CSU-Star Guttenberg möchte nicht unbedingt Kassenwart sein.

schreibt die FTD. Ist ja auch einfacher, sich mit dem Angelegenheiten von externen auseinander zu setzen – oder sich bei den Lobbyisten lieb Kind zu machen, wenn man denen tolle Möglichkeiten anbieten kann, die dann später der „nachparlamentarischen“ Berufstätigkeit dienlich sind, als sich um eigene Angelegenheiten zu kümmern.

Schön finde ich den letzten Satz in dem FTD-Artikel:

Kein Wunder, dass am Montagabend ARD-Moderator Reinhold Beckmann Guttenberg fragte, warum nicht Amtsinhaber Peer Steinbrück (SPD) weitermachen dürfe. Unbestritten habe der Verdienste, antwortete Guttenberg verdutzt. Aber auch die nächste Koalition habe kompetente Leute. Dumm nur, dass sich von denen noch niemand gemeldet hat.

Dieser bringt es auf den Punkt.

Springerpresse pampert Westerwave

Wahrscheinlich ist ja, dass in der neuen Legislaturperiode auch die altbackenen Medien Befindlichkeiten versuchen mit gesetzlichen Regelungen zu deckeln. Warum eigentlich keine Alimentierung der Printmedien? GEZ-Gebühren für Springer und Burda? (Ich hoffe die lesen hier nicht mit, DIE fordern das nachher tatsächlich!).

Erstmal aber wird von der Welt versucht, den „Westerwave“ (wie der Gelbe Guido seit seinem tollen Antrittspressetermin genannt wird) in Schutz nimmt:

Bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl brüskierte Guido Westerwelle, Außenminister in spe, einen BBC-Reporter, indem er keine Frage in englisch zuließ. Die Empörung darüber findet Thorsten Jungholt ungerecht. Der FDP-Chef habe sich lediglich an diplomatische Gepflogenheiten gehalten. Anderen Politikern habe er einiges voraus – auch im Englischen.

Aha, der Guido hat anderen Politikern – auch im Englischen – also einiges voraus? Ich erspare uns allen, hier nochmal den Youtube-Link mit dem Sammelsorium der Westerwave-Peinlichkeiten reinzustellen. Dafür zitiere ich die Welt noch zweimal:

Bei Statements mit internationalem Bezug redet man besser in der Muttersprache. Weil es auf jede Nuance ankommt. Weil es klüger ist, einmal unhöflich zu sein, als später diplomatische Verwicklungen mühsam wieder entwirren zu müssen.

Wir erinnern uns: Die Frage war, ob und wie sich die Aussenpolitik in Deutschland verändern wird. Ob die Antwort : „Sie stellen eine Frage nach Ämtern. Eine Debatte über irgendwelche Ämter und Verantwortlichkeiten in der nächsten Bundesregierung werde ich nicht führen.“ in Englisch tatsächlich zu diplomatischen Verwicklungen führen kann, stelle ich einmal mit dem Brustton der Überzeugung in Frage.

Vielmehr sollte ein zukünftiger Aussenminister auch Diplomat sein. Und diplomatisch ist ein zurückziehen auf die Deutsche Sprache mit der o.a. Begründung nicht angezeigt, auf banale Fragen wie :Hätten Sie auch noch ein Stückchen Zucker. Aber die Welt legt noch einen nach und damit entlarvt sich der Artikel als das, was die wahre Begründung für seine Veröffentlichung ist:

Der Oberliberale spricht übrigens ein Schulenglisch, das dem vieler seiner Vorgänger durchaus überlegen ist. Wurden Joschka Fischer oder Frank-Walter Steinmeier deshalb mit Häme übergossen?

Die bislang bekannten Sprachverwirrungen den „Oberliberalen“ in Sachen englischer Sprache mit denen von Joschka Fischer zu vergleichen, erscheint mir eine Verhöhnung der Sprachkenntnisse des Herrn Fischer, der nicht nur ein „Schulenglisch“ sprach, sondern sich sehr gut und gepflegt mit der internatiolanen Sprache ausdrücken konnte.

Schulenglisch reicht nämlich vorn und hinten nicht, um international überleben zu können. Mit Schulenglisch kann man sich vielleicht in einem Irish-Pub ein Guiness bestellen, aber allein die Frühstückbestellung a’la Card wird in einem wirklich guten Hotel zum Desaster, wenn man feststellt, dass es ca. 15 verschiedene Arten gibt ein Frühstücksei zuzubereiten (mit in Las Vegas passiert). Sprachen (auch englisch) müssen gepflegt, und trainiert werden. Das klappt nicht mit Büchern, sondern nur in vielen endlosen Gesprächen. Aber wenn der Westerwave erstmal – wie Genscher – 18 Jahre im Amte des Aussenminsters sein sollte, dann klappt es auch mit den scrambled eggs.