Es geht immer billiger Schwarz-Gelb

Gestern schrieb ich über gewisse Befürchtungen, die ich bezüglich den Änderungen in Sachen Nebenjobs von Hartz-IV Empfängern habe. Heute lichtet sich der Wald und ich scheine Recht gehabt zu haben, denn auch in anderen Bereichen bringt uns Schwarz-Gelb eine Stärkung der Unternehmen zu Lasten der Arbeitnehmer.

Ernst erklärte dazu: „Wenn Löhne, die bis zu 30 Prozent unter dem Branchendurchschnitt liegen, für legal erklärt werden, dann heißt das im Klartext, dass Hungerlöhnen das Gütesiegel der Legalität verpasst wird.“ Zum Beispiel lägen die Tariflöhne für Friseure im Osten zwischen drei und vier Euro pro Stunde. Nach den Vorstellungen von Schwarz-Gelb wären dann Löhne von zwei Euro pro Stunde legal.

berichtet der Spiegel über die Koalitionspläne „sittenwidriger Löhne“ zu verbieten. Hintenrum wird nämlich – ich kann es nicht besser als oben zitiert formulieren – dem Lohndumping Tür und Tor geöffnet. Nach dem obigen Beispiel wäre damit eine Halbtagsstelle im Friseurladen auf einmal völlig legitim ein 400-Euro-Job.

Ja, IHR habt Schwarz/Gelb gewählt. ICH nicht. Und ich bin froh bei einem sehr fairen Arbeitgeber zu sitzen. ICH habe derzeit keine Angst. Aber ihr da draussen, ihr solltet euch Gedanken machen.

Mehrertrag durch Einsparungen bei Dienstleistung

Es ist toll, wenn die jungen und hochmotivierten BWLer frisch in die Firma kommen und den Ertrag durch Senkung der Kosten realisieren.

Besonders im Bereich Dienstleistung ist da doch massives Potential:

  • Einsparungen bei der Hotline. Dort können auch billigste Angelernte arbeiten. Teure Spezialisten braucht doch kaum einer
  • Einsparungen bei der Technik. Soviel technisches Personal braucht keiner. Bei Störungen kann der Kunde auch gern mal etwas warten. Neukunden (bei Installationen muss der Kunde sich halt etwas gedulden)
  • Auslagern von Tätigkeiten an Subunternehmer

Das Einsparpotential in diesem Bereich ist enorm!

Mit diesen paar einfachen Tricks kann man das Betriebsergebnis deutlich verbessern. Aber bedenke lieber Jung-BWLer: Alle 2 Jahre sollte man seinen Arbeitgeber wechseln wenn die Karriereleiter steil nach oben gehen soll – und ich erkläre dir auch warum man immer wieder wechseln muss:

Die ehemals mit deinem Unternehmen so sehr zufriedenen Kunden werden den Abbau der Dienstleistung bemerken und werden feststellen, dass eure Lösung (kein Mensch kauft Produkte, es geht IMMER um Lösungen!) in der Qualität nachlässt – sein Geld nicht mehr wert ist. Nach ca. einem Jahr der Einsparungen wirst Du erste Kunden haben, die deinem Unternehmen den Rücken zukehren. Nach einem weiteren Jahr wird dein Unternehmen feststellen, dass die Neukundengewinnung deutlich schleppender läuft, weil eure Reputation sich im Heizungskeller aufhält.

Aber das ist ja dann nicht mehr dein Problem lieber BWLer, denn das erste Jahr hast Du damit verbracht deine Einsparungen im Unternehmen durchzusetzen. Im zweiten Jahr deiner Tätigkeit passieren zwei Dinge: Deine Änderungen wirken sich positiv auf das Betriebsergebnis aus und dein Marktwert steigt. Dies ist zwar der Zeitpunkt, an dem erste Kunden unzufrieden werden – das wirkt sich aber noch nicht auf die Zahlen aus, da die Verträge/Produktlebensdauer längerfristig ausgelegt.

JETZT ist der Zeitpunkt einen besser bezahlten  Arbeitsplatz in einem anderen Unternehmen zu finden. Dein Ruf eilt dir voraus und die ersten Headhunter klingeln bei dir an – locken dich. Nimm an! Denn wenn Du ein weiteres Jahr in dem von dir sabotierten Unternehmen verweilst kann es passieren, das eine Verbindung zwischen deinen Einsparmassnahmen und den immer schlechteren Zahlen konstruiert wird. DAS willst Du doch nicht, oder?

Es sind nicht nur die Jung-BWLer, die dem Irrsinn von „Support kann man einschrumpfen“ verfallen. Auch altgediente Deppen fröhnen dieses Irrglaubens.

Bei 3COM in Dublin las ich einmal (grosses Plakat im Eingangsbereich zur Technik) „Make your Customers happy – if not, someone else will do“. Customersatisfaction ist langfristig lohnenswerter als kurzfristiger Shareholdervalue.

Und wer glaubt, dassm mich meinen aktuellen Erfahrungen mit Colt Telecom zu diesem Artikel inspirierten, kennt mich ziemlich gut 🙂 Dieses Verhalten haben leider sehr viele Firmen in den letzen Jahren an den Tag gelegt.

Entlastung für Hartz-IVer und Unternehmen?

Union und FDP wollen Hartz-IV-Empfänger entlasten. Darauf verständigte sich nach Angaben der Generalsekretäre die große Koalitionsrunde. Das Schonvermögen soll verdreifacht werden – von 250 auf 750 Euro pro Lebensjahr.

schreibt der Spiegel. Das ist schon mal ein Schritt in die Richtige Richtung. Aber auch Änderungen, die deutlich nachdenklich machen, stehen an:

Hartz-IV-Empfänger sollen nach den dpa-Informationen zudem künftig mit 400-Euro-Jobs mehr Geld als bisher dazuverdienen dürfen. Bislang wird der überwiegende Teil mit der staatlichen Leistung verrechnet.

Das hat – natürlich – den Vorteil, dass ein Bezieher von Hartz-IV durch die Annahme eine 400€-Jobs etwas besser gestellt ist und er nicht – nach Abzug von Fahrt- und anderen Werbekosten – vielleicht merklich für seine Tätigkeit entlohnt wird und nicht nur das gute Gefühl hat, auf dem Arbeitsmarkt wenigsten noch ein bisschen gebraucht zu werden.

Andererseits wird aber auch durch diese Stärkung von „400€-Jobs für Hartz-IV Bezieher“ die Kluft zwischen sozialversichertem Arbeitnehmer und Arbeitslosen weiter aufgebohrt. Es besteht sicherlich auch die Gefahr, dass sowohl der 400€-Jobber als auch vor allem der Arbeitgeber kein wirkliches Interesse an regulären Arbeitskräften haben. Schon heute gibt es – in meinen Augen – viel zu viele 400€-Jobs. Wie viele Copy-Shops, Pizzadienste und andere werden überwiegend von „billigen“ Aushilfkräften am Leben gehalten?