Was den einen sein Sack Reis ist dem anderen sein #Blumenkübel

Es gibt Meldungen, die kommentiert man mit „und in China ist ein Sack Reis umgefallen“. Es könnte schon bald heissen „In Neuenkirchen hat es einen Blumenkübel erwischt“.

Twitter hat an dem Beispiel Blumenkübel bewiesen, dass

  1. unsäglich Unwichtiges in den Mittelpunkt getwittert werden kann
  2. das Twitternutzer Humor haben
  3. ich über diesen Scheiss auch noch blogge 🙂

Die Meldung in der Münsterschen Zeitung ist aber auch eine Ausgeburt an liebevollem Journalismus. Keine „Wir werden alle sterben“ oder „Drama Babe“ Meldung, sondern eine Meldung aus der Nachbarschaft.

Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift, als sie am Dienstagmorgen vor die Tür sahen: Einer der zwei Blumenkübel vor dem Eingang des Altenheimes wurde umgestoßen und lag zerbrochen vor dem Eingang.

Das ist doch schon fast Prosa, was die Praktikantin der Münsterschen Zeitung dort abliefert – und das meine ich nicht ironisch. Der Artikel schliesst mit den Worten

Besonders ärgerlich sei die Beschädigung, da der große Blumentopf einen Wert von 150 Euro gehabt habe. Auch die Bewohner des Altenheims seien traurig und verständnislos.

und die subtile Botschaft „Hey ihr ignoranten Deppen, es gibt Menschen für die sind 150€ noch wirklich viel Geld“ wird von den meisten Menschen wahrscheinlich gar nicht mehr wahr genommen. Ich wünsche der Autorin – Katharina Hövels – alles Gute und freue mich, dass auch die kleinen Katastrophen um die Ecke wieder die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient haben.

Liebe Frau Hövels, Ihr Stil ist mir hundertmal lieber, als der heutige Aufmacher z.B. der Hamburger Morgenpost: „Horror-Nacht in der Klasnic-Villa„.

Putzfrauenpower! TAZ-Artikel Lesebefehl.

Es passiert äusserst selten, dass ich stumpf auf einen anderen Artikel hinweise. Sowas macht man kurz und knapp über Twitter und gut.

Bei diesem Artikel ist es anders, denn es geht um Sozialverhalten, um Solidarität und um die tägliche Abgrenzung von …. Putzkräften. Vor vielen Jahren wurde ich von Manne R. (im Rahmen der Einführung von Mitarbeiterbeteiligung) befragt, welchen Wert man z.B.  der Arbeit von Putzfrauen im Vergleich zu Programmierern zuweisen solle. Meine Antwort war: 100%. Manne schaute mich entsetzt an und bat um eine Erklärung. Diese bekam er dann auch von mir: Wer bringt denn bitte den Müll raus und saugt das Büro, wenn es die Putzkraft nicht tut? Dies ist dann der Programmierer – oder gar Manne (Mitinhaber eines mittelständischen Unternehmens) – selbst. Dann wäre die Arbeitszeit auf einmal werthaltiger, weil der Chef/Programmierer sie ausführt?

Im Stunden/Monatslohn darf und muss es Gehaltsunterschiede geben (aufgrund der Verantwortung und auch den Auswirkungen der Tätigkeit). Bei dem Thema Mitarbeiterbeteiligung hat man allerdings eine hervorragende Möglichkeit den „Kleinen“ seine absolute Wertschätzung zukommen zu lassen und auch höher bezahlte Chargen einmal über die Arbeit der Zuarbeiter nachdenken zu lassen. Denn ohne all die kleinen Leute kriegen die „da oben“ auch nichts bestellt.

Den Artikel den ich meine findet ihr hier, er berichtet über einen ganz normalen Menschen, der klein anfing und mit einer unglaublichen Authentizität das Leben einer Putzkraft führt. Aber gewiss keiner dummen Putze!:

Eine dieser Frauen ist Susanne Neumann in Gelsenkirchen, sie putzt seit 30 Jahren für ein mittelgroßes Gebäudereinigungs-Unternehmen. Sie engagiert sich nicht nur als Betriebsrätin, sie ist auch Bezirksverbandsvorsitzende und Vorsitzende der Bundesfachgruppe Gebäudereiniger in der IG BAU. In ihren zwei Jobs als Putzfrau und Hausmeisterin arbeitet sie 45 Stunden pro Woche.

Der Artikel ist lang und gut. SOLCHE Artikel belohne ich nur zu gern mit euren Flattr-Spenden 🙂

Wenn Falschmelder über Falschmelder schreiben ist die FAZ am Werk

Es gibt Momente, die kann man mit Geld einfach nicht bezahlen. Wenn ich vorhin noch einen Screenshot mit einer Falschmeldung der FAZ über den Ausgang der Bundespräsidentenwahl veröffentlichte, so haut folgende Meldung der FAZ bezüglich der Wahl des Bundespräsidenten dem Fass den Boden aus:

Desinformation, Parteikalkül und vor allem Trittbrettfahrer finden sich eben auch im Netz zu Hauf. Wenn man aus diesem ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl deshalb zwei erste Schlüsse ziehen kann, dann diese: „Twitter“, das so hoch gehypte Medium, ist nur so zuverlässig wie seine Informanten.

Im NETZ? Es ist als erwiesen hinzunehmen, dass „das Netz“ mitbekommen hat, dass auch die Redaktion zu Desinformation und  Trittbrettfahrerei neigt. Nur war die FAZ wahrscheinlich der Meinung den Faux-Pax mit der Falschmeldung hat keiner mitbekommen. GANZ schwach liebe FAZ. Aber die Redakteure legen noch einen drauf:

Dass Informationen über die Wahl über Twitter verbreitet werden, ist nicht zu verhindern. Dass sie falsch sind, auch nicht.

Da greife ich mal zur künstlerischen Freiheit und mache daraus „Dass Informationen über die Wahl über die FAZ verbreitet werden, ist nicht zu verhindern. Dass sie falsch sind, auch nicht“.

Danke FAZ, das war sehr spassig!