Ich werde alt und meine Zivilcourage ist fürn Popo

Ich hatte heute beim Hamburger Amtsgericht etwas zu erledigen (als Zeuge). Der Angeklagte machte mich so böse (was ich mir vor dem Richter aber wohlweislich verkniff rauszulassen), dass ich nicht in die direkt vor den Justizgebäuden befindliche U-Bahn steigen konnte. Ich brauchte frische Luft und musste noch ein paar Schritte gehen. Aus ein paar Schritten wurde ein kleiner, angenehmer Spaziergang und ich trottete Richtung S-Bahn Jungfernstieg.

In den grossen Bleichen kommt mir ein Mensch – mein erster Gedanke war Dandy – entgegen, dessen Gesicht erst einordnen musste: Es war tatsächlich Walter Scheuerl, seinerzeit derjenige, der mit der Initiative „Wir wollen lernen“ dafür sorgte, dass in Hamburg weiterhin die Kinder von „Besserverdienenden“in Reservatschulen unterrichtet werden. Ein Mensch der Sprecher einer Bürgerinitiativen für die Erhaltung eines Kastensystems, schon im Schulalter ist.

Dieser Mensch kommt mir also vorhin entgegen und was mache ich? Er geht 50 cm an mir vorbei und was mache ich? Ich hätte ihm einen Fußhaken stellen können – das hätte Stil. Ich hätte ihn mittels Blutgrätsche umsäbeln können …. das wäre bemerkenswert. Oder ich hätte ihm einfach einen auf die Nase hauen können – aber Schläge sind als Mittel der Erziehung von penetranten Kindern auch nicht mehr angemessen.

Ich gehe einfach weiter. Denke noch kurz drüber nach, vertwittere es  – um mir „anzuhören„:

Wenn du das nächste mal im Blog über mangelde Zivilcourage meckerst, bekommst du den Tweet um die Ohren gehauen 😉

Tja, jetzt stehe ich hier und muss damit klarkommen, dass es ein Thema gibt, dass ich nicht mehr anschneiden darf.

Aber wie sagte mein Spieß damals „Es gibt so Fälle, da schlägt man einen Affen und muss nachher für einen Menschen zahlen“. Man soll Menschen nicht verprügeln – tut man nicht.

Ist Sascha Lobo ein Turbokapitalist?

Manchmal muss man dann doch etwas zu Menschen schreiben, die man eigentlich aus dem eigenen RADAR verbannt hat. Sascha Lobo hat es geschafft sich nochmal in meine Aufmerksamkeit zu drängen, mit seinem „Plädoyer für die Beschleunigung…“ im Spiegel.

Es geht um Geschwindigkeit – vor allem um Geschwindigkeit der Kommunikation. Wie wichtig die stete Geschwindigkeitssteigerung ist.

„Geschwindigkeit“ – „immer schneller“, das waren die Begriffe die irgendwo in meinem Hirn kreisten, bis heute bei Twitter davidblnde meinen Gedankenknoten platzen lies:

Auch daß „Schnelligkeit“ so wichtig sei. Für wen eigentlich? Für Journaille vlt. Aber nicht für Politik!

Ja, wem nutzt es – wer profitiert von der „Geschwindigkeit“ der heutigen Zeit? Sind es nicht ausschliesslich die Kapitalisten? Wer den Lagerbestand schneller „dreht“ erwirtschaftet mehr Ertrag, wer die Informationen schneller hat, kann profitabler arbeiten.

Geht es dem Individuum auch um Geschwindigkeit – als ureigenstes Bedürfnis? Ich meine jetzt nicht den Testosteron -Porsche als Kompensationsglück. Ich meine es als Art des Lebens?  Es heisst zwar im Rock’n’Roll „live fast die young“ – aber wenn ich mir Ozzy heute so anschaue.. 🙂  Liegt uns denn nicht mehr an einem ruhigen Tag im Kaffee – einem Spaziergang oder einer ruhigen Fahrradtour?

Lobo schreibt:

Dahinter steht der reaktionäre Fetisch der Langsamkeit. Was langsam ist, verheißt Kontrollierbarkeit, Geschwindigkeit ist ein Zeichen von Kontrollverlust. Aus diesem Grund war der „Sturm auf die Bastille“ kein „Spaziergang zur Bastille“, aus diesem Grund existiert das preußische Diktum „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“.

Kontrollierbarkeit ist natürlich ein Schlüsselwort, denn wer will schon kontrollierbar sein? Habe ich aber nicht selbst viel mehr Kontrolle, wenn ich in Ruhe die Anderen analysiere? Wenn ich Entscheidungen wohlüberlegt treffe, anstelle Dummheiten schnell übers Knie zu brechen? Insofern wird das Ergebniss des Vergleiches von Lobo in Sachen „Sturm auf die Bastille“ auch zu einem „Sturm im Wasserglas“.

Wernn Lobo schreibt

Im Gegenteil, es handelt sich um die biologische Reaktion namens Stress, die Lebewesen seit jeher beim Überleben hilft. Stress ist etwas Gutes. Erst in der falschen Dosierung wirkt er schädlich, wie ungefähr alles andere auch.

Möchte ich ihn fragen, wieviel Stress denn gut ist – wo die Grenzen liegen? Ob Lobo weiss für welche Situationen der Mensch diese Funktion „Stress“ erlernt hat? Stress hilft uns in lebensbedrohlichen Situationen körperlich und geistig leistungsfähiger zu sein. Lobo findet es also gut, dem Körper und Geist vorzugaukeln, wir wären in Gefahr. Interessant, sowas nennt man bei Drogenexperimenten einen Horror-Trip – erstrebenswert nenne ich etwas anderes.

Es bleibt – nach lesen des gesamten Artikels –  nur ein Verdacht: Lobo ist ein verkappter Turbokapitalist, dem die FDP noch zu weich sein müsste.

Ich fordere: Mehr Schutzgebiete – auch für Politiker!

So großartig ich es auch finde, dass in Alaska nun ein Schutzgebiet für Eisbären eingerichtet werden soll

Die USA haben in Alaska und vor der Küste des Staats ein Gebiet von 484.000 Quadratkilometern zum wichtigen Lebensraum von Eisbären erklärt. Innenstaatssekretär Tom Strickland sprach von einem Schritt nach vorne, um die Tiere vor dem Aussterben zu bewahren.

(FTD). Wenn man schon mal dabei ist, kann man doch auch ein Schutzgebiet für deutsche Politiker einrichten. Ich hätte da auch schon einen Vorschlag. Ein befriedetes Areal, kaum bevölkert, abseits gelegen und zum See ist es nur ein kurzer Spaziergang.