Bagatelldelikte, Kündigungen und Anstand

Hach ist es nicht toll, wie es im Blätterwald rauscht. Kaum mischt sich Ingrid Schmidt (Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts) in die Bagatelldiebstahl-Debatte ein, hat die Fraktion der Qualitätsjournalisten (ich LIEBE dieses Begrifflichkeit..) wieder mächtig Stoff um Blindtexte, welche von all denjenigen die ihren Namen gern in der Presse lese,  zu erstellen.

Heute dürfen ein Juristen und Politiker mal wieder ihren Namen im Spiegel lesen, um sich dort zu dem Thema zu äußern.

Aber was soll der ganze (sorry) Scheiß?

  1. Man stiehlt nicht (Frau auch nicht ..)
  2. Man versucht immer sich gütlich zu einigen

Es kann nicht angehen, dass eine Fraktion erklärt, die Benutzung einer einzelnen 0,55€-Briefmarke (auch wenn es Diebstahl ist) nach 30 Jahren Betriebszugehörigkeit eine fristlose Kündigung rechtfertigt. Rein rechtlich, ist das – natürlich – legitim. Aber wo bleiben Moral und Ehre? DIE bleiben auf der Strecke – bei allen Beteiligten.

Die andere Fraktion möchte gern eine „Du darfst bis X-Euro klauen“ Klausel gesetzlich verankert wissen. Ja HALLO? Hat man denen ins Hirn .. (naja, ihr wisst schon)? Das würde bedeuten, dass eine Firma mit 1000 Mitarbeitern sich solange von den Mitarbeitern um Kleinbeträge bestehlen lassen darf, bis jeder Mitarbeiter einmal abgemahnt wurde? Wie oft kann man wohl für Kleinbeträge klauen, bevor man erwischt wird? Welche Kosten werden da pro Mitarbeiter angesetzt?

Wo bleibt bei all diesen Diskussionen das Fingerspitzengefühl und die Vernunft auf beiden Seiten?  Ich muss dabei an Asterix denken: Die spinnen die Römer – ALLE!

Liebe Arbeitnehmer: WENN ihr unbedingt – weil ihr kein Frühstück hattet – ein Brötchen aus eigener Produktion essen müsst: Fragt euren Chef vorher.

Liebe Arbeitgeber: Wenn euer Mitarbeiter eine Briefmarke privat genutzt hat, lasst ihn 10 Briefmarken in die Portokasse legen. Das ihr ihn hinterher eine Zeit lang im Auge behaltet – euer gutes Recht.

Diebstahl von Firmeneigentum und Generve

Wenn ich bei uns in der Firma mal ein Postwertzeichen (vulgo Briefmarke) für private Belange benötige, frage ich meinen Chef. Jedes Mal (bislang 3x glaube ich). Alles, ja wirklich ALLES was ich – sozusagen fliessend – aus dem Firmeneigentum in meinen Besitz übergehen lasse geschieht mit expliziter Erlaubnis der Geschäftsleitung.

M. und T. schaun mich gern belämmert an, wenn ich wegen solch „Blödsinns“ eine Erlaubnis einhole. Aber dies tue ich nicht ohne Grund. Gerade wieder ist eine altgediente Mitarbeiterin (rechtswirksam!) fristlos gekündigt worden. Ihre Verfehlung: Sie hat 6 Maultaschen, die – lt Bericht – ansonsten in den Müll gewandert wären mit nach Hause genommen.

Es ist nicht nur das Entkräften jeglicher Diebstahlsabsicht, sondern AUCH das entkräften jeglichen „Geredes“ durch Arbeitskollegen, dass mich zu diesem Verhalten bringt. Die Geschäftsleitung weiss exakt, wer wann etwas an sich gebracht hat – und sei es auch nur eine Schraube im Wert von 0,5c.

Es ist nicht so, dass ich in einer „strengen“ Firma arbeiten würde – eher ist das Gegenteil der Fall. Aber gewisse Dinge sollten Standard sein.

E-Plus: Wenn Geld verleihen Geld kostet

E-Plus – dieser junge, dynamische Mobilfunkanbieter – wartet mit einer neuen Innovation auf dem Geldmarkt auf: Man darf E-Plus dafür bezahlen, dass man dem Unternehmen  Geld leiht. Ihr denkt ich spinne? Nene, lest selbst, was in der Welt geschrieben steht:

E-Plus nimmt unliebsame Kunden ins Visier: Wer einen Vorkassetarif besitzt und zu selten telefoniert, muss künftig eine Mindestgebühr zahlen. Verbraucherschützer sind empört, fürchten einen Nachteil für ältere Nutzer. Doch E-Plus verweist darauf, dass die wenig lukrativen Kunden zur Konkurrenz wechseln könnten.

Wie funktioniert Prepaid? Ich bezahle JETZT für eine Dienstleistung, die in Zukunft erbracht wird. Das heisst, ich gewähre – mittels Vorkasse – dem die Dienstleistung erbringendem Unternehmen einen zinslosen Kredit (das am weitesten verbreitete Prepaid-Produkt ist nebenbei die Briefmarke).

Daraus ergibt sich, dass dieses Unternehmen eigentlich froh sein sollte, wenn ich diese Dienstleistung NICHT nach kurzer Zeit in Anspruch nehme, da mein Kredit – auf Grund der längeren Laufzeit – dann ertragreicher für das Unternehmen ist. Nicht so bei E-Plus, dort soll der Kunde nun zur Kasse gebeten werden, wenn er dem Unternehmen nun sein Geld überlässt.

Geht es E-Plus wirtschaftlich so schlecht? Scheint so!