Was mich an Bestechung WIRKLICH nervt

Gerade schafft es wieder ein deutsches Unternehmen seine sozialen Fähigkeiten medial zu verwerten:

Die US-Börsenaufsicht SEC hat ausgerechnet, wie viel Geld Daimler im Ausland verdiente – mithilfe von Schmiergeld und teuren Geschenken an Staatsbedienstete. Erstmals nennt die SEC auch eine Gesamtsumme zu den Bestechungsgeldern. Der deutsche Konzern versucht einem Gerichtsverfahren zu entgehen. (Welt)

Es geht um Millionen und Milliarde – und es geht auch um Arbeitsplätze. Vor allem auch um die Arbeitsplätze bei den  Mitbewerbern, die sich nicht die Finger dreckig machen. Immer wieder höre ich das Argument:“Ja, andere tun das auch, da muss man mithalten“. Fürn Arsch! Gar nix muss man mitmachen. Meine Mutter sagte damals immer: „Und wenn alle in die Elbe springen, springst Du auch?“ Nee, lieber nicht.

Ich habe früher auch mal  in einer größeren Liga gespielt als jetzt. Und ich habe gelernt ansatzlos – und das auch mit leerem Magen zu kotzen. Das geht, wenn man bei einem potentiellen Kunden anruft, nach dem Status der Ausschreibung fragt und als Antwort zu hören bekommt:“ Ach Herr Reizzentrum, wir hätten das ja gern mir Ihrem Unternehmen gemacht. Ihr Produkt ist besser und Ihre Kompetenz hat uns überzeugt, aber $Mitbewerber hat die Herren Entscheider ein Wochenende auf einem Schloß in Irland mit Whisky abgefüllt – nun kriegen die den Deal“. Diese Sätze habe ich tatsächlich so hören müssen.

Ja werdet ihr nun sagen, der Typ ist ja auch echt ein Depp, wenn das so offensichtlich ist, warum stellt er eine Strafanzeige? Kann ich euch sagen: Mein damaliger Chef (huhu Benito) und ich haben lange überlegt und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir unserem Business massiv schaden, wenn es herauskommt dass wir Bestechung angezeigt haben. Denn dann hätte unsere Firma an keiner Ausschreibung mehr ernsthaft teilnehmen können. Saubere Weste und gutes Gewissen machen auch Magenschmerzen.

DAS ist es, was mich an Bestechlichkeit so massiv nervt: Dass etwaige bessere Anbieter auch und gerade wenn sie bessere Leistung anbieten können, rausgekegelt werden. Und es soll mir keiner dieser Schlips-Ärsche erzählen, man könnte in einer gewissen Liga nicht ohne Vorteilsgebung arbeiten. Kann man! Wir haben es bewiesen. Aber es hat genervt, SO aus Deals rausgekegelt zu werden – und obiges Beispiel war kein Einzelfall. Ich könnte Geschichten erzählen – so bei einem Bier oder so ….

Ihr sucht eine günstige private Krankenversicherung? JETZT FDP wählen!

Ja, wenn Du nur genug für seine Lobbyisten tust, dann tun die auch was für dich. Die DKV bietet FDP-Mitgliedern eine Krankenversicherung mit speziellen Konditionen:

Eine Partnerschaft, die sich auszahlt für FDP-Mitglieder und Mitarbeiter. Fünf Prozent Rabatt, Vorerkrankungen sind anders als üblich kein Grund, den Versicherungsschutz zu verweigern, Familienmitglieder werden mitversichert und Wartezeiten gibt es auch nicht. Ein Rundum-sorglos-Paket für den freiheitsliebenden Liberalen. Unter ihnen sind ohnehin überdurchschnittlich viele privat versichert. (Quelle Süddeutsche)

Wenn man soviel für einzelne Unternehmen und Verbände tut wie die FDP muss sich das ja irgendwann auch mal für die Mitglieder lohnen. Nicht nur die Partei, sondern jeder einzelne soll ja von den Bestechungsgeldern Vergünstigungen profitieren.

Wer seine Gegner kritisiert, sollte die Worte weise wählen

Wenn die FDP-Spendenaffaire (ich nenne so schon mal so) ein Thema im Bundestag ist, sollte man als Redner WOHL vorbereitete Worte finden. Schauen wir doch mal, wie vorbereitet unsere Koalitionstruppen sich der Kritik der Opposition stellen (Quelle, alle: Tagesschau)

Angesichts der massiven Kritik ging die Union in die Offensive: Sie wies den Vorwurf der Käuflichkeit nicht nur zurück, sondern warf der Opposition – mit Blick auf den Antrag der Grünen – „durchsichtiges und unehrliches“ Vorgehen vor.

Durchsichtig und unehrlich? Das sind Prädikate, die ich FDP und CSU in Sachen Hotelspenden und Verdacht der Bestechlichkeit auch ans Revers hefte. Aber mal unter uns: Gibt es EINEN Politiker in Deutschland, dem ihr eine Ehrlichkeit unterstellen würdet? Solche Menschen sind doch längst im Ruhestand – wenn nicht ausgestorben.

Aber auch der nächste ist ein echter Schenkelklopfer:

Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Peter Altmaier, sah gar die „politische Kultur“ gefährdet.

Wer also „Gschmäckle“ anspricht und kritisiert, gefährdet die politische Kultur? Welche Kultur denn bitte? Die Kultur, dass jeder seine Gesetze bekommt, solange man es schafft die Bestechlichkeit vor dem Wahlvolk zu verschleiern? Sind es nicht vielmehr die Lobby-gelenkten Politiker, die den Saustall, den wir Politik nennen, zu verantworten haben?

Auch die stete Nebelkerze, die Spende sei ordnungsmäß gewesen, darf natürlich nicht fehlen:

Für die FDP mischte sich ihr parlamentarischer Geschäftsführer, Jörg van Essen, in die Bundestagsdebatte ein. Der Antrag der Opposition sei ein Skandal. Es gebe keinerlei Notwendigkeit für diese Debatte. Die Spende an die FDP sei ordnungsgemäß gewesen.

Soll das etwa heissen, dass jedermann gern Bestechungsgelder annehmen darf wenn er diese Einnahmen denn nur beim Finanzamt angibt? Aber im Gegensatz zu den Parteien, die noch zusätzliches Geld über die Parteienfinanzierung für die Bestechungsgelder bekommen. Wenn wir bestochen werden, kommen wir ins Gefängniss – Parteien werden monetär belohnt. Ich könnte kotzen.