Regierungssprecher verspricht Arbeitslosen bessere Ausbildungsmöglichkeiten

Auf eine Fragen bei Twitter, wie denn die Qualifikation der ehemaligen Schlecker-Mitarbeiter wäre und ob eine einfache Umschulung denn ausreichend war wie folgt:

1)@Wer_Ich_Bin Es ist ein Angebot zur Ausbildung. Wer sich dafür entscheidet, für den gelten d. gleichen Anforderungen wie für jeden anderen.

und

2)   @kpEschert Niemand spricht von „mal eben umschulen“. Es geht um die ganz normale Ausbildung an den ganz normalen Fachschulen inkl. Prüfung.

Unter der Vorraussetzung, dass alle Menschen in Deutschland den gleichen Wert gegenüber der Regierung haben und gleich behandelt werden entnehme ich, dass ab sofort alle Arbeitslosen ein Ausbildungsangebot erhalten werden. Jeder Arbeitslose oder Hartz-IV-Empfänger hätte dann einen Anspruch auf eine fundierte Ausbildung, inkl. Prüfung. Endlich haben diese ewige Umschulungen (wenn sie denn überhaupt finanziert werden) ein Ende und die Menschen haben eine echte Hoffnung.

Oder ist das alles am Ende doch nur eine Schaumschlägerei, wie alles was aus der Ecke „Ulla von der Scheinheilig“ kommt? Ein blödsinniges Muster ohne wahren Wert?

Arbeitslose, Kranke und Statistiken,

Vorab möchte ich meiner getreuen Leserschaft das Buch von Gert Bosbach empfehlen: „Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden“ (Link zu Amazon).

Denn die Lekture dieses sehr flüssig lesbaren und informativen Buches hat mich über diese Meldung nachdenken lassen:

Empfängern von Arbeitslosengeld I ist laut einer Statistik der Techniker-Krankenkasse (TK) im vergangenen Jahr die höchste Pro-Kopf-Menge an Medikamenten verschrieben worden. Im Schnitt erhielten sie Arzneimittel für 254 Tage des Jahres, wie die Kasse am Mittwoch in Hamburg mitteilte.

Die Krankenkasse wertete die Statistik als Beleg, dass auch fehlende Arbeit krank macht. „Die Daten zeigen, dass Gesundheit nicht nur von den gesundheitlichen Belastungen am Arbeitsplatz abhängt, sondern dass auch mit der Arbeitslosigkeit gesundheitliche Risiken, vor allem im psychischen Bereich, verbunden sind“

Quelle: Zeit. Nun könnte man losrennen und diese Nachricht in alle Winde verteilen. Unreflektiert und – ist ja eine Statistik – sofort psychiatrische Unterstützung für Arbeitslose fordern. Andererseits könnte man interpretieren, dass – wieder mal – die Arbeitslosen uns einfach unverschämt viel Geld kosten.

Ich möchte aber euer Augenmerk auf eine andere Betrachtung lenken: Wieviele Arbeitslose sind wegen einer dauerhaften, chronischen Erkrankung in die Arbeitslosigkeit verbannt worden? Ohne diese – nicht unwichtige Information – ist die Statistik der Techniker-Krankenkasse eher nutzlos. Und gerade für eine Krankenkasse sollte es etwas leichtes sein, zu erkunden ob diese Arbeitslosen eventuell bereits vorab zu dem „teureren“ Kreis der Kunden gehörte. Die bereits vorher Erkrankten müsste man aus der Statistik heraus rechnen, um dann die Neuerkrankten identifizieren zu können. Leider liefert die Statistik der TKK dazu keine Zahlen.

Mein Dank an Gert Bosbach, der durch sein Buch meine Sensibilität in Sachen Statistiken deutlich schärfte.

Staatsfeind Nr.1: „Schwarz“arbeitende Hartz-IV Bezieher

Es wird wieder der Aufruf befeuert: Der Aufruhr der gerechten, der (Steuer)Zahlmeister der Nation.

Durch Schwarzarbeit entgehen dem Fiskus jährlich Milliarden, auch Arbeitslose kassieren am Staat vorbei ab: 59.000 standen im vergangenen Jahr im Verdacht, sich auf Kosten der Steuerzahler bereichert zu haben – so viele wie seit Jahren nicht.

Quelle: Spiegel. 59.000 standen unter Verdacht, das heisst nicht, dass sich dieser Verdacht auch bewahrheitete. Auch darf man nicht vergessen, dass nicht nur Arbeitslose in dieser Statistik auftauchen:

2010 erhielten im Durchschnitt 4,9 Millionen erwerbsfähige Menschen staatliche Leistungen zur Sicherung ihres Lebensunterhalts.(Hervorhebung von mir)

Addiert man die ganzheitlich Arbeitslosen hinzu, so ergibt sich, dass ca. 0,1% der Bezieher von Hartz-IV in Verdacht stehen eine unerlaubte Nebeneinkunft zu erzielen.

Ich persönlich wage zu behaupten, dass deutlich mehr als 0,1% der in Deutschland ansässigen Grossverdiener (Firmen und Personen) den Staat durch Steuertricksereien beschubsen. Weiterhin stelle ich die Behauptung in den Raum, dass der Bundesrepbulik durch diese Steuertricksereien ein deutlich höherer Schaden entsteht, als ihn alle Hartz-IV Bezieher gemeinsam verursachen könnten. Aber man schickt den Zoll lieber auf Baustellen, als dann man Steuerprüfer zu den Unternehmern sendet.

Gegenmeinungen?