Liebe Piraten: Auch ihr macht politikverdrossen

Ach liebe Piraten, was muss ich nur wieder so alles aus eurem Kreise wahrnehmen?

Über Abmahnung sprach ich schon, aber Menschen, die sich als Landesvorsitzender bewerben und in dieser Bewerbung schreiben:

Natürlich sollte er auch in der Lage sein den Landesverband nach außen und gegenüber dem Bundesverband vernünftig zu vertreten

hören sich gut an, aber wieso liest dann solche bewertende Beschreibung im Twitteraccount:

Beisitzer im handlungsunfähigen Landesvorstand der Piratenpartei

Sind das Massnahmen zur vernünftigen Präsentation des Landesverbandes nach aussen? Marketing sieht anders aus.

Oder die Feststellung eines anderen Piraten via Twitter:

Ich bin Pirat und ich bin gegen BGE! Jemand der behauptet, #PIRATEN sind für BGE missbraucht meine Arbeit und meine Stimme!

Diese Art des Demokratieverständnisses zerreist in mir alles. Weil ein Hirsel (es sind mehr Piraten gegen BGE – aber es geht hier um diese Aussage) gegen das BGE ist, darf man nicht behaupten, es gebe Piraten die für das BGE sind? So macht Politik Spass, dagegen kannst Du jede Comedy in die Tonne klopfen.

Ein weiteres Piratenhobby ist es, Themen über die bereits abgestimmt wurde, leicht abgewandelt wieder ins Rennen zu schicken. Nur so bindet man genügend Kräfte um zu vermeiden, dass man zu wirklich wichtigen Dingen kommt.

Von Vätern, die von ihren Frauen geschlagen werden und demokratische Entscheidungen ignorieren, will ich gar nicht erst anfangen.

Kinder, Kinder, was für argumentative Vollhonks machen sich bei den Piraten breit. Am 30.10 ist in Hamburg Landesmitgliederversammlung. Und GANZ ehrlich: Ich schätze es bringt uns allen mehr, wenn ich dort nicht auftauche.

Ich war der Meinung, dass Kindergeburtstage von Vier- bis Sechsjährigen – mit einer gesunden Menge geladener Gäste – durch nichts  zu toppen wären. Liebe Piraten: IHR seid anstrengender. Was allerdings kein Grund ist darauf stolz zu sein.

Anmerkung: Ich habe bewusst keine Namen oder Links genannt. Glaubt mir, ich kann alles belegen. Aber ich will hier nicht auf Individuen schlagen, sondern nur mal zum Nachdenken anregen und meinen Frust rauslassen. Auch will ich eingestehen, das es sehr wohl engagierte und „gute“ Piraten gab und gibt, aber es sind zu wenige und sie werden von den depperten Schreihälsen meist ins Abseits befördert.

Man muss sich auch mal suhlen dürfen

Ich meine suhlen hier nicht direkt in der Form, wie die Schweine sich im Dreck wälzen, Man kann sich auch in Selbstmitleid, Rechthaberei, Schuldlosigkeit und anderem suhlen.

Und genau dieses scheint das Piratenweib gerade zu tun. Ich schrieb über den konkret anliegen Fall bereits, weil er so schön zeigt wieviel Aufmerksamkeit einzelnen Mitgliedern der Piratenpartei geschenkt wird, egal ob Sie ein Amt haben oder nur einmal im Jahr ihren Mitgliedsbeitrag zahlen.

Jetzt allerdings haut sie die Pauke, die Piratin. Zuerst allerdings – soviel Arsch hat sie dann in der Hose, gibt zu zu, dass diese Abmahnungen (in Piratenkreisen DAS Bäh-Bäh überhaupt) tatsächlich von ihr initiert wurde.

Abgemahnt wurde jedoch zu Recht, in meinem Auftrag (s.o.), wenn auch nicht explizit zu diesem Thema.

Dann aber wird es episch-theatralisch, wenn Kritiker direkt angesprochen werden:

Ich danke euch für den tiefen Einblick in eure dunklen Seelen. Anderen Geldgier zu unterstellen, und selbst lebt ihr natürlich grundsätzlich alle von Wasser und Brot und eifert Jesus nach, indem ihr monatlich 40 Tage faste

Mit diesem Argument legitimiert das Piratenweib die gesamte  Abmahnindustrie, denn auch Abmahnanwälte, die GVU und andere leben natürlich nicht von Wasser und Brot. Ich habe allerdings schon von Menschen gehört, die entweder ihr Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen, oder gleich für etwaigen Content Gebühren verlangen.

Gudrun ist sauer – so richtig sauer und man merkt, dass die alte Bundeswehrregel: „Beschwerde erst nach Ablauf einer Nacht“ wahrlich einen tieferen Sinn hat, denn WENN Frau Debus etwas über die Vorgänge geschlafen hätte, sich mit Vertrauten beraten hätte, wären wahrscheinlich keine Zeilen wie folgende von ihr zu lesen:

Warum ich euch danke?Ganz einfach, weil ihr mir damit nur den letzten Tropfen geliefert hat, der das berühmte Fass zum Überlaufen bringt. Den Tropfen, der noch gefehlt hat, um ganz klar zu machen, dass die Piratenpartei ein dampfender Scheisshaufen ist. Um klar zu machen, dass 99% der Mitglieder erzkonservative, rechtsverdrehende sexistische Vollidioten (nicht wahr, Sebastian „Genderkram“?) sind, die von Datenschutz keinen blassen Schimmer haben

Die Piratenpartei ist also ein Scheissehaufen! Steile These. Und 99% der Mitglieder sind „erzkonservative, rechtsverdrehende sexistische Vollidioten“ (Wie hoch war unsere Frauenquote? Aber Frauen können auch sexistisch sein!). Frau Debus scheint seit ein paar Tagen im Modus: Ich hinterlasse überall verbrannte Erde. Warum dem so ist, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Ist mir persönlich unterm Strich auch ziemlich egal.

Worum ging es nochmal auch? Um z.B. eine Abmahnung gegen den Verein Tacheles: Aktuelle Informationen zum Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe und Grundsicherung. Aber Frau Debus sieht sich iim Recht, denn:

Es wurden Lizenz- und Urheberrechte missachtet. Das ist ein rechtlicher Verstoß. Es gab/gibt kackbraune Naziseiten, die meinen Text verändert haben, so dass er eine völlig andere Aussage ergibt. Sollte ich dagegen nicht vorgehen oder mein Vertreter? D´accord? Ja, natürlich, aber auch gerechterweise gegen andere.

Ja genau, gleiches Recht für alle! Wenn schon einprügeln, dann auch auf alle drauf – das sagen auch Mappus und Konsorten. Nicht nur die Kastanienwerfer (Rechte) bekommen Pfefferspray und Wasserwerfer, auch Rentner und Schüler.

Es folgt auch ein hinlänglicher Versuch eigenes – in meinen Augen absolut fehlerhaftes – Verhalten zu relativieren, in dem das Piratenweib so jeden aufzählt, an dessen Anmerkungen zu dem Vorgang Sie etwas auszusetzen hat. Auch ich kriege mein Fett weg – ich habe Sie zwar nicht wirklich angegriffen, aber dennoch greift Gudrun Debus zur Genderkeule:

Ich war noch nie Pirat. Ich bin Piratin. Interessant auch, dass sich soviele wie du über meine zwei Namen erbosen – haben die meisten, die im Netz schreiben, doch nicht einmal einen einzigen echten Namen. Muss wohl der Neid der zu kurz Gekommenen sein – und das ist durchaus doppeldeutig gemeint.

Jau, dass ist konstruktive Kritik, wie ich sie zu schätzen weiss. Zu den zwei Namen möchte ich anmerken, dass die Erwähnung deshalb Sinn macht, weil Grundrun Debus (anscheinend auch ansprechbar als Gudrun Habersetzer) die Abmahnungen durch Ihren Lebensgefährten (Herr Habersetzer!) unter gleicher Anschrift hat erstellen lassen.

Es bleibt – trotz aller Enttäuschung an den Vorgängen – ein bisschen Freude, dass eine Person die offensichtlich zumindest nicht belastbar ist, sich aus den Reihen der Piratenpartei verabschiedet.

Es könnte aber sein, dass Frau Debus noch eine steile Karriere in der Politik bevorsteht. Nur das mit dem Schuld eingestehen, bevor man auf argumentative Gegner einschlägt, DAS muss sich Frau Debus noch abgewöhnen.

Sollte Frau Debus sich in Zukunft von den Piraten fernhalten, würde sich meine Bedauern in äusserst engen Grenzen halten: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Gruss von einem „erzkonservativen, rechtsverdrehenden sexistischem Vollidioten“

#Ruhrbarone vs. #Tauss. Streisand- oder Köhler-Effekt?

Das ehemalige SPD- und Piratenpartei-Mitglied Jörg Tauss hat heute die Blogger der Ruhrbarone abgemahnt. Da ich den Text der Abmahnung nicht kenne, kann ich natürlich nur spekulieren. Aber es wird wahrscheinlich um Textstellen wie:

Der sich an Kinderschändungen ergötzende Piratenpolitiker Jörg Tauss

und

Es ist nun gerichtsfest nachgewiesen, dass sich Tauss Bilder von Kindervergewaltigungen besorgt hat, um sich daran aufzugeilen.

gehen, die Stefan Schroeder in einem Blogeintrag der Ruhrbarone so veröffentlicht hat. Auch wenn Schroeder den Blogeintrag nachträglich geändert hat, sind seine Aussagen getan und sind – wohl nicht nur in meinen Augen – ein gerichtsverwertbarer Tatbestand. Dass Jörg Tauss nur abmahnt und keine Klage wegen übler Nachrede etc. pp. initiiert rechne ich Tauss als deeskalierend an. Die Ruhrbarone entwickeln sich in den letzten Tage immer mehr zu einer MeinungsBILDungsmaschine, denn zu einem Weblog das dem selbst gemachten Anspruch gerecht wird: „Journalisten bloggen das Revier“.

Interessant, wie die Ruhrbarone – was sie in dieser Sache schon seit ein paar Tagen tun – anstelle einer „Sorry, wir haben Mist gebaut“-Meldung sich selbst immer tiefer in die Gosse schaufeln. In dem heutigen Artikel z.B. schreiben Sie:

Das mag ja sein, nur ist es ein erheblicher Unterschied ob derDas mag ja sein, nur ist es ein erheblicher Unterschied ob derEx-SPD-Ex-Pirat Tauss sagt, er habe Kinderpornographie  besessen, oder ob ein Gerichtzweifelsfrei feststellt, Tauss verfügte, so die taz,  über Bilder auf denen Analverkehr von Erwachsenen mit sechs bis achtjährigen Jungen zu sehen ist.

Das „TAZ-Zitat“ taucht heute das erste Mal bei den Ruhrbaronen auf. Es geht rein sachlich nur um den Unterschied „Gerichtsfest bewiesen“ – was ein Unterschied machen würde, wenn Tauss geleugnet hätte – oder geständiger Täter. Wer allerdings nicht Journalistisch arbeitet, sondern sein gegenüber beschmutzen will, der eskaliert indem er weiterhin versucht sein gegenüber zu diskreditieren. Der Tatbestand der Beleidigung grenzt sich von der freien Meinungsäuserung dadurch ab, dass die Beleidigung das Ziel hat sein Gegenüber zu verunglimpfen, zu verletzen. Inofern werte ich den obigen Absatz als Versuch der Verunglimpfung, aka Beleidigung. Durchsichtig, widerlich.

Wenn man argumentativ in der Ecke steht und die Argumente des Gegners zerpflücken „muss“ dann kommen auch solche Stilblüten dabei raus:

Weiter störte sich der Rechtsanwalt daran, dass Stefan Schröder geschrieben habe, Tauss habe die Freiheit des Netzes missbraucht, um sich seine Vergewaltigungsbilder zu ziehen. Der Rechtsanwalt sagt, Tauss habe nicht das Internet benutzt, sondern sich seine Befriedigungsvorlagen auf anderen Wegen benutzt. Wir sollten also nichtden Eindruck erwecken, Tauss habe das Internet benutzt.Diesen Vorwurf können wir nicht nachvollziehen.  „Netz“ schließt hier in dieser Bedeutung die moderne Kommunikation ein. Von Usenet bis zum Mobilfunknetz.

Schade, dass „das Netz“ von den Ruhrbaronen hier auf Kommunikationsnetze einschränkt. Binnenschiffer denken bei „Netz“ vielleicht auch an das Netz der Wasserstrassen, Fernfahrer an das Autobahnnetz und den Gag mit den Fischern erspare ich uns allen. „Das Netz“ ist für jeden Blogger zuerst das IP-basierende Netzwerk. Und auch die Ruhrbarone sollten das wissen. Naja, im Landgericht Hamburg kommt man mit dieser Argumentation vielleicht durch …

Und nun komme ich zum eigentlichen Punkt: Solche Aktionen „sich gegen im Netz veröffentlichte Themen“ enden meistens im Streisand-Effekt, dass heisst das sich der gewünschte Effekt ins Gegenteil da man etwas, dass man nicht im netz sehen möchte sich auf einmal ins Gegenteil kehrt: Das ganze Netz wird informiert.

Seit gestern kann sich eine neue Begrifflichkeit etablieren: Der Köhler-Effekt. Der Netz greift ein Thema auf und gibt dem Thema ein breites Medium, dass der sich Wehrende von der Kraft des Netzes profitiert und der Angegriffene – wie z.B. der Bundespräsident Köhler – stumpf dem Untergang geweiht ist.

Was in diesem Falle passieren wird? Die Zukunft wird es zeigen. Ich denke die Chancen für Tauss stehen gut. Das Internet darf kein rechtfreier Raum werden!