Warum keiner verwöhnte Kinder mag #Guttenberg

Der Haushalt der Bundesregierung ist ein Sorgenkind. Allein die Neuregelung bei der Kapitalertragssteuer kostet den Steuerzahler 3,7 Milliarden Euro (Quelle Spiegel)

Zinsen, Dividenden, Wertpapiergeschäfte: Die Steuereinnahmen aus Kapitalerträgen sinken dramatisch. Laut einem Zeitungsbericht bekam der Fiskus 2010 rund 3,7 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr. Erwartet hatten Finanzpolitiker eigentlich ein dickes Plus.

Wohlgemerkt: Wer Kapitalbesitz sein eigen nennt, wird enlastet. Er lässt nun den einfachen Arbeiter mit bezahlen.

Aber schon seit langen schallt der Ruf des Bundesfinanzministers durch die heiligen Hallen: Es muss gespart werden. Alle Ministerien sollen die Ausgaben kontrollieren und eben nicht so viel Geld ausgeben.

Alle Ministerien? Naja, unser kleiner hochwohlgeborener Selbstverteidigungsminister, den pficht das nicht so sehr an:

Wer als Star des Kabinetts gilt, hat im politischen Alltag einige Vorteile: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) rechnet offenbar damit, von seinem verabredeten Beitrag von 8,3 Milliarden Euro zum Sparpaket der Bundesregierung nur etwa die Hälfte erbringen zu müssen.

schrieb der Spiegel noch am 18.12.2010. Heute, am 24.01.2011 sieht das schon wieder ganz anders aus:

Es droht ein neuer Konflikt um die Haushaltssanierung: Verteidigungsminister Guttenberg wolle für den Bundeswehr-Umbau 1,2 Milliarden Euro zusätzlich, berichtet die „Rheinische Post“. Das Geld ist demnach für „attraktivitätssteigernde Maßnahmen“ vorgesehen.

Auch hier: Quelle Spiegel.

Ja, das ist der Grund, warum niemand (ausser Porno-Barbie) mit dem gegelten Hochglanz-Minister spielen mag. Wer schon als Kind jeden Wunsch durch Mama und Papa erfüllt bekam, der ist einfach unrealistisch gierig. Da sind mir Kinder von Arbeitern und Arbeitslosen deutlich angenehmere Zeitgenossen. Für die ist es nicht selbstverständlich, dass man 2-3 mal im Jahr in den Urlaub fliegt. Für normale Menschen ist das Konto von Papa nicht in der Lage wirklich jeden Wunsch zu erfüllen.

Herr Guttenberg, nicht genug, dass Sie sich von der BILD instrumentalisieren lassen, nun drehen sie wirklich ganz durch. Der Adel hat in Deutschland seit vielen Jahren keine Sonderstellung mehr inne. Es wird Zeit dass auch Sie das (als Letzter?) begreifen.

Michael Endes unendliche Geschichte, Nerdcore und Euroweb

Es scheint wahrlich eine unendliche Geschichte zu werden – und da ist viel Popcornpotential in dieser Tüte. Besonders interessant finde ich, wie einzelne Teilnehmer dieses Rührstücks „Drama Baby!“ das deutsche Recht so weit dehnen, dass es kurz vor dem Bruch steht.

Ein paar Beispiele (die in diesem Blog noch nicht verwurstet wurde..):

Udo Vetter (Lawblog) twittert:

Interessante: Seit vorhin ist Rene Walter wieder Inhaber von Nerdore.de, zumindest laut Denic.http://moby.to/3hvfpa (via @netzpolitik)

und verlinkt auf Daten, welche der DENIC-Datenbank entstammen. Nun steht vor jedem Zugriff auf die DENIC-Daten folgender Disclaimer:

Die in der whois-Abfrage ersichtlichen Domaindaten sind rechtlich geschützt. Sie dürfen nur zum Zwecke der technischen oder administrativen Notwendigkeiten des Internetbetriebs oder zur Kontaktaufnahme mit dem Domaininhaber bei rechtlichen Problemen genutzt

Durch das Betätigen des untenstehenden Buttons „Akzeptieren“ versichern Sie, dass Ihrerseits ein berechtigtes Interesse vorliegt und Sie die ausgegebenen Daten nur zu diesen Zwecken nutzen werden. Ihnen ist bekannt, dass sich die DENIC eG vorbehält, bei Missachtung dieser Versicherung rechtliche Schritte einzuleiten und Sie von der Nutzung der whois-Abfrage auszuschließen.

Ja, aber diese Regeln gelten natürlich nur für Firmen, die sich mit der Web-2.0 Szene anlegen. Für die Web-2.0 Szene gelten diese Regeln nicht. Für Udo Vetter gelten diese Regeln offensichtlich nicht oder er ignoriert sie wissentlich.

Ein anderes Phänomen findet man, wenn man den Wert der Domain nerdcore.de beziffern soll. Da gibt es die Firma Euroweb, die wohl über ihren Anwalt das Gericht (den Gerichtsvollzieher?) dazu brachte einen Wert der Domain auf 100€ zu beziffern. Ist das die „Schuld“/ ein Fehlverhalten seitens Euroweb? In meinen Augen: Nein. Denn dass die Firma Euroweb ihre Interessen vertritt scheint mir nachvollziehbar. Einerseits hätte Rene Walter lange vor der Übertragung der Domain aktiv werden können und andererseits hätte das Gericht (Gerichtsvollzieher?) ja dieser Bitte/Empfehlung Eurowebs nicht folgen müssen.

Rechtsanwalt Thomas Stadler twitterte

Holt das Popcorn wieder raus:#Euroweb attackiert DENIC http://tinyurl.com/4hcxvfy #nerdcore

Und leider (ja, ich bedauere es tatsächlich, aber es entspricht meiner Rechtsauffassung) hat die Euroweb recht, wenn Sie den von Stadler verlinkten Artikel mit

Das Internet – eine rechtsfreie Zone?

überschreibt. Denn von Rechts wegen hat Euroweb in vielerlei Hinsicht seine Interessen wesentlich rechtsstaatlicher verfolgt, als Rene Walter, die DENIC eG, oder andere Beteiligte. Schade eigentlich, dass sich hier der moralisch wahrscheinlich Unterlegene durch Formfehler der Gegenseite in das Licht der Rechtsstaatlichkeit stellen kann.

Antiautoritäre Erziehung als Altlast?

Ich habe eine Verhaltensstörung: Ich frage mich viel zu oft „warum?

Ich twitterte vorhin:

Was früher durch darwinistische Selektion ausgestorben wäre, wird dank Internet und Fanboys heute zur Heldenfigur. #Tragisch

Ist es denn nicht so, dass heute wirklich jeder zum Helden oder Star wird? Einerseits wird gegen Springer protestiert und auf der anderen Seite verdrehen Fanboys eines schrillen Bloggers die Faktenlage, bis einem beim Zusehen schwindelig wird.

Welche Autoritäten erkennen wir heute noch an, wenn es anscheinend (von gewissen Kreisen)  gesellschaftlich akzeptiert ist, Gerichtsentscheidungen gänzlich zu ignorieren? Das wir uns über die Parlamente aufregen schön und gut. Aber welche Instanz darf denn noch über Recht und Ordnung bestimmen? Nur noch der Pöbel?

Da steht die Meute und skandiert: „Nur weil jemand Geld hat, hat er noch nicht Recht“. Ja, ich gebe der Menge partiell Recht, aber: Es hat auch nicht recht, wer am lautesten schreit!

Man kann nicht auf der einen Seite erklären,, dass das Internet kein rechtsfreier Raum wäre und man keine speziellen Gesetze für das Internet benötigt, wenn man andererseits die bundesdeutschen Rechtsmittel schlicht ignoriert. Ja was denn nun? Gelten Regeln immer nur für andere? Gilt, was heute für Beleidigung und Verleumdung gilt, in morgen auch für Diebstahl und übermorgen für Körperverletzung und Mord? Wer genügend Follower hat kann straffrei machen was er will? Ist das wirklich der Weg? Wer will da noch Springer und die BILD kritisieren, wenn sich Blogger EXAKT den selben Weg gehen: Recht haben durch Menge der Leserschaft. Rechte müssen immer für alle gleichermassen gelten!

Meine Mutter sagte zu mir – wenn ich mit dem „Die Anderen dürfen/machen auch“ ankam – des Öfteren „Und wenn die anderen nackt in die Elbe springen, springst Du hinterher?“. Nein, ich springe nicht – zumindest nicht ohne über die Folgen nachzudenken. So wie jeder vernunftbegabte Mensch sich aus mehreren Quellen informiert und „beide Seiten“ anhört, sollte man auch im „Facebook-Freundeskreis“ seine Quellen prüfen.

Und genau DAS scheint das Problem der „ehemaligen Jugend“ – der Generation Kohl – zu sein: Es wird gedankenlos agiert, nach uns die Sintflut. Genau so, wie die CDU heute noch aktiv Politik betreibt. Ausgerechnet diejenigen, die sich für besonders schlau halten, versuchen sich das Motto des Guido Westerwelle ans Revers zu hängen: „Alles nur Spass“.

Aber so funktioniert das Leben eben nicht. Dies macht eigentlich die Pubertät aus, dass man lernt Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Dass man keinen Vormund braucht, der einem die Schuhe zuschnürt und die Schnittstelle zur echten Welt darstellt. Wer aber nie lernte, sich in der echten Welt zurecht zu finden, der wird durch sein leben dfür verantwortlich sein, was Jörn wie folgt twitterte:

de-evolution bestimmt die Gesellschaft!

Und die Fanboys feiern den Untergang der Kritikfähigkeit.