Von den Konservativen guttenbergen

Eines muss man der Anti-Atom-Bewegung in Deutschland lassen: Ihre Reaktionszeit ist bemerkenswert kurz. Die Meldungen über einen Reaktorunfall im japanischen Fukushima waren kaum über die Agenturen gegangen, da meldeten sich schon die ersten Politiker zu Wort, die die Abschaltung der deutschen Kraftwerke forderten. Andernorts in Europa sind die Bürger noch damit beschäftigt, sich einen Überblick zu verschaffen, was genau in dem Unglückswerk eigentlich vorgefallen ist; dem deutschen Atom-Gegner reicht die Nachricht von einem brennenden Meiler, und er weiß, dass es Zeit für Mahnwachen ist.

schreibt Jan Fleischhauer (Von einem, der aus Versehen konservativ wurde) im Spiegel. Und ich denke mir so: „Ja, da haben die Atomkraftgegner doch tatsächlich von den Sicherheits- und Überwachungsfanatikern unseres Landes gelernt. Ich frage mich, ob Fleischhauer sich auch zutraut – bei gegebenen Anlass – auch folgende Zeilen zu veröffentlichen:

Eines muss man den Sicherheitsfanatikern in Deutschland lassen: Ihre Reaktionszeit ist bemerkenswert kurz. Die Meldungen über einen Amoklauf in einer deutschen Schule ist kaum über die Agenturen gegangen, da meldeten sich schon die ersten Politiker zu Wort, die ein Verbot der Ego-Shooter forderten. Andernorts in Deutschland sind die Bürger noch damit beschäftigt, sich einen Überblick zu verschaffen, was genau den Täter zu seiner Tat trieb; dem deutschen Konservativen reicht die Nachricht von einem Amoklauf, und er weiß, dass es Zeit für ein Computerspiel-Verbot ist.

Alternativ schlage ich auch folgenden Passus vor:

Eines muss man den Überwachungsbefürworten in Deutschland lassen: Ihre Reaktionszeit ist bemerkenswert kurz. Die Meldungen über einen Anschlag im benachbarten Ausland kaum über die Agenturen gegangen, da meldeten sich schon die ersten Politiker zu Wort, die eine weitergehende Überwachung des Internets forderten. Andernorts in Europa sind die Bürger noch damit beschäftigt, sich einen Überblick zu verschaffen, was genau  eigentlich vorgefallen ist; dem deutschen Sicherheitspolitiker reicht die Nachricht von einem Bombenanschlag, und er weiß, dass es Zeit für weniger Menschenrechte ist ist.

Ist es nicht seltsam, dass es das konservative Lager so überhaupt nicht ab kann, wenn man mit seinen Mitteln arbeitet? Seltsam, was der Spiegel so alles – unreflektiert – verbreitet. Er reiht sich halt in die Ecke der konservativen Kampfpresse mit ein.

Unerwartet reagieren

Manchmal ist es einfach dem argumentativen Gegner den Wind aus den Segeln zu nehmen – viel einfacher denn als Marionette ferngelenkt zu werden.

Ees fühlte sich eben jemand auf Twitter  mir – fehlerhaft – angegriffen (ich meinte jemand anderes). Ich finde es beachtlich, dass ich in gewissen kreisen so ernst genommen werde, aber gut. Allerdings gebe ich zu, dass ich auch eine lehrreiche Kritik an den betreffenden Herren loswerden möchte. Und zwar kommt jetzt der Erzählbär und erzählt eine Geschichte von der Bundeswehr.

Es begab sich also, dass das Reizzentrum in seltsam olivem Kampfanzug durch die Gegen stiefelte und sich darauf vorbereitete, das Heimatland gegen den (damals noch) bösen Iwan zu verteidigen. Meine Einheit befand sich im Biwak (so eine Art Camping verbunden mit Aktivurlaub) und ein Unteroffizier war der Meinung  mir (rannte als Hauptgefreiter rum)  einen Scheissendrecksdienst aufs Auge drücken zu können, um sich selbst einen lauen Nachmittag machen zu können.

Es kam, wie es kommen musste: Ich holte tief Luft und pöbelte diesen Drecksmaaten an, erklärte ihm wohin er sich seinen Befehl stecken könne, dass ich nicht sein Superdepp und … In dem Moment tauchte unser Spieß auf – angelockt von meiner Lautstärke – auf, griff meine Schulter und zog mich (Widerstand war gänzlich zwecklos) zur Seite.

Dort ergab sich folgender Dialog:

  • Spieß: “ Warum glaubst Du, dass dir dieser Tätigkeit aufgedrückt wird“.
  • Ich(wahrheitsgemäß):“Weil der Typ genervt ist, weil er ein Idiot ist und mir eine reinwürgen will“
  • Spieß: „Genau, weil er dich ärgern will, und was machst Du Idiot? Du zeigst ihm, dass er sein Ziel erreicht hat: Du regst dich auf und bepöbelst ihn. Bleib ruhig, sag schlicht „jawoll“ und freue dich auf sein selten dämliches Gesicht, wenn er keinen Triumph feiern kann, weil Du dich nicht ärgerst.“

Manchmal hat man Glück im Leben, ich hatte es mit diesem Spieß. Ein Mann, den ich mir – auch aufgrund anderer Umstände – als Lehrer und Vorbild für so manches.

Denkt manchmal daran, was euer Gegenüber wohl für eine Reaktion erwarten mag. Warum euer Gegenüber genau SO agiert. Und fahrt ihm dann in die Parade, dadurch, dass ihr eben nicht wie gewünscht reagiert.

Unsere Kraftwerke sind sicher – am Beispiel AKW Krümmel

Da das Kernkraftwerk Krümmel (betrieben von Vattenfall) nur ca. 20 km von meinem Wohnort entfernt liegt (Der Millionenstadt Hamburg) verfolge ich die dortigen Störfälle sowie das Unglück in Japan sehr aufmerksam. Denn wenn um Krümmel herum ein 20Km Radius evakuiert wird, wird es langsam auch für die Bewohner Hamburgs eng.

Bemerkenswert finde ich das stete abbeten des Satzes „In Japan war nicht das Erdbeben der Hauptschadensgrund, sondern der Tsunami – und so etwas gibt in Deutschland nicht“, als wenn massive Störungen nur aufgrund von Tsunamis austreten können. Auch den Satz „Eine Verkettung solcher außergewöhnlichen Naturkatastrophen ist für Deutschland nicht vorstellbar.“ (Hervorhebung von mir) habe ich ganz tief in mein Herz geschlossen, SOLCHE Umstände sind tatsächlich weniger vorstellbar, andere dafür eher.

Schaun wir uns doch nur mal die meldepflichtigen Ereignisse des AKW Krümmel an – Quelle Wikipedia

  • 16. März 2005: Reaktorschnellabschaltung
  • 28. Juni 2007: Brand auf dem Gelände des KKW, inkl. Reaktorschnellabschaltung
  • 4. Februar 2008: Schwelbrand in Lüftungsanlage
  • 18. August 2008: Defekte Schalter
  • 20. März 2009: Abschaltung eines Notstromtransformators
  • 23. Juni 2009: Ausfall einer elektronischen Baugruppe zum Reaktorschutz
  • 4. Juli 2009: Reaktorschnellabschaltung

Einzelne obige Ereignisse werden in Wikipedia wie folgt beschrieben (Hervorhebungen von mir):

Die Notkühlsysteme funktionierten auslegungsgemäß, jedoch zeigten sich im Verlauf weitere Schwächen in Organisation und Technik (Missverständnis in der Schaltwarte, Eindringen von Brandrauch, Ausfall eines Archivierungssystems).

….

Wegen eines defekten Schalters ließ sich eine der vier Pumpen eines Nebenkühlwassersystems nicht einschalten. Weiterhin ließ sich wegen eines defekten Generatorschalters einer von sechs Notstrom-Dieselmotoren nicht mit dem Netz synchronisieren.

In Folge dieser Störung kam es zu einer weiteren Anomalie. Statt einer automatischen Regelung des Füllstands im Reaktor wurde dieser von Hand geschaltet.

Ursache war eine Störung in einem der beiden Maschinentransformatoren, wodurch es zu einer Unterspannung an zwei der vier Eigenbedarfsschienen des Kernkraftwerks kam. Zusätzlich gab es Kühlprobleme bei der Reaktorwasserreinigung sowie (bei der zusätzlichen Fixierung eines Steuerstabes) Hinweise auf ein defektes Brennelemen

Alles nur bedauerliche Einzelfälle, bei denen es oftmals zu Sekundärproblemen kommt. Und diese Probleme stammen ausschliesslich aus dem AKW Krümmel. Wenn uns die Atomlobby weis machen möchte, dass es bei den – ach so sicheren Atomkraftwerken – absolut sicher zugeht, so wäre die korrekte Bezeichnung wohl eher: Wenn da erstmal ein Dominostein umkippt, fallen oft noch andere hinterher. Und genau das passiert eben auch in Japan. Schaut euch auch die meldepflichtigen Vorfälle in Philippsburg(Baden Württemberg) mal an. Ob der Mappus das ignorieren kann, der alte Atomstrombefürworter?

Ich will keine Panik schüren, aber ich für mich habe das Gefühl, dass wir bislang auch ein wenig Glück hatten.