Die Gefahren personalisierter Onlinewerbung

Eben bekam ich mittels Briefpost eine Werbepostkarte eines unserer Hardwarepartner. Es wurde kaum erzählt worum es bei dieser Werbung eigentlich geht, sondern ich wurde schlicht aufgefordert eine personalisierte Webseite aufzurufen.

Die URL setzte sich zusammen aus DOMAIN.TLD/NameVorname. Da der Partner einer von der besseren/netteren Sorte ist, rief ich die Domain auf und nach einigem „Blättern“ kam ich auf die Seite auf der ich nur anklicken musste „Rufen Sie mich zurück“. Meine Rufnummer wurde mir bereits dargeboten – ich könnte diese auch ändern.

Das Spielkind in mir erwachte, meine Ganglien machten schalt-schalt-schalt und ich gab als URL mal den Namen meines Chefs ein. Voila, es wurde mir seine Durchwahl-Rufnummer angezeigt. Wenn ich nun – try and error – diverse Vorname-Namen durchprobierte, bekam ich diverse Durchwahlnummer von mir bekannten oder auch unbekannten Personen angezeigt – jeweils unter dem Rufnummernfeld der „Rufen Sie mich zurück“-Option.

Ich hätte so – problemlos – die Durchwahlnummern diverser Kunden meines Partners ausspähen können. Eben die Durchwahlen, die typischerweise nicht unbedingt auf der Visitenkarte stehen und welche das Vorzimmer auch eher nicht heraus gibt.

Ich wollte schon die nächste Stufe zünden und – mittels Webproxy, ich bin ja nicht blöd – diverse Kunden dieses Lieferanten mittels „Rufen Sie mich zurück“ mal ein wenig unruhig zu machen. Aber für solch einen Scheiss bin ich zu alt, also entschied ich mich die Firmenzentrale zu kontakten, um mich über diesen Umgang mit meinen personenbezogenen Daten zu beschweren. Die Dame (wahrscheinlich aus dem Marketing), die dann meinen Anruf bearbeitete , war für meine Kritik dann auch empfänglich.  Bereits nach ca. 15 Minuten erhielt ich einen Rückruf und tatsächlich die Rufnummern wurden nicht mehr angezeigt.

Solche kleinen Debakel können jedem passieren. Manchmal ist es schlicht Unachtsamkeit, manchmal Dummheit. Hier unterstelle ich Unachtsamkeit und bin angenehm überrascht, wie schnell das Problem behoben wurde.

Merke: Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch gut!

Die – auf derselben Seite – stehenden Informationen zum Datenschutz lese ich – nach der Erfahrung – aber dennoch nur mit einem Schmunzeln:

Der Schutz Ihrer Privatsphäre bei der Nutzung unserer Webseiten und die vertrauliche Behandlung persönlicher Daten ist uns besonders wichtig.

Wir geben unter keinen Umständen und in keiner Form Ihre Daten an Dritte zu Marketing- oder Werbezwecken weiter insbesondere werden diese nicht verkauft, vermietet oder eingetauscht.

Durch ständige Kontrollen gewährleisten wir, dass Ihre Datenschutzrechte bei [von mir anonymisiert] streng gewahrt werden

Verhält sich der Staat wie ein Straftäter oder wie ein Dienstleister?

Sollte ich jemals eine Straftat begehen, wird mir mein Anwalt ganz sicher raten, nur das zu gestehen, was der Staatsanwalt mir nachweisen kann. Alles andere werde ich bestreiten sollen. Als Angeklagter ist es mein gutes Recht mich derart zu verhalten, schliesslich muss ich mich nicht selbst belasten.

Bei einem Angestellten sieht die Sachlage ein wenig anders aus, denn dieser ist seinem Arbeitgeber gegenüber zur Wahrheit verpflichtet. Wird ein Angestellter gefragt, ob er die Beule in das Auto gefahren hat, so ist er verpflichtet dieses zuzugeben, da er ansonsten das Vertrauen aufs Spiel setzt, welches für das Vertragsverhältnis mit seinem Geldgeber ein wichtiger Bestandteil ist.

Wie verhalten sich nun unsere Staatsdiener (Politiker und Beamte)? Spielen diese mit offenen Karten und sind somit unser Vertrauen wert? Oder verhalten sie sich wie Straftäter vor Gericht wären somit als Angestellte stets abmahnfähig?

Die Dresdner Polizei hat während einer Anti-Nazi-Kundgebung Gespräche von Demonstranten abgehört. Dies bestätigte nun die Staatsanwaltschaft. Bisher war nur die Aufzeichnung von Handydaten eingeräumt worden. Die Opposition kritisierte, dass Informationen nur nach und nach herausgegeben würden.

Quelle: Spiegel. Unsere Staatsdiener mauern und belügen uns passiv durch Fehlinformation – verhalten sich also nicht wie loyale Angestellte, eher scheinen sie uns – das Volk – als Richter anzusehen. Was eine sich selbst erfüllende Prophezeiung zu sein scheint.

Firmen gehen in die Cloud – und schenken der US-Wirtschaft ihre Daten

Bislang warnte ich potentielle Cloud-Interessenten davor, ihre Daten in einer Cloud in den USA hosten zu lassen. Heute muss ich sagen: Hände weg von jeglicher Cloud amerikanischer Unternehmen. Dazu zählen neben den üblichen Verdächtigen wie Amazon und Google auch die neuen Kinder auf dem Cloud-Spielplatz wie HP, IBM und andere.

Cloud-Anbieter wie Microsoft müssen US-Strafverfolgungsbehörden Zugriff auf von Kunden gespeicherte Daten gewähren, berichtet der US-Branchendienst ZDNet. Das betrifft auch in der EU ansässige Firmen und in europäischen Rechenzentren liegende Daten, wie Microsofts britischer Direktor Gordon Frazer anlässlich der Markteinführung von Microsofts Office 365 in London erklärte. Er antwortete damit auf die Frage, ob Microsoft zusichern könne, dass in seinen EU-Rechenzentren gespeicherte Daten Europa niemals verlassen könnten.

Da das Unternehmen seinen Firmensitz in den USA habe, müsse es die dortigen Gesetze befolgen, sagte Frazer. Das gilt insbesondere für den Patriot Act, der US-Strafverfolgern weitreichende Zugriffsrechte auf Daten gibt.

Quelle Heise. Es ist bekannt, dass die US-Amerikaner nicht gerade zimperlich sind, wenn es um ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen geht und die NSA schon mal Faxe europäischer Unternehmen abfangen, um diese an die US-Unternehmen weiter zu geben. International tätige Unternehmen können – wenn sie ihre Entwicklungsdaten in einer Cloud bearbeiten – die Dokumente auch direkt an den in den USA ansässigen Wettbewerber faxen/mailen.

Wenn ich dazu lese, dass sich der BKA-Chef Ziercke heute beklagt

Im vergangenen Jahr ist die erfasste Internet-Kriminalität um 19 Prozent angestiegen. Laut Polizei ist dadurch ein Schaden von rund 61,5 Millionen Euro entstanden.

erscheinen mir diese 61,5 Millionen Schaden eher ein Kindergeburtstag zu sein – im Vergleich zu dem potentiellen Schaden, der der deutschen Wirtschaft durch Spionage durch die US-Behörden entstehen kann. Wo ist die bundesdeutsche Politik denn wenn es um den internationalen Datenschutz (nicht nur der Unternehmensdaten) geht?