Wer die Mittelschicht wirklich schwächt

Die deutsche Mittelschicht stellt die meisten Wähler, verliert aber immer mehr politischen Einfluss. Schuld ist das Bürgertum selbst: Es grenzt sich von den Armen ab, wähnt sich an der Seite der Vermögenden – und stärkt damit genau jene, die sich auf seine Kosten bereichern.

beginnt eine interessante Betrachtung im Spiegel. Es ist ein Bericht über Loser – Verlierer. Aber es geht nicht um Arbeitslose sondern um die Mittelschicht. Der Personenkreis, der von der Politik gern als Leistungsträger der Gesellschaft dargestellt wird, aber bei genauer Betrachtung derjenige ist, der die Zeche zahlt.

Die Kosten dieses Selbstbetrugs sind enorm. Während die Spitzenverdiener immer weniger belastet werden, verliert die Mittelschicht rapide. Schon jetzt müssen normale Arbeitnehmer bis zu 53 Prozent ihrer Arbeitskosten als Steuern und Sozialabgaben abführen – während umgekehrt Millionäre ihre Einkünfte nur mit durchschnittlich 34 Prozent versteuern.

Wen wundert es da noch, dass die Arbeitslosen schon fast als Feind des Wohlstandes stilisiert werden? Würde man die Wahrheit propagieren, wäre die Revolution eine Frage von Stunden. Der Feind der Mittelschicht, all der Arbeiter und Angestellten sind aber nicht die Arbeitslosen, die man problemlos finanzieren könnte, es sind die wirklichen Vermögenden die nicht gleichwertig an dem aufzubringenden Kosten beteiligt werden.

CDU: Wenn Eunuchen über Sex sprechen

Wer führt das Land aus den Zeiten der schwierigen Wirtschaftslage? Die Koaliton aus CDU/CSU und FDP, auch bekannt als Tigerentenclub.So sieht es die deutsche Wirtschaft, so präsentierten sich die Parteien im Wahlkampf. Als – im neu-gülle-deutsch – krasse Checker.

Wenn es aber darum geht Kompetenz zu beweisen und Verantwortung in genau DEN Bereichen zu übernehmen, in denen man nicht Anderen sondern sich selbst Wohlstand und Segen bringen kann, dann steht diese tolle Koalition in heruntergelassenen Hosen da:

Angela Merkel sucht jemanden, der die maroden Staatsfinanzen in den Griff bekommen soll. Doch das Spitzenpersonal duckt sich weg. Auch CSU-Star Guttenberg möchte nicht unbedingt Kassenwart sein.

schreibt die FTD. Ist ja auch einfacher, sich mit dem Angelegenheiten von externen auseinander zu setzen – oder sich bei den Lobbyisten lieb Kind zu machen, wenn man denen tolle Möglichkeiten anbieten kann, die dann später der „nachparlamentarischen“ Berufstätigkeit dienlich sind, als sich um eigene Angelegenheiten zu kümmern.

Schön finde ich den letzten Satz in dem FTD-Artikel:

Kein Wunder, dass am Montagabend ARD-Moderator Reinhold Beckmann Guttenberg fragte, warum nicht Amtsinhaber Peer Steinbrück (SPD) weitermachen dürfe. Unbestritten habe der Verdienste, antwortete Guttenberg verdutzt. Aber auch die nächste Koalition habe kompetente Leute. Dumm nur, dass sich von denen noch niemand gemeldet hat.

Dieser bringt es auf den Punkt.

Vater der Klamotten – und der Armut?

Als „Vater der Klamotten“ bezeichnet die FTD den Gründer  des Textildiscounter KiK, Stefan Heinig. Massives Sparen wäre es, was den Mann zu Wohlstand verholfen hat. Wohlstand, der bei seinen Angetsllten eher nicht zu finden sein wird, denn im selben Artikel schreibt die FTD:

2008 stufte ein Gericht die Bezahlung einer Verkäuferin als sittenwidrig ein. Die Klägerin hatte 5,20 Euro pro Stunde erhalten. Angemessen seien mindestens 8,21 Euro, befand das Gericht. Ein Kik-Mitarbeiter mit Führungsverantwortung räumt ein, dass viele Löhne sogar unter 5 Euro liegen. Man habe Glück, dass es der Gewerkschaft Verdi noch nicht gelinge, mehr klagewillige Kik-Mitarbeiter zu finden.

UNTER €5,-. Das sind bei einer 40 Stunden-Woche ca. €936,- brutto im Monat. Darf man an der Stelle schreiben, dass der Wohlstand von Stefan Heinig auf der Ausbeutung seiner Mitarbeiter beruht?Ist er ein Beispiel für die Umverteilung von unten nach oben?

Nice, dass dieser Beitrag in der Serie „kreative Zerstörer“ erschien. Aber ob das SO gemeint war?
Nachtrag: Im Lawblog lese ich gerade, dass die Gewerkschaft der Polizei, Bezirk Bundespolizei am 28.02. zu einer Mahnwache aufruft. Die Forderung der Beamten: €5,- (anstelle von €0,68 bis €2,88 pro Stunde) als Schichtzulage an „ungünstigen Zeiten“. Ich will hier ausdrücklich nicht erklären, dass ich die Forderung der Polizisten als Überhöht empfinde. Ich möchte nur eine Verhältnismässigkeit zwischen einer ZULAGE und einem Stundenlohn hestellen.