Deutschland: Wo Kinder lernen was Vertrauen heißt

Anonymität ist der Sachverhalt, wenn eine Person, eine Gruppe, eine Institution oder eine agierenden Struktur nicht identifiziert werden kann (Wikipedia)

Hamburger Gymnasiasten kann es passieren, dass aufgrund von „anonymen“ Tests – konkret Lernstandserhebungen – den Schülern Ärger ins Haus stehen kann.

Was ist passiert? Nankablitza scheibt in ihrem – viel zu selten befüllten – Blog:

Vor sieben Monaten haben auch die damals noch 8. Klassen, also auch wir, eine solche Lernstandserhebung geschrieben. Wir mussten einen Code draufschreiben, der sich aus Buchstaben unseres Vor- und Nachnamen und unserem Geburtsdatum zusammensetzte. Das war aber keine große Sache, schließlich wurde uns Anoymität versprochen. Angeblich sollten nicht einmal die Lehrer unsere persönlichen Ergebnisse erfahren. Und unsere Eltern haben das auch unterschrieben.

Aufgrund dieser ‘sicheren’ Anonymität haben natürlich einige Schüler (vorzugsweise Jungen, aber ich will hier keine Vorurteile säen) das genutzt, um das Lernstandserhebungsheft (ca. 30 Seiten mit Aufgaben, jeweils zu einem der Hauptfächer gehörend), mit etwas vollzukritzeln, was meine Generation wohl irgendeinen Scheiss nennen würde.

Heute haben wir als Klasse erfahren, dass das ganze mit der Anonymität wohl ein schlechter Scherz gewesen sei; Die Schüler, die die Hefte mit irgendeinem Scheiss (wie wir Fachleute sagen) verschönert haben, wurden von den Lehrern ermahnt.

Das ist eine Geschichte bei der ich schlussendlich nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Aus diesem Vorgehen einer Schule kann als Schüler/Heranwachsender lernen:

  • Schüler lernen: Wenn der Lehrer/die Schulleitung/der Kultusminister erklärt, etwas wäre anonym, so muss das nichts heissen. Egal ob es die Politik ist oder der Lehrer – zu dem ein Schüler Vertrauen haben sollte – der Schüler wird verarscht und belogen. Weder Politik, noch der Lehrerschaft kann man vertrauen.

Das Hamburger Portal zum Thema Lernstand schreibt nämlich ganz klar:

Nach Auswertung der Ergebnisse durch das Landesinstitut werden diese an die jeweiligen Schulen zurückgemeldet und können über einen entsprechenden schuleigenen Zugang auf www.lernstand.hamburg.de eingesehen und heruntergeladen werden.

Die Lehrkräfte erhalten in der Regel die Ergebnisse für jede Schülerin bzw. jeden Schüler und die Klasse insgesamt, ergänzt um anonyme Vergleichswerte vergleichbarer Schulen bzw. Klassen. So erhalten die Lehrkräfte wertvolle Hinweise für ihren Unterricht.

Die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern werden von ihrer Schule über die Ergebnisse der Lernstandserhebungen in geeigneter Weise informiert, ohne dabei die geltenden Datenschutzbestimmungen zu verletzen.

Da ist nichts anonym, das ist alles in Klarschrift. Denn mittels Geburtsdatum und Initialen wird man wohl jeden Schüler einer Klasse ziemlich eindeutig identifizieren können. Auser den Zwillingen Andreas und Anke 🙂

Warum aber erklärt die Lehrkraft den Schülern, dass der Test anonym sei? Will er Ihnen eine gewisse Prüfungsangst nehmen und setzt dafür sein Verhältnis zu den Schülern aufs Spiel? Die Aussage, dass der Test anynom sei, findet man im Netz auch noch an anderen Stellen von Schülern wieder gegeben:

Man sagt zwar voher, die Lernstandserhebung ist nicht wichtig,und soll anonym sein,aber als ich sie geschrieben habe,sollten alle Schüler ihre Namen draufschreiben!
Nun meinte mein Deutsch Lehrer,die Lernstandserhebung sei dafür gut Tendenzen herauszufinden,und danach zu beurteilen!

Ohnehin scheint es um den Begriff „anonyme Lernstandserhebung“ sehr viel Verwirrung zu geben. Wer im Netz ein wenig sucht, wird schnell feststellen, dass es oftmals heisst, der Test wäre anonym. Insbesondere Eltern und Schüler scheinen dieser Meinung zu sein. Insofern ist es absolut glaubwürdig, wenn man davon ausgeht, dass auch an dem hier erwähnten Gymnasium die Schüler falsch informiert worden sind. Denn was ist die Aufgabe einer Lehrkraft? Wissen zu vermitteln! Wenn eine Lehrkraft nicht mal in der Lage ist, die Art der Anonymität der Lernstandserhebungen zu vermitteln,  habe ich zu wesentlich schwierigeren Themen so gar kein Vertrauen.

Schuld vs. Ehre, definiert durch die CDU

Ich finde es erschreckend ehrlich, wenn der der frühere CDU-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus Klaus-Rüdiger Landowsky und Ex-Chef der Berlin Hyp sich in der Welt wie folgt äussert:

„Ich bin sehr zufrieden. Ich habe um meine Ehre gekämpft, das Verfassungsgericht hat sie mir zurückgegeben“, sagte Landowsky.

Ich muss an dieser Stelle Herrn Landowsky anscheinend aufklären – er könnte zwar mein Vater sein, aber manchmal trifft die Weisheit halt nicht ins Schwarze: Ein Gericht entscheidet nicht über Ehre und Moral – es bewertet Schuld und Strafmaß nach vorliegenden Sachverhalten. Daraus ergibt sich, dass man auch als äusserst unehrenhaftes Arschloch vor Gericht frei gesprochen werden kann, oder auch als sehr ehrenwerte Persönlichkeit vor Gericht schuldig gesprochen wird.

Das ein CDU-Politiker allerdings seine Ehre ausschliesslich an Verurteilungen festmachen mag, deckt sich mit meinem Weltbild.

BTW: Das Verfassungsgericht urteilte:

Es sei nicht in ausreichend gesicherter Weise festgestellt worden, dass der Bank tatsächlich ein Schaden entstanden sei, erklärten die Bundesrichter. Daher verstoße die Verurteilung gegen das im Grundgesetz festgelegte Gebot der Bestimmtheit von Strafgesetzen

(Hervorhebung von mir).

Was haben Banken, was Migranten nicht haben?

Gerade die Hamburger Medien sind dieser Tage voll von Berichten über gewalttätige Migranten und es wird deren mangelnder Respekt vor dem deutschen Staat kritisiert.  Als Lösungsvorschläge wurden Prügelstrafen, Ausweisungen und auch Schusswaffengebrauch zur „Re-Respektierung“ genannt.

Ich stelle mir nun die Frage, ob was diese Stammtischstrategen bei folgendem Sachverhalt vorschlagen:

Der Umgang mit europaweiten Bankenstresstests entwickelt sich in Deutschland zu einem Machtkampf zwischen Regierung und der Kreditwirtschaft. Nach FTD-Informationen verweigern diverse Institute die geplante Veröffentlichung der Daten.

entnimmt man der FTD. Weshalb dürfen Banken den Staat so respektlos behandeln und Menschen die eben dies tun sollen verprügelt, ausgewiesen oder gar an- oder erschossen werden? Wenn die Scharfmacher bei „Bundeswehreinsatz im Innern“ Panzerkompanien im Bankenviertel meinen, wäre ich dabei.  Denn die Banken haben den deutschen Steuerzahler in den letzten zwei Jahren mehr gekostet als sämtliche Arbeitslose in 10 Jahren verprassen können.

Wer Politiker und Banker schlägt, kann kein schlechter Mensch sein. (Sehr frei nach W.C. Fields)