Unser Kriegsminister ist ein Schönwettersoldat

Ach wie gern lässt sich unser Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im Kreise der kämpfenden Truppe und an vorderster Front von der Presse fotografieren. Moment, schrieb ich „an vorderster Front“? Sorry, das war ein Fehler meinerseits, denn im Gegensatz zu Wallenstein und anderen adligen Truppenführern zieht es unser Verteidigungsfreiherr vor, den Kriegsschauplatz aus sicherer Entfernung zu betrachten. Bilder mit Soldaten ja, aber bitte-bitte immer schön in Sicherheit:

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat einen Besuch deutscher Kampftruppen in der nordafghanischen Unruheprovinz Baghlan aufgrund von Gefechten der Bundeswehr mit den radikal-islamischen Taliban kurzfristig abgesagt.

Das erinnert mich an ein Posting von Fefe, der die Bildunterschrift zu diesem Bild mit:

Da kommt bestimmt bald eine Abmahnung. Das kann mir doch keiner erzählen, dass die das nicht aus einem Groschenroman kopiert haben.

kommentierte

Der Brüller schlechthin ist aber dieser Satz aus dem TAZ-Artikel:

Es wäre der erste Besuch Guttenbergs eines Truppenteils in Afghanistan außerhalb der Feldlager gewesen. „Sicherheit geht vor, auch für die Männer vor Ort“, sagte Guttenberg.

WENN die Sicherheit für die Männer vor Ort vorgeht, impliziert dies doch, dass sie – wie der Herr Freiherr – bei jeglicher Feindberührung sofort den Rückzug antreten. Wenn dies der Fall ist, was tun denn dann bitte unsere Soldaten dort? Ist das spielen die dort „kriegen“ mit den Taliban? Wer nicht schnell genug wegrennt hat verloren? Guttenberg, der so gern mit seiner militärischen Erfahrung (als Unteroffizier muhahahahaha) prahlt sollte wissen, dass nicht die Sicherheit der Soldaten, sondern das Erreichen des militärischen Zieles an erster Stelle stehen MUSS. Aber er ist halt nur ein Politiker und diese leben in einer Parallelrealität.

Sprengt Spreng die Koalition?

Michael Spreng, dessen Blog Sprengsatz ich sehr wertschätze, schreibt über die Minderheitsregierung in NRW

die neue Regierung in NRW ist per definitionem eine Regierung ohne Mehrheit, also instabil. Sie wird zweifelhafte Kompromisse eingehen, sich in wechselseitige Abhängigkeiten begeben müssen – mal von links, mal von rechts Und das im größten und industriell wichtigsten deutschen Bundesland.

Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann werden sich von Abstimmung zu Abstimmung hangeln müssen, ihr politisches Programm wird zwangsläufig geglättet und verstümmelt. Das hat der Koalitionsvertrag schon gezeigt. Das sind auch für die Wähler von SPD und Grünen keine erfreulichen Aussichten.

und damit zeigt Spreng auf, weshalb unsere Demokratie eigentlich am Ende ist: Es geht nicht mehr um vernünftige Entscheidungen (denn diese hätten immer eine Mehrheit), sondern ausschliesslich um Parteikalkül. Man könnte auf den Verdacht kommen, dass dieses Parteikalkül ausschliesslich durch die Parteispenden gesteuert wird, das wäre aber wahrscheinlich ungerecht. Gerecht wäre ein Politik allerdings, die sich – über die Parteigrenzen hinwegsetzend – ausschliesslich an vernünftigen Lösungen für anstehende Probleme orientiert.

Eine Regierung könnte durch eine 10% Partei gestellt werden, wenn diese Regierung solch wegweisenden Lösungsansätze auf den Weg bringen würde, dass die restlichen 90% diese Politik einfach stützen müsste. Da wir aber leider weder intelligente, noch unabhängige Politiker haben, wird Michael Spreng wohl recht behalten. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Über billige Politiker und dumme Bürger

Ich schrieb bereits vor ein paar Tagen von den durchsichtigen Bemühungen unserer Politiker sich in das Licht von anderen zu stellen um wenigstens ein wenig beleuchtet zu werden. Den Vogel schiesst gerade unser neuer Bundespräsident ab:

Für Bundespräsident Christian Wulff ist klar: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist ein glänzender Botschafter Deutschlands – und der Trainer hat einen Orden verdient.

(Quelle FTD). Nun darf man ja den Bundespräsidenten nicht kritisieren, aber ich möchte wenigstens feststellen dürfen, dass es wohl sehr durchsichtig ist, nun mal so eben auf der Pressekonferenz des DFB ein wenig Sympathie bei den Stammtischen der Republik abzustauben als dem Bundestrainer ein Verdienstkreuz anzukündigen. Sinnvoller wäre es zwar dies zu tun, wenn eine Person wie ein Bundestrainer sein Amt niederlegt, und nicht nach einer Etappe. Aber DANN müsste der neue Bundespräsident ja warten – und er will die Publicity eben JETZT haben. Denn das hilft auch der angeschlagenen Regierungskoalition und unser treuer Knappe der Kanzlerin  Wulff weiss dieses.

Und was tun die Stammtischbrüder? „Ja, der Wulff ist ja ein netter, der ist lieb zu Löw. Gut, das der Präsi geworden ist“.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, sie sollen die Bundesrepublik Deutschland repräsentieren und nicht die Kanzlerin und sich selbst.